Archiv für den Monat: März 2006

Geschützte Leerzeichen!

Wir hörten, dass im Zusammenhang mit einem (hüstel) Sportereignis in diesem Jahr bestimmte Worte nicht mehr gesagt werden dürfen, ohne Geld an den (hüstel) Sportverband zu bezahlen.

Herr Nitzsche findet ein Leerzeichen (nicht doppelt).

Also überlegten wir, ob wir nicht auch irgendwelche gern benutzten Begriffe schützen lassen könnten. Leider stellten wir dann fest, dass eigentlich alle Worte schon geschützt sind. Deshalb verfielen wir darauf, das Leerzeichen zwischen den Worten schützen zu lassen. Unermessliche Reichtümer schon eingebildet vor dem inneren Auge, riss uns Herr Ingenieur Pachnicke aus allen Träumen mit der Erklärung, das Leerzeichen sei „ein Allgemeingut“. Maßlos enttäuscht, bliebe uns nur noch, die ziemlich oft vorkommende typographische Fehlleistung zweier hintereinander gesetzter Leerzeichen schützen zu lassen. Die Aussicht auf das ununterbrochene Wühlen in unergiebigen Schriftwerken, nur um Fehler zu finden und damit den Lebensunterhalt zu verdienen, ließ uns dann aber doch von dem Vorhaben Abstand nehmen. Da hätten wir ja gleich Philologen werden können.

Dr. Sperling Schnittstelle

Letztens gelesen, dass es eine „Dr. Sperling Schnittstelle“ für Computerei gibt. Ergriffen gewesen.

Falsches Bild! Dies ist nicht Dr. Sperling!

Das muss schön sein, wenn ein Spezialist an einem Gerät rumfummelt und vom Assistenten den „Dr. Sperling Stecker“ verlangt, vor allem, wenn man selbst der Spezialist oder sogar Dr. Sperling ist. Was aber, wenn man dann noch einen Doktortitel zusätzlich macht? Oder gar einen Professor? Wird die Schnittstelle dann in „Prof. Dr. Dr. Sperling Schnittstelle“ umbenannt? Diese Frage zählt ohne Zweifel zu den hypothetischen und ist ohne Belang, vor allem, wenn man in Papierkörben nach Essbarem suchen muss oder nach der ein oder anderen Pfandflasche, um sich ein Gerät kaufen zu können, das einen zum Beispiel vor der Vogelgrippe schützt (Abschweifung).

Bremsen mit Musik

Letztens fuhr ich einigermaßen zügig auf eine Ampel zu, um diese noch bei Grün passieren zu können. Um beim Abbiegen auf der Kreuzung nicht umzukippen, musste ich natürlich irgendwann doch noch bremsen. Und just in dem Moment vollführten die Herren im CD-Player (JSBX mit „Extra Width“) eine lärmende Gitarrenkaskade, die wie hysterisch quietschende Autoreifen klang. Da bin ich vielleicht erschrocken!

Einbürgerung

Es macht zwar keinen Spaß, immer den Sauen hinterherzuhecheln, die durchs Dorf getrieben werden, aber den hessischen Einbürgerungstest haben wir doch mal probiert.

Mobilität ohne Bundeswehr? Da sei Dr. Koch vor!

Vielleicht ziehen wir ja mal um, nach Offenstadt oder Darmbach, und wenn man aus der Zone kommt, muss man sicher auch seine Eignung und bürgerliche Geisteskraft unter Beweis stellen. Natürlich wurden alle sachlichen Fragen komplett richtig beantwortet, man kennt die Philosophen und die Mittelgebirge, die Dichter und die Flüsse, die heimischen Säugetiere und Kapellmeister, sogar die neue Hauptstadt. Ergänzend zu den angebotenen Lösungen kennt man sogar Universitätsstädte im Osten, von denen der gemeine Hesse sicher überhaupt gar keine Ahnung hat. Nur der Entbindungstermin der Bundeswehr musste falsch geraten werden. Und viel schwieriger wurde es dann bei der Gedichtinterpretation, wie damals in der Schule: „Warum wurde die Bundeswehr gegründet?“ – „Um das imperialistische Regime der Großkapitalisten und Großgrundbesitzer gegen die Arbeiterklasse durchzupeitzschen und die aufblühenden sozialistischen Staaten Mittel- und Osteuropas, insbesondere die friedliebende Deutzsche Demokratische Republik, durch ungehemmtes Wettrüsten beziehungsweise offene militärische Konfrontation wieder unter das Joch des Kapitals zu zwingen?“ So hätten wir früher geantwortet wie aus der Kalaschnikow geschossen, aber das ist natürlich ganz und gar falsch, führt zu immensem Punktverlust, Beugehaft und vielleicht sogar zu verdienter Rücküberführung nach Lipsigorod und Hinterwald.

Skulpturenpark 8


Einzwei kleinere Probleme,
mit denen wir uns heute in diesem Lande herumschlagen, werden durch diese historische Skulptur schon vorweggenommen. Zum ersten ist der verhängnisvolle Trend zur Einkindfamilie zu erkennen. Obwohl nackich und durchaus übertrieben proportioniert, lassen die Eltern es offensichtlich an der Lust fehlen, sich weiter fortzupflanzen, lieber sitzen sie statisch in der Gegend herum. Zum zweiten ist der Sprößling mit einem unterproportional kleinen Kopf ausgestattet, was die heutigen Versäumnisse der Nachwachsenden in den diversen Pisa-Wettkämpfen prophetisch illustriert. Und schließlich wird das ganze Ensemble hemmungslos überlagert von einer bedauerlichen Laune der neuzeitlichen Schaufenstergestaltung in Citylagen. Multikauf weniger als Marke denn als Losung der konsumfixierten Menschengesellschaft, der die schutzlos dem Freien ausgesetzte Keimzelle nichts entgegenzusetzen hat als Angststarre und Paarungsverweigerung.

Verjährte Frechheiten, erinnert

Vor etwa einem Dutzend Jahren, als die Vorbereitungen zur Fünfzigjahrfeier der Bombardierung so langsam anliefen, bewarb die Automobilfirma Rover mit dem Slogan „Join The Air Force“ flächendeckend ihr damals neues Cabrio. Kein Wunder, dass sie nur eine sehr übersichtliche Kraftfahrergemeinde in der Stadt begeistern konnte. Möglicherweise ein kleiner, feiner Baustein zum schließlichen Niedergang des Unternehmens.

Leben in L.

Der langjährige Weggefährte von Herrn Willy, Herr jac, ist aus Hinterwald nach Lipsigorod gereist, um Bücher anzusehen.

Budjonnys Maultierkolonne

Dabei besuchte er auch die Gazeta-Redaktionsgebäude, um mit dem Vorsteher eine Flasche belorussischen Schnaps (Schnap’s) zu leeren. Die persönliche Anwesenheit des Genossen Nitzsche im Sessel des Konferenzraumes wurde ausführlich gewürdigt, worauf dieser sich zufrieden zeigte. Tagsüber sah sich Herr jac Bücher an und ließ sich mit berühmten Persönlichkeiten fotografieren. Am Sonnabendmorgen wurde er just in dem Moment geweckt, als eine berühmte Persönlichkeit scherbenklirrend in das Schlafzimmer seiner Großmutter einstieg und ausrief: „Starr ist die Angst wie ein mexikanisches Maultiergebet“.

So ist das Leben in Lipsigorod, während man in Hinterwald amphibienartig der warmen Jahreszeit entgegendöst.

Skulpturenpark 7


Der Plan.
Der Plan scheint zu sein, ein Schwein in die Hände zu nehmen, das von den Herren links mit der Knarre in der Hand verteidigt (oder erlegt?) wird. Von den Akteuren in der Mitte wird derweil überprüft, ob das Schwein den Plankennziffern entspricht („Kumpel, das ist zu klein“). Unfreiwillig enthüllend die quantitative Verteilung der Beschäftigten: 1 produziert das Schwein, 2 beschützen es, 3 überprüfen seine Planmäßigkeit.

Skulpturenpark 5


Die Feldbrigade im Angesicht des Herrenhauses.
Sicher ist diese Skulptur nicht ohne Hintersinn so aufgestellt worden. Man hört die Brigade förmlich beratschlagen: „Sprengen. Und dann aus den Steinen eine Mauer um die LPG bauen.“ – „Quatsch. Mir lassn das Ding stehn und machn ne Gandine draus.“ – „Aber rundrum Acker. Zuerst Gardoffeln.“ – „Und das UFO? Was wird mit dem UFO?“ – „Da kommen die Gänse rein.“ – „Und was is, wenns losfliegt?“ – „Dann nennen wir die Gänse Laika.“ – „Hahahaha.“

Skulpturenpark 2


Flächen für Skulpturenparks sind rar!
Da ist zum Beispiel die enorme Bevölkerungsexplosion in Lipsigorod, die die Mieten für Wohn- und Büroräume in immer schwindelerregendere Höhen treibt, so dass bei schönem Wetter Bürokräfte mit aufklappbaren Schreibtischen die Straßen blockieren. Aber in einer kunstsinnigen Stadt finden sich immer irgendwo ein paar Quadratmeter, um die eine oder andere gelungene Plastik abzustellen.

Schnitzl


Makrovirus?
Ein seltsames Wesen tanzt in Hinterwald herum. Offenbar hält es auch seine Bezeichnung auf einem Schild in die Höhe – vermutlich um Fragen wie „Wer sind Sie denn!“ vorzubeugen. Die Natur dieses Exemplars bleibt weiter rätselhaft. Ist es ein Makrovirus, ein außerirdisches Lebewesen oder ein durchgedrehter TU-Student?

Skulpturenpark 1


Lipsigorod ist bekannt als Mutter der Künste.
Selbst aus Amerika kommen Menschen herbeigeeilt, um Unmengen von Gemälden, Grafiken, Plastiken und Gebäckstücken mittels Schnellbooten oder Düsenflugzeugen nach Übersee zu verbringen. Aber auch die Einwohner selbst dürsten nach den Hervorbringungen der bildnerisch Schaffenden. Deshalb werden an schönen Orten der Stadt und der Vororte zum Beispiel ständig neue Skulpturenparks angelegt, die das Bedürfnis nach Schönheit, Sex und Rocknroll in der Bevölkerung befriedigen helfen.