Archiv für den Monat: September 2005

Von Blasegast nach Lipsigorod

Gisella Quarterbeck (sonnengebleichte 23) wohnt in Blasegast im Steckwursthaus.

Kann alles tragen: Gisella

Ein erstes anregendes Körperbildnis allerdings gibt es vorerst nur in Lipsigorod zu bestaunen. Und da man sich in dieser Stadt auch als elfenbeinerne Plastik zuallererst einmal nützlich zu machen hat, wurde sie gleich zum Abstützen von Gebäudeteilen eingesetzt.

Das betreffende Gebäude war in den finsteren Zeiten übrigens von oben bis unten komplett durchgerissen gewesen (West-Ost), wobei der Ostteil erstaunlicherweise etwas höher (entwickelt) war als der Westteil. Mit viel Spachtelmasse und was man sonst so einsetzt wurde alles schön verschmiert. Jetzt können nur noch wirkliche Experten den kaschierten Niveauunterschied bemerken. Und vielleicht die Bewohner, wenn die Glasperlen unters Buffett rollen.

Weltfrieden jetzt überall


Wir paddelten auf den drei Grachten von Lipsigorod. Da kam uns der Weltfrieden entgegen. Das Führerhaus war durchgesägt und umgeklappt, so dass der Weltfrieden unter die Brücken passte und alle Gewässer befahren konnte. An Bord befanden sich lustige Personen in Regenjacken, wegen des Alkohols. Der Weltfrieden stank nach ungefiltertem Diesel, so dass man am liebsten eine Eskimorolle hätte machen wollen, wenn das Wasser nicht so dreckig gewesen wäre.

Das Bild ist von Willy.

Hupe war da


Inzwischen wieder weg: Hupe
Man braucht die Tür gar nicht aufzumachen, um zu wissen, dass Hupe davorsteht. Hupe ist Nachbarkater und erbittet Einlass, zumindest Futter. Zum Dank hinterlässt er gern sein Zeichen, allerdings mit umweltfreundlichem Material und in gedeckter Farbe. Ganz anders Dose und Stift. Die bekommen ihr Material vom Spezialversand und warten nicht, bis wir das Essen runterbringen.

Wo sind die Uhus hin?


Modell zur Vernetzung von 5 Uhus, um Klugheit zu erzeugen.
Kürzlich kam in der beliebten MDR-Sendung „Biwak“, daß die Uhus im Nationalpark Sächsische Schweiz weniger geworden sind. Man erklärte sich das damit, daß durch den Naturschutz jede Menge Schutthaufen usw. verschwunden sind, die von Beutetieren des Uhus bewohnt waren.
Allerdings weiß man auch, daß der Uhu der schlaueste Vogel weit und breit ist. Wo gingen Fuchs und Elster hin, wenn ein Streit zu schlichten war? Zum Uhu! Wohin eilte Pitti, wenn er sich über die Wirkung des Verzehrs von Fliegenpilzen Gewißheit verschaffen wollte? Zum Uhu.
Damit ist bewiesen: Der Uhu ist klug. Wieviel Klugheit ließe sich durch die Vernetzung mehrerer Uhus erst erzeugen. Nicht nur addieren, sondern potenzieren könnte man die Klugheit! Sony hats mit der Playstation 3 vorgemacht.
Die Forschung könnte mit Hilfe vernetzter Uhus ganze Quantensprünge machen – und zufällig liegt ja das berühmte Forschungszentrum unweit von Dresden ganz in der Nähe der Sächsischen Schweiz…

Es lebe der Schwarze Kanal!

Bildschirmarbeitsplätze werden immer beliebter. Das ist kein Wunder, handelt es sich doch um eine Art Fernsehen, nur mit mehr Programmen.

Sehr mager, aber schon mal ein Beitrag zur Energiewende

Probleme bleiben da nicht aus, zum Beispiel der immense Energieverbrauch. Würde man zum Beispiel alle Bildschirme bis zum Mond hintereinander aufreihen, so würden diese soviel Energie verbrauchen, wie alle Bildschirme verbrauchen würden, die man hintereinander bis zum Mond aufreiht. Diese Gefahr kann nur gemildert werden, indem man in den Bildschirmen stromsparende Programme, sogenannte Internetzseiten, zeigt. Als besonders stromsparend erweisen sich dabei schwarze Seiten, da bei diesen kein Licht von der Bildschirmoberfläche abgegeben werden muss. Natürlich scheint das auf diesem Programmkanal hier keine Rolle zu spielen, mein lieber Krösus, eine Sauerei ist das, könnte man ausrufen!

Botzen, Partyzansky vrch, Bozen


In Sichtweite der Pirsken (Hrazeny, 608m)
Am Wochenende war ich wieder im Namen der Wissenschaft unterwegs. Diesmal war es ganz besonders wissenschaftlich, denn es ging ohne Weg und Steg quer durch Gestrüpp, steile Geröllhänge bergauf und bergab – denn ich wollte ihn finden: den heiligen Brunnen!

Zur Vorgeschichte

Eines Tages las ich auf der Rückseite einer tschechischen Wanderkarte die Kurzbeschreibung eines unscheinbaren Bergleins aus Basalt (504m), der in Nordböhmen recht exponiert in einer hügeligen Wald- und Wiesenlandschaft steht. Mein Interesse schaltete auf Alarmstufe bunt um, als eine Sage aus dem 30-jährigen Krieg Erwähnung fand. Und die geht so: Schwedische Truppen im Anmarsch, sämtliche Frauen der Umgebung „lassen sich rote Röcke schneidern“ und wandern im Gänsemarsch auf dem Berg im Kreis herum. Dies sehen die Schweden, halten es irrtümlich für den Aufmarsch einer zahlenmäßig überlegenen Streitmacht und ziehen ab.

Man muß nicht viel über Frauen wissen, um Gewißheit zu haben, daß diese Maßnahme nie geklappt hätte. Bei den damaligen Nachrichtenverbindungen und der Marschgeschwindigkeit der schwedischen Kavallerie hätte man vielleicht eine Vorwarnzeit von 24 Stunden gehabt. Statt sich rote Röcke zu schneidern, hätte jeder, der noch klar bei Verstand war, die Sachen gepackt und wäre abgehauen. Von der grundsätzlichen Neigung jeder Frau, das Gegenteil von dem zu tun, was sie geheißen wird, mal ganz zu schweigen. Auch wenn das alles funktioniert hätte, kann man sich den Aufstieg zum Berg und die Marschiererei sparen, denn
1.) kann man nicht sicher sein, daß die Schweden den Aufmarsch überhaupt sehen
2.) in der gewünschten Weise deuten oder
3.) keine Aufklärer schicken, die feststellen sollen, wer da aufmarschiert, bzw.
4.) sowieso den Kopf schütteln, weil kein ernstzunehmender Gegner auf Berggipfeln im Kreis herummarschiert.

Bleibt nur eins. Die Verpackung eines uralten heidnischen Kultes in eine harmlose Sage als notwendiger Schutz vor dem Klerus hat zumindest im Groben die Überlieferung in heutige Tage ermöglicht. Denn es wird noch besser:
Die Beschreibung des Berges erwähnt auch immer eine „Mauer unbekannter Herkunft“ die den Berg an dessen Fuß, teilweise auch am Hang umringt. In antiquarischen Büchern findet man wenigstens in kleineren Mengen Informationen, die auf das Alter dieses 4 km langen Bauwerks hinweisen. Die Datierungen fallen nicht einheitlich aus, weisen aber auf ein hohes Alter hin. Jüngere Bronzezeit (1000 – 800 Jahre v.u.Z.) oder Billendorfer Kultur (Übergang Bronze- zur Eisenzeit 800 – 500 Jahre v.u.Z.). In 3000 Metern Enfernung Richtung Süden erhebt sich der gleichfalls aus Basalt bestehende Pirsken (608m, heute als Hrazeny bekannt). Zwischen den Bergen besteht Sichtkontakt und auch der Pirsken hat diese „Mauer unbekannter Herkunft“, die ihn in 3 km Länge bekränzt.
Laut A. Weiche leiten sich die Namen der Basaltberge folgendermaßen her: Botzen bzw. Bozen = po scene = slawisch „an der Mauer “ ; Pirsken (heute Hrazany), der 1451 noch Persk hieß- kommt auf sowas wie „Bienenberg oder Flugloch der Bienen“
Ich habe mir die immer noch bis zu 2 m hohe Mauer im Dickicht des Waldes angeguckt. Zur Verteidigung wurde die warscheinlich nicht angelegt, obwohl das in älteren Büchern durchaus angenommen wird. Die beiden Berge sind groß genug als sogenannte Volksburg, verfügen über Quellen und Rinnsale und die Besatzungen könnten sich im Belagerungsfalle gegenseitig wirksam unterstützen, denn der Gegner hätte immer einen der Berge im Rücken, eine Belagerung beider Berge bindet zu viele Kräfte. Sofern das Volk dieser Gegend vor Jahrtausenden genügend Leute auf die Beine bringt, um die Berge zu bemannen, wird jeder Eindringling weiterziehen müssen.

Die steilen teils geröllbedeckten Hänge insbesondere des Botzen sind Befestigung genug, der Berg verteidigt sich von selbst. Die Mauer aus Basaltbruchstücken macht eher den Eindruck eines Postenweges, breit genug wäre er, und mit Holz gedeckt (wie Straßen noch im Mittelalter gebaut wurden) auch komfortabel und für Wagen nutzbar. Nur, daß man eben ausschließlich im Kreis um den Berg fahren kann.
In einem Buch von 1930 wird ein Brunnen auf dem Südteil des langestreckten Gipfels des Botzen erwähnt, der in tschechischen Beschreibungen als „Mädchenbrunnen“ (!!) auftaucht.
Diesen trachtete ich zu finden und ließ keine Kletterei durch Brombeerhecken unversucht. Hin und wieder schoß fluchend ein Wildschwein, dem ich den Sonntagnachmittag versaut hatte, durchs Geäst davon. Oben auf dem Gipfelplateau dann der Schock: totale Verwüstung. Hier hat die nordböhmische Steinbruchindustrie ganze Arbeit geleistet. Natürlich war auf dem ganzen Berg vstup strengstens zakazan, aber sowas spielt eh keine Geige.
Nach einiger Zeit in dieser Endzeitlandschaft findet sich ein kleiner Teich mit klarem kalten Wasser im oberen, südlichen Teil des Steinbruchs. Sollte das die Spur des mysteriösen Brunnens sein?

(weitere Bilder im nächstfolgenden Beitrag)

Der arme Riesenhamster


Vernichtet liegt er im Abendrot: der Riesenhamster.
Die Regentin vom Dresdner (dresdner.nu) merkt hierzu allerdings an: „Bei dem sog. Riesenhamster handelt es sich zweifelsfrei um einen Steinmarder (mardes foina). Leicht zu erkennen am gegabelten weißen Kehlfleck, im Unterschied zu seinem häufiger vorkommenden Verwandten, dem Baummarder, gerne auch Automarder genannt, dessen Kennzeichen ein runder gelber Kehlfleck ist.“

Bellfried

Die Stadt, in der wir festhingen, hat in ihrer Mitte einen Turm, der Bellfried heißt. Das war früher der Wachturm, von dem aus potentielle Angreifer erkundet wurden. Tauchten solche auf, gab der Bellfried Alarm. Daher wohl auch der Name.

Der Bellfried schlägt nicht mehr an

Die schöne Spitze des Bellfrieds installierte man erst, als der Turm nicht mehr gebraucht wurde. Vorher hatte man nur eine Art Holzkasten aufgepappt, zweckmäßig unschön. Auf der Spitze ist ein 4 Meter langer goldener Drachen aufgespießt. So etwas ähnliches gibt es ja in jeder Stadt, auch in Hinterwald. Gold wird immer gern genommen.

Interessant ist, dass auch die Burg mitten in der Stadt, in der wir festhingen, erst dann schön gemacht wurde, als man sie nicht mehr brauchte. Vorher, also nach des Grafen Demission, dienten die Gemäuer als Fabrik, Siechenhaus, Lagerei, Ganovenabsteige. Zur Jahrhundertwende (19 zu 20) beschloss man, etwas für den Fremdenverkehr zu tun und fügte alte Steine zu einem getreuen Nachbau.

Glückliche Touristen bevölkern die Folterkammern.

Bellcantor

In der Stadt, in der wir festhingen, ist alles mit Straßencafes zugestellt, deshalb dürfen auf den Gehsteigen keine Autos fahren.

Wenn man ein Bier verlangt, bekommt man ein kleines (Zivilisation). Als das zweite fast alle war, tauchte ein Herr mit einer Gitarre auf, stellte seinen Fuß auf einen Stuhl eines anderen Tisches und schlug auf die Gitarre ein. Dazu benutzte er keine sogenannten Griffe, nur die natürlich vollschwingenden Seiten. Diesen Akkord spielte er etwa fünfmal, dann beendete er die Attacke und hielt den mit offenem Mund da sitzenden Gästen seinen Hut hin, die ihn auch prompt bedienten.