Kategorie-Archiv: Geerdet & kurzgeschlossen

Geerdet & kurzgeschlossen

Wie schlimm wird die Schafskälte?

Meteorologen warnen: Die auf den 11. Juni (morgen) terminierte Schafskälte könnte bisher ungekannte Ausmaße annehmen! „Da ist eigentlich alles möglich, heutzutage“, fürchtet ein Meteorologe, und ein anderer bestätigt: „Es wird schlimm werden! Ganz schlimm!“

Lassen wir uns überraschen. Bisher wurde es ja meistens immer noch ein kleines bisschen schlimmer! Fest steht jedenfalls, dass es schlimm wird! Aber wie schlimm? Das ist die Frage!

Ich gebe zurück ans Funkhaus.

Das schlampige Sonett vom Wiesengrund

Ach, ich will dir Blümchen schenken
und in deinem Herz versenken.
Alte Blätter und ein Ästchen
dienen dabei als Konträstchen,

denn es leuchtet Blütenglanz
in den Augen erst so ganz,
wenn er strahlt vor fahlen Farben:
Glück ist nur, wenn wir auch darben.

Stete Sonne lässt uns stöhnen,
schwärmen von des Regens schönen,
überflutenden Exzessen.

Also lass uns stets genießen,
nicht an Dreck und Schmott verdrießen
und erstmal was Schönes essen.

Fatalismus light

​Das zeigt, was die Zukunft ist:
Wolken, Nebel (englisch: Mist).
Keiner weiß etwas genaues.
​Ich, im Zentrum des Verhaues

​wilder Lebenslauf-Entwürfe
​(wo ich fleißig Cocktails schlürfe)
sag mir: Es ist eh ganz Wurst.
Hauptsache, es hält der Durst.

Abenteuer des Treppenhauses

Auf zur Pokerrunde mit den Bleichgesichtern!

Der kleine Herr Schönleben, der schon seit einigen Wochen das Treppenhaus seiner Wohnanlage mit Westernkostüm und Zündplättchenrevolver unsicher machte, weil er mittlerweile eine aggressive Form von Laptopphobie entwickelt hatte, suchte auf Anraten seines Therapeuten Zuflucht in einem streng getakteten Tagesablauf. Geweckt wird seitdem 0700 mit Fanfarenstößen, 0900 erscheinen die Rindviecher (Chef, Art Director) auf dem Monitor und werden mit Peitschenschlägen bedacht, Punkt 1000 wird der Postkutsche aufgelauert und 1230 beginnt die gemütliche Pokerrunde im Dürüm Kebab Saloon unten rechts. Alle weiteren Abenteuer des Tages ergeben sich aus der Tauglichkeit der Spielkarten, denn man spielt nicht nur um Geld, sondern auch um Urlaubstage, Freizeitausgleich und die betriebliche Altersvorsorge, was der Brisanz der Angelegenheit durchaus zuträglich ist.

Ein Arbeitstag

Freudig bewegte sich der kleine Herr Schönleben auf dem vom Getränke-Oligarchen geliehenen Elektrokarren durch sein Home Office und verbrachte die „mit freundlichen Grüßen für zündende Knaller-Ideen“ als Geschenk beigelegten Semtex-Dosen in den Kühlschrank. Die Emanzipation vom Art Director der Agentur, dem „Artklops“, hatte sich gelohnt, und der Gedanke daran, wie das alles einmal enden solle, zumal ihm für die Kampagne nichts, aber auch gar nichts einfiel, raubte ihm noch nicht den Schlaf, in den er nach mehreren Pirouetten auf dem famosen Fahrzeug fiel, tief in den Fernsehsessel versunken. Er träumte ein paar gute Werbetexte, die sich reimten, hatte sie aber schon beim Aufwachen wieder vergessen, und machte sich ein veganes Wurstbrot.

Der Glückskassenbon

„Her mit die Penunze!“ rief der Räuber.

„Dit kannste vajesssen!“ entgegnete ich, unwillkürlich in Buletten-Dialekt verfallend.

„Bist wou ne Bulette, oder was?“ fragte der Räuber.

„Ick weeß ni, wat dir dit anjehen tut!“ rief ich, im Unklaren über die Richtung, die die Konversation einschlagen könnte.

„Nu zeich schon ma her die Börse. Können uns ja einigen.“ Er war sehr kräftig, die Nacht war dunkel, der Ort menschenleer. Ich beschloss, kein Risiko einzugehen und hielt das Innere meiner Börse in den Strahl seiner Taschenlampe.

„Na, zappendusta, wa?“ fragte er mitleidig und fischte dann meinen Glückskassenbon aus dem Geheimfach. „Whow, dit jefallt mich“, versuchte er mich nachzuäffen, „dit nehm ich mit mit mich, Meiner.“

„‚Meiner‘ ist anhaltinisch, du Wurst“, rief ich ihm nach, als er um die Ecke verschwand. Jetzt musste ich wieder eine ganze Weile zum Fleischer gehen, um einen neuen Glückskassenbon zu ergattern.

Maler Gofthe, alternativer Lebenslauf

Gofthe: Kim Il Sung auf dem Fahrrad, Mischtechnik 1987, wiederentdeckt 1998

Der unsterbliche Maler Gofthe, konstituierendes Mitglied der Duisburg-Meidericher Schule der kompromisslosen Inkonsistenz, hatte in seinem Leben mehrere künstlerische Wandlungen durchstehen müssen. Nach der Ausbildung noch der altmeisterlichen Gegenständlichkeit verpflichtet, irrte er im Rahmen seiner Wanderschaften durch mehrere europäische Kriege, malte mit Schlamm, Exkrementen, Blut und Eingeweiden. Aus Gründen späterer Bequemlichkeit wandte er sich dem Abstrakten zu, feierte damit auch Erfolge, die umgehend zu Überheblichkeit und Trunksucht führten. Nach verschiedenen farblich determinierten Perioden ging er dazu über, seine Werke im Winkel von 90 Grad zu kippen, weil er nicht mehr aufrecht sitzen konnte. Erst in der Ruhe eines Klosters kam er wieder zu sich, wagte mit Heiligenbildern einen Neuanfang, wurde allerdings wegen unerlaubten Verzehrs der Messweinvorräte aus der Bruderschaft ausgeschlossen. Immer noch unstet und ruhelos, verirrte er sich in einer nebligen Nacht in die Ostzone, porträtierte die ihn beherbergenden Grenzsoldaten mit Kohlebröckchen auf Tageszeitung und wurde an eine Volkshochschule überstellt. Hier lernte er nach eigener Aussage völlig neu zu sehen und damit auch zu gestalten, der werktätige Mensch rückte mit Macht in sein Blickfeld. Die schreckliche Qualität der einheimischen Alkoholika tat ein übriges, Gofthe wurde abstinent, ein völlig neuer Mensch und wesentlicher Protagonist des sozialistischen Realismus. Er hatte Glück, dass er einige Monate vor der Wende angehalten wurde, vor seinen Schöpfer zu treten, ehe man seine Bilder stürmte.

Das schlampige Sonett von den Schaufeln

Garten-Spa (Beispielfoto)

Da steht die Pflicht und Schuldigkeit
und haut mir meine Hände breit, 
damit ich schöne Schaufeln hab, 
mit denen ich tagtäglich grab. 

Das ist des Lebens tiefer Zweck:
Du wühlst von früh bis spät im Dreck,
zu Hause säufst du Deputat
und drehst auf Null den Thermostat.

Was hilft aus dieser Nummer raus? 
Afrika-Rente, Palmenhaus? 
Ich habe ehrlich keinen Schimmer. 

Vielleicht auch Thailand? Kanada?
Ach nee. Ich nenn den Garten „Spa“.
Und weiß, es geht noch immer schlimmer. 

Das schlampige Sonett zum Jahrestag

Prost im Lichterglanz des Weines!
Trübsal gibt es heute keines!
Dafür Gäste, die in Haufen
durch die Pforte einwärts schnaufen.

Alle werden heut bediehmt,
weil es sich genauso ziehmt,
mit verschiedensten Getränken,
ohne ans Danach zu denken.

Rufen, Lachen, Quietschen, Lallen,
so gefällt der Abend allen,
bis sie schwanken ohne Kraft

ungelenk und wüst nach Hause.
Nächstes Jahr gibts darum Brause,
Tee, Kakao, Ayran und Saft.

Der Sprungstern

K-J-S-37 (Beispielfoto)

Um sich von den anderen (peinlichen) Oligarchen abzuheben, beschloss Klaus-Jürgen, mein befreundeter Milliardär, sich nicht an der ewig langweiligen Konkurrenzspirale Kanu-Boot-Jolle-Yacht-Traumschiff-eigene Insel zu beteiligen, stattdessen gleich ein paar Stufen zu überspringen und sich einen eigenen Stern anzuschaffen (er war auch Nichtschwimmer). Seine Wahl fiel auf den sogenannten Sprungstern ujgorOTOobtzdizayev-37, der sich dadurch auszeichnet, 1. nicht zu weit entfernt zu sein und 2. sich so sprunghaft durchs All zu bewegen, dass er am vorherigen Standort fast noch genau so hell zu sehen ist wie am aktuellen. Das wäre doch einmal eine Überraschung für die Kollegen, dachte sich Klaus-Jürgen, kaufte sich einen neuen Namen für den Stern bei der NASA („ujgorOTOobtzdizayev-37, das ist wie eines der Passworte, die mir der Admin täglich für den Geldspeicher unterjubelt“), sattelte die Rakete und begab sich auf eine erste Erkundungsmission, wobei er darauf achtete, dass er nicht von den Raketen der anderen zwei interstellar mobilen Oligarchen verfolgt wurde.

Aus dem Musikbusiness

Klaus-Jürgens nagelneuer Verstärker beim Vorwärmen

Klaus-Jürgen, der befreundete Milliardär, hatte eigentlich immer ein bescheidenes Leben geführt (deshalb war er ja so reich). Aber eines Tages nagte dann doch eine kleine Unzufriedenheit an seinen manikürten Fingernägeln. Niemand nahm von ihm Notiz, außer die Wirtschaftsredaktionen, die er dafür bezahlte. Wie gern hätte er auch als Popstar reüssiert, aber dazu hatte er bisher einfach keine Zeit gefunden. Also kaufte er sich ein paar Verstärker, Guitarren, Triangeln, Ziehharmonikas und Schlagwerke, dazu mehrere hochdekorierte Lyriker und Komponisten, die er in einen gnadenlosen Wettbewerb um das beste Klaus-Jürgen-Lied aller Zeiten hetzte, und schon nach wenigen Monaten und einigen notwendigen Interventionen seinerseits hinsichtlich der Qualität von Text und Musik konnte er in seinen rechtzeitig erworbenen Fernsehstationen, Streamingdiensten und Sozialportalen den Song präsentieren, der ihn zum Popstar machte: „Klaus-Jürgen Milliardär“. Übersetzungen ins Englische, Arabische und Chinesische sind in Arbeit.