Archiv für den Monat: Januar 2005

Die werktätige Masse

Neulich machte sich die werktätige Masse von Lipsigorod in Form eines Wandanstreichers im Hausdurchgang zu schaffen.

Der Hausdurchgang geht vom Tor bis zur hofseitigen Öffnung durch das Haus durch, wie der Name schon sagt. Die Wand des Durchgangs war etwas verschlissen von den Fahrmaschinen, die immer mal dran hängenbleiben, denn der Durchgang ist schmal. Ein Kollege, der mich an diesem Tag abholte, wurde vom Anstreicher unwirsch aufgefordert, gefälligst zu grüßen, denn er hatte dieses unterlassen, weil es in seiner Siedlung nicht üblich ist. Hier schon! Auch abends hatte der Werktätige Grund zum Ärgern. Ein Nachbar machte ihn darauf aufmerksam, dass an einer bereits angestrichenen Stelle eine der jungen Damen, die unser Haus gern und oft bevölkern, mit dem Fahrrad wieder ein Stück der Farbe abgekratzt hatte, wahrscheinlich wegen der Aufregung. Der Anstreicher, den Pinsel noch im Eimer, ließ sich jedoch auch durch intensives Zureden nicht dazu verleiten, diese Stelle „mal kurz nachzubessern“. Er hätte sie ja schon ordentlich gemacht, und nun wäre ein neuer Auftrag fällig, basta. (Wahrscheinlich hat die Dame nicht gegrüßt.) So also ist die werktätige Masse in Lipsigorod, weich in der Pinselführung, aber hart in der Sache.

Mündelsichere Anlage

Zu den vielen Dingen, von denen ich keine Ahnung habe, gehört die Finanzwissenschaft.

Bin ich letztens durch Lipsigorod, und an einem Privatbankhaus, also einem solchen, dessen Namen lediglich Eingeweihte korrekt buchstabieren können und in das man nur mit einer angemessenen Koffergröße Geldes sich hineinwagt, hing außen eine Werbetafel. Fast wie in der Sparkasse, und die gezackte Linie zeigte steil nach oben, wie in der Sparkasse. Alles eine Frage der Skalierung, wie ich immerhin gelernt habe. Und über der Linie stand „Mündelsichere Anlage“. Das allerdings gab mir zu denken. Was ist ein Mündel? Wie sicher ist eine Anlage, wenn sie gegen ein solches gesichert ist? Ich habe ja auch mal in einer Anlage gearbeitet, in der ich mit dem Kran riesige Gestelle mit Elektroapparaturen drauf in riesige Fässer voller heißen Klarlacks tauchen musste. Mündelsicher war die nicht! Natürlich, klaro, geht es hier eher darum, wie man sein Geld „mündelsicher“ anlegt, Scherz beiseite, haha. Und wenn ich mal ganz viel davon habe, traue ich mich auch zu fragen, was das bedeutet, dann ist das ja egal mit der Lächerlichkeit, aber vorher nicht.

Haus der Bilder

Nach dem Buhei, das um das für mehrere Millionen, wenn nicht gar Milliarden (kleiner Scherz) Euren erbaute neue Bildermuseum in Lipsigorod veranstaltet wurde, hat man ja fast gedacht, man müsste schnell mal hineingehen.

Also hat man, da man am Silvestertage wichtigen auswärtigen Besuch erwartete und diesem das extraordinäre Gebäude innen und außen stolz vorführen wollte, im Internetz nach den Öffnungszeiten für diesen Tag gesucht. Unter der Adresse bildermuseum-lipsigorod (so einfach denkt man sich das eben) lümmelte aber nur ein unerfreulicher Domaingrabber, und auch das Googeln brachte nix. Nach langem Suchen fand man auf der offiziellen Stadtseite tatsächlich eine passende Telefonnummer. Unter dieser knurrte eine unwirsche Telefonaufsichtsperson ins Telefon, dass das Haus zu Silvester natürlich zu sei, wie jedes Jahr. Ist es verwunderlich, dass man in diesem Moment die Contenance verliert und einigermaßen grätig zurückbrabbelt, in der Art, dass man als Serviceperson sich am Telefon auch als solche zu gebärden hat, wenn sich schon im Museum keiner findet, der mal 2 Mark 50 in die Hand nimmt und eine Internetzseite hinbaut, wo drin steht, wann zu oder besser auf ist, das kann ja nu jeder, selbst der Verfasser dieser Zeilen. Aber falsch, eigentlich soll man sich zusammennehmen, immer freundlich sein und gern auch den anderen Hörer hinhalten, wenn man gerade auf den einen bekommen hat. Morgen dann wieder.

Vom Wahlkampf 2


Cleverer Landesvater
Im Nachbarland, wo man g als j spricht, hat der Landesvater, der wieder gewählt werden will, den Dumme-Jungen-Streichen vorgebeugt und sich exakt einen solchen Bart wachsen lassen, wie sie ihm sonst hätten angemalt, um ihn zu ärgern.

Am Tag nach morgen

Energie ohne Atomkraft

In dem mittlerweile etwas verblichenen Film „The Day After Tomorrow“ wurde auch das bewegende Thema Hamsterkäufe angeschnitten. Wir waren soeben aus einem kurzen Dämmer aufgewacht und fragten uns: Wofür Hamster? Aber – und das hätten wir uns denken können – Energie ohne Atomkraft ist schwerlich beschaffbar, es sei denn, man hat ein kleines Rad mit einem Hamster drin und einem Dynamo dran. Und weil Hamster nachtaktiv sind, kann man abends auch lange aufbleiben, wenn die Nachbarn schon längst auf dem Weg nach Mexiko sind. Allerdings – Gegenthese – wer schon einmal versucht hat, nachts mit einem durch Dynamokraft beleuchteten Fahrrad zu reisen, weiß um die Geräusche, die solches mit sich bringt. Fußgänger springen schaudernd zur Seite, bis man entnervt das Rädchen vom Reifen löst und von der nächsten Fahrmaschine überrollt wird. Letzteres tut natürlich nichts zur Sache, wenn man unter 4 Metern Schneehöhe auf der Ottomane sitzt, aber der Hamster ist trotzdem verdammt laut.

Negatives U-Boot


Mehrmals war die Rede vom Negativen U-Boot, möglicherweise.
Keiner hat es je gesehen, schalala, denn meist ist es unterwegs in Richtung Omega-Hydrant, weit weg von Blasegast. Es ist größer als alles, unbeschreiblich groß, muss nicht unter Wasser herumfahren und hat die meisten Freunde im Polkanebel. So wie im Bild könnte es aussehen. Gesteuert wird das Teil vom Kleinen Maat.

Lipsigorodskije Lerchen

Lipsigorod ist bekannt als die Stadt der gleichnamigen Lerche.

So in etwa sieht sie aus (der Fotograf war nicht dabei).

Dabei handelt es sich nicht um einen Vogel (für Legastheniker: Fogel), sondern um ein Gebäck (Gepäck), jedenfalls in diesem Fall. Das Gebäck besteht aus einer Art Teigschüssel, in die eine Art marzipanige Masse eingelassen ist, versehen (gebacken) mit einer Art Kruste. Es kommt auch Marmelade vor und bei manchen Bäckern Zuckerguss. Und obwohl Lipsigorod das Recht für sich in Anspruch nimmt, dieses Gebäck hervorgebracht zu haben, ist der Autor der Meinung, dass die besten Lerchen weit und breit weit weg von Lipsigorod im Niederspreewald gefertigt werden, und zwar bei Bäcker Torge in Golßen, Hauptstraße 20. Gegenbeweise schicken Sie bitte an die Redaktion.

Brennende Toasts

Nicht im Michelin-Führer eingezeichnet.

Fast so schön wie im Reich der Zwerge ist es im HINTEREN LAND. So nennt man einen Landstrich, der im Tschechischen warscheinlich konkreter mit „Arsch der Welt“ zu übersetzen wäre. Kapitalistische Einzäunerei und Zubetoniererei wünschen sich die hiesigen Einwohner nicht. Und das wurde erfüllt. Wer sich hierher begeben will, muß auf D-Zug und breite Straßen verzichten. Zwar ist der Weg nicht weit, aber das Land ist gut geschützt. Pausenlos winden sich kurvenreiche Sträßchen bergauf und bergab bis man jedes Zeitgefühl verloren hat. Gar vermeint der Reisende, es ginge nun immer so weiter, bis ans Ende der Zeit. Kaum verwunderlich, daß man – endlich doch beim Wirtshaus angekommen – Gemüschte Eier und Brennende Toasts verzehrt. Wen scherts schon, daß des Teufels Großmutter persönlich in der Küche die Toasts durch Handauflegen erhitzt.