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Produkt-Magasin

Klappe!

Filmstudios befinden sich oft in coolen, abgeranzten Locations

Der kleine Herr Schönleben war vom Art Director zum Dreh eines Werbespots kommandiert worden, weil „alle anderen in diesem Drecksladen noch dämlicher“ als er seien und jemand den Filmfritzen auf die Finger klopfen müsse, damit der „Spirit of the Campaign“ nicht verlorengehe.

Im Studio stand der kleine Herr Schönleben sinnlos pfeifend in der Ecke, bis sich jemand erbarmte und ihm eine Klappe in die Hand drückte, auf die die aktuelle Szene, „The Take“, mit Kreide geschrieben war. Wie in diesen Hollywoodfilmen über Hollywoodfilme! Der kleine Herr Schönleben plusterte sich auf, fühlte sich plötzlich immens wichtig, rannte wie aufgezogen herum, und sobald irgendjemand etwas sagte, knallte er mit der Klappe und rief, so laut er konnte: „Klappe! Klappe! Klappe!“

Umgehend wurde er in den Frauenruheraum verbracht, mit feuchten Tüchern abgekühlt und in den Schlaf gesungen. Der „Spirit of the Campaign“ mischte sich mit den kreativen Ausdünstungen der Crew zu etwas komplett Ungenießbarem, Chef und Art Director waren bei der Präsentation vor Begeisterung aus dem Häuschen und hefteten dem kleinen Herrn Schönleben ein virtuelles Bienchen an, das erste in seiner Karriere.

Vom Undank

Gratifikationsentsetzen

Der kleine Herr Schönleben hatte einen wichtigen Auftrag für einen wichtigen Kunden glücklich beendet; zwar etwas verspätet, doch zur äußersten Zufriedenheit des Art Directors, der die speziellen Wünsche des Kunden mit aller Macht durchgesetzt hatte. Es war ein Männlein zu zeichnen mit unverkennbar folkloristischem Einschlag, Hut, Bärtchen, landsmannschaftlich gefärbter Mundnasenbedeckung — alles in allem eine extrem aufwendige, diffizile Arbeit, die man nicht so einfach aus dem Internet herunterladen konnte, jedenfalls nicht von den Seiten, auf denen der kleine Herr Schönleben üblicherweise unterwegs war.

Der Kunde war glücklich und schickte eine Palette Pralinen in die Agentur, von der allerdings nur eine leere Kartonage in Schönlebens Homeoffice ankam, den Inhalt hatten offensichtlich Chef und Art Director gemeinsam im Bureau verzehrt, wahrscheinlich unter Absingen hämischer Lieder, denn es handelte sich um die guten Alkoholpralinen, die auch der kleine Herr Schönleben besonders schätzte. So legte er sich frustriert und erschöpft ins Bett und bohrte noch ein wenig mit einem Wattestäbchen in der Nase, bevor er in tiefen Schlummer sank und von Himbeergeist in Schokoladenkruste träumte.

Neu bei Nitzsche

Dem hochverehrten Publikumsverkehr zur Kenntnis dass neuerdings in Meinem A. Nitzsche Getränkemarkt in Machern (man muss nur machern) eine Plastik von [Künstler durch Marketing hier ausfüllen] zu besichtigen ist Öffnungszeiten beachten. Sie zeigt auf Wunsch des Hofarbeiters (Problembär) die Revolutionäre Zelle, welcher er angehört, um schließlich die Ausbeuter (Mich) zu enteignen, irgendwann. Sofern Sie sich wundern Toleranz ist das Gebot der Stunde auch Mir gegeben außerdem Tiere und Kinder verkaufen am besten zum Beispiel Moldawien Rotwein extrasüß Bärenblut 8,99 € zzgl. Pfand (wird nicht erstattet). Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef

Der Einkauf

Der kleine Herr Schönleben schleppte sich zum Getränkehändler. Sein Laptop hatte ihn in einer Werbeunterbrechung des Heimarbeitstages mit sogenannten Energy Drinks bekannt gemacht. So etwas wollte er auch, brauchte er unzweifelhaft. Gähnend riss er das Maul auf. 

„Mach mal deinen Schnabel zu, Genosse, oder willst du mir ein Stück Fell rausreißen?“ rief der auf dem Stapler vorbeibrausende Hofarbeiter.

„In keinester Weise, Verehrtester!“ versicherte Schönleben und machte einen Bückling. „Ich will einen Energy Drink.“

Der Hofarbeiter fuhr eine scharfe Kehre, schrie dabei „Gong, Gong, Gong!“, denn er hatte weder Hupe noch Klingel an seinem maroden Gefährt, dann brüllte er „Aufsitzen!“ und raste mit Schönleben durch die Abteilungen. Irgendwo griff er im Fahren einen Kasten Hellbier, klemmte ihn in den Fußraum, brauste an der Kasse vorbei über den Hof und lieferte Schönleben nach Adressabfrage direkt vor dessen Haustür ab. Er warf den Kasten auf den Fußweg, alles blieb heil, brüllte „Es lebe die kommunistische Weltrevolution! Macht genau zwanzig null null!“, steckte sich das Geld in den Zwickel und verschwand in einer Wolke aus Ruß und Straßendreck um die Ecke. 

Der kleine, von diesem Abenteuer völlig erschöpfte Herr Schönleben trug die Flaschen einzeln nach oben, wobei er mehrmals auf der Treppe einschlief, den leeren Kasten trat er auf die Straße. Die Videokonferenz mit dem Art Director absolvierte er unter dem in seinem Leben erstmaligen Genuss zweier Flaschen Hellbier, und er klappte den Laptop nach dem Schlussgong in der Gewissheit zu, sich wacker geschlagen zu haben, denn der Art Director war schreiend auf seinem Stuhl zusammengebrochen. 

Neu bei Nitzsche

Wir Herr A. Nitzsche, Getränkehändler in Machern (man muss nur machern), weisen hiermit die mäßig verehrte Kundschaft auf das neue Angebot des Hofautomaten hin, die Anfertigung betreffend von Pott Kaffee (Duisburg/Essen), Macker Latitude (Wortspiel) und Expressklo (mit vergorenen Bohnen). Tassen werden nur zum Verzehr vor Ort ausgegeben (Bistro Laderampe). Abfüllung in mitgebrachte Gefäße zur Verbringung nach Togo gegen Aufpreis. Staplerverkehr beachten. Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef

Die Muren sind über uns

Suchschweine auf einer Mure (Symbolfoto)

Der Chef hatte den „Auftrag des Jahrhunderts“ an Land gezogen und tanzte vor seiner Laptopkamera und den entsetzten Augen des „Teams“ an den Bildschirmen eine Art Kasatschok. Der Art Director, dieser opportunistische Idiot, sprang ebenfalls wie ein Derwisch in seinem Keller hin und her und fiel erst später in die Regale als der Chef, was diesen stark erzürnte.

Nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten, wurde „die Arbeit verteilt“, das heißt, das Team musste „den Mist nur noch runterprogrammieren“. Es handelte sich um eine Muren-Warn-App. Irgendwo im Gebirge war eine Mure abgegangen, und niemand hatte davor gewarnt, jedenfalls nicht dort, wo es geschah, nur woanders, zum Beispiel in Schleswig-Holstein. Es gab auch schon verschiedene Warn-Apps, aber noch nicht jede IT-Butze im Wahlkreis jedes Abgeordneten hatte bereits eine programmiert. Nun also war die Klitsche des kleinen Herrn Schönleben an der Reihe.

„Wir machen das ädscheil, also agil, für die Trottel unter euch“, brüllte der Art Director, denn der Chef war schon wieder auf Akquise. „Der Schönleben-Zwerg malt ein Logo, am besten eine lachende Mure, die ins Tal rodelt. Die anderen kopieren was aus Wikipedia und den anderen Käse-Apps, hauen das zusammen, bis es blinkt und grunzt, und dann geht der Dreck ans Ministerium, damit die sich durchklicken können und die Knete lockermachen. Capietsche?“

„Und das Pflichtenheft? Die Spezifikation?“ fragte der kleine, aufsässige Herr Schönleben.

„Hatten wir sowas jemals? Den Möhren-Schwachsinn installiert sowieso niemand! Braucht doch auch keiner. In unterentwickelten Ländern kriegt jeder im Möhrengebiet eine Nachricht aufs Telefon und basta Pasta! Das ist genial und billig. Aber bin ich der Minister? Der König?“

„Jawohl!“ riefen einige der Angestellten im Chor. „Sie sind unser König!“

„Aber unsere Steuergelder!“ maulte der kleine Herr Schönleben, der einfach keine Ruhe geben wollte.

„Zahlt von euch Rüben irgendjemand Steuern?“ fragte der Art Director entgeistert. Alle Arme schnellten nach oben.

„Ich fasse es nicht! Ich bin komplett von Versagern umgeben!“ Die Bildschirmkachel, auf der eben noch die aufgerissenen Augen des Art Directors zu sehen waren, wurde schwarz. Das Team machte sich an die Arbeit, der kleine Herr Schönleben schleppte sich aufs Kanapee und schlief durch bis zum Wetterbericht.

Grüße aus Togo

Kaffee wohin?

Früher lief man durch die Welt
ohne Cafe Latte,
weil man schnelle Füße tief
in den Schuhen hatte.

Heute tragen Frau und Mann
und auch Mann und Frau
Weichwandbecher in der Hand:
Kaffee und Kakao.

Wird die Welt nun dadurch schöner?
Wachsen Zwiebeln auf dem Döner?
Wächst das Glück aus allen Poren?
Öffnen sich dem Sang die Ohren?

Eher nicht. Ich fürchte: Nein.
Der Effekt ist allzu klein.

Randnotiz

Zu Hause liegen keine falschen Zeitungen

Immer wenn ich die Brötchen beim Bäcker an der Zeitung mit den großen schmutzigen Buchstaben vorbei getragen habe, wundere ich mich, dass sie nicht sofort zerfallen sind oder verschimmelt nach Pestilenz stinken.

Gesund und frisch

Es heißt, ich würde frisch,
wenn ich mich ranzig fühle,
durch den Erwerb von Fisch?
Die angenehme Kühle

lässt sich vielleicht erreichen,
wenn die erworbnen Fische
mir übern Körper streichen.
Doch lässt sich das bei Tische

wohl kaum realisieren.
Die Flunder unterm Arm:
Was würden alle stieren!
Und also bleibt mir warm,

erst recht wenn in der Pfanne
das Fett in Blasen platzt.
Gesund ist Fisch im Manne.
Hört alle, wie er schmatzt.

Wurst

Wurstspeicher (Beispielfoto)

Der Trend zum Veganismus ist ungebrochen, auch wenn die Leserbriefseiten der Lokalpresse langsam den Schlammsuhlen des sogenannten Internets Konkurrenz machen, wo sich die konservative Elite am bösen „liberalen“ Zeitgeist, der das Volk „diktatorisch“ unterjocht, abarbeitet. Zur Beruhigung: Man kann noch Wurst kaufen, einschlägige Speicher scheinen zu existieren. Ob in „Wurst“ allerdings noch Fleisch enthalten ist (oder jemals war), entzieht sich der Kenntnis der Redaktion.

Notwendige Richtigstellung

Während bei modernen Sonnenschutzmitteln durchaus auf das Haltbarkeitsdatum zu achten ist, weil die Schutzwirkung nach wissenschaftlichen Studien (amerikanische Experten usw.) stark nachlässt bzw. gar nicht mehr vorhanden ist, kann die Anwendung klassischer Produkte bedenkenlos noch nach Jahrzehnten mit besten Resultaten vorgenommen werden.

Von der gesunden Ernährung

Beispielfoto: Tee (noch ohne Honig)

Wir sitzen hier und kauen Blätter
und werden dabei garni fetter.
Denn grüne Blätter sind vegan
und setzen niemals Fett ni an.
Danach gips Tee mit Honig.
Fett wermer davon ouh nich.
Jedoch die Pilsnerrunden
verhelfen zu den Pfunden
an Hüften, Bauch und Po.
Soso. Soso. Soso.

Notwendige Erinnerung

Rasier dich ohne Qual
mit Eisen von Punktal.
Rotiere ohne Schrecken
in Markenrheumadecken.

Iss nur vom besten Brei:
Verzweiflung geht vorbei.
Trink Kaffee ohne Leiden
durch Filter ganz aus Seiden.

Es helfen bis zum Tod
Produkte dir aus Not,
Bedrängnis und Verheeren.
Drum solltest du sie ehren.

Von der Leberwurst

Die Leberwurst ist fabelhaft,
gibt Klugheit dir und Manneskraft.
Auf frisches Brot musst du sie schmieren,
dann wirst du nie ein Spiel verlieren,

ob Handball, Tennis oder Schach.
Iss sie ganz auf an einem Tach,
sonst tut sie dir vlei noch verderben!
Du kannst sie auch vegan erwerben.

Neu bei Nitzsche

Nachdem es in den letzten Wochen wiederholt zu Beschwerden von Seiten der Kundschaft über den Gabelstaplereinsatz des angestellten Problembären (Hofbestarbeiter) gekommen ist, wurde durch Mich, Herrn Getränkehändler A. Nitzsche in Machern (man muss nur machern), die Anschaffung eines Kompaktlastkraftwagens initiiert, der die Schwere der im innerbetrieblichen Verkehr zugefügten Verletzungen in Grenzen halten sollte. Das Fahrzeug wurde aus Beständen der Pionierautobahn besorgt (vom (richtigen) LKW gefallen). Durch das begrenzte Fassungsvermögen sind in Zukunft häufigere und wesentlich zügigere Fahrten in den entsprechenden Betriebsräumen und -höfen zu erwarten. Selbst schuld, Kundschaft! Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef.