Archiv für den Monat: Februar 2016

Aus der Hosentasche fotografiert

Busfahrer

Leider war ich zu weit weg, um zu hören, was der eine Busfahrer zu dem anderen Busfahrer sagte. Vielleicht sowas:

„Icke jloobs ja nich, Kalle, kieke ma, wat die mich für nen Bus hinjestellt ham! Tsehn Meta hoch un tswei Meta breit, den kipp icke doch in nächsten Landwehrkanal, eh, Kalle!“

Sehnsucht nach dem Sommer

Dummes Haus
Beispielfoto: Dummes Haus

Auch wenn der Winter bisher gar nicht sooo tödlich geworden ist, wie alle vorher aus fehlgeleitetem Aufmerksamkeitserheischungsgetöse mit absoluter Gewissheit herausposaunt hatten: Man sehnt sich doch schon sehr nach dem Sommer, damit die wirklich Dummen Häuser wenigstens ein bisschen vom Straßengrün verdeckt werden.

Sagt man so: Straßengrün? Naja, jeder weiß, was gemeint ist.

Entwicklungsvorsprung

Die gerühmte Automobilindustrie unseres einzigartigen Landes entwickelt rollende 300-PS-Smartphones, jederzeit online verbunden mit irgendwas (keiner weiß genaueres), geeignet zum autonomen Dahingleiten mit 250 km/h anderthalb Meter hinter dem Vordermann, völlig geräuschlos, abgesehen von den durch Heerscharen von Sounddesignern synthetisch erzeugten Schnatzknallblubberklängen, selbst für Greise unumkippbar, frei von potentiellen Kollisionen, sicher wie Atomkraftwerke, gefedert wie Indianerhäupte, schön wie tausend Models plus Überholprestige, es ist eine Freude und ein Grund zu überbordendem Stolz auf das Erreichte und den Irrsinn, der noch kommen wird.

Was leider nicht geht, weil ja soviel anderes an diesen Karren zu entwickeln ist (siehe oben): Dass der komplett von seiner Fahrmaschine überforderte Pilot, wenn er denn mal zum Stehen gekommen ist, daran gehindert wird, die Tür direkt vor einem dieser sogenannten „Radfahrer“ aufzureißen, der dann leider die Tür, den Kotflügel und vielleicht sogar die Rolex am Handgelenk des Piloten verkratzt, während er im hohen Bogen durch Luft und Eisen schrammt.

Wäre wirklich zu teuer, dafür auch noch zwei Sensoren zu verbauen und drei Zeilen Code zu schreiben. Übertriebenes Extra, technologischer Overkill, Bevormundung des Piloten, Eingriff in seine Entscheidungsautonomie. Sollen die blöden Radfahrer doch Schritt fahren auf ihrem blöden Radweg.

Draußen

Draußen rennt gerade mein schlechtes Gewissen vorbei, in neonfarbenen Laufschuhen, gelben Leggings und grüner Funktionsjacke.

Ich öffne ein Funktionsbier und lade die dritte Bratwurst auf den Teller.

Vom Export der Schönheit

Die nach Ansicht aller ihrer Bewohner und einiger weniger Besucher allerschönste Stadt der Welt (Hinterwald) geht nun, um den kurzfristig leicht abschwellenden Besucherstrom (man hat sich sattgesehen) monetär zu kompensieren, gänzlich neue Wege. Das Amt für Tourismus, schöne Fassaden und wohlfeile Werbezettel denkt ernsthaft über den Export der Hinterwald-Schönheit in weniger bevorzugte Landesteile nach. Warum, so die von fähigen Mitarbeitern ausgeheckte Frage, sollte man nicht auch woanders in Lizenz ein paar schöne Fassaden hinbasteln? Die Fremden könnten dann bei sich zu Hause vor den Fassaden stehen, würden gegen geringes Eintrittsgeld mit offenem Munde die barocke Pracht bestaunen und im Original-Hinterwald nicht stören bzw. durch schlechten Atem die Oberflächen in Mitleidenschaft ziehen. Und die Hinterwalder müssten sich in ihren Umgangsformen nicht mehr so einschränken, um irgendwelchen Fremden zu gefallen. Eine klassische Win Win Win Situation.

Barockfelsen
Neue Barockfelsen im befreundeten Kleingebirge

In einem befreundeten Kleingebirge startete mittlerweile das erste Franchise-Projekt: Eine besonders prachtvolle Hinterwald-Gasse wurde liebevoll und originalgetreu in eine bis dato eher uninteressante Klamm (so etwas wie eine Schlucht, lieber Fremdling) gehauen, mit Simsen, Putten, Pilastern, Gauben und allem anderen Krempel. Die Reaktionen sind beachtlich und geben Hoffnung für die Zukunft. Die Anwohnerschaft begrüßt die kulturelle Aufwertung der Einöde (nuja, nischlescht, müssmer nimmehr in Zuuch sitzn, um den Quatsch anzesehn). Selbst die sonst allem Fortschritt gegenüber negativ-feindlich eingestellten Naturfreunde sind einigermaßen angetan: Wer sein Kletterseil vergessen hat, kommt auf den reich strukturierten Felswänden nun auch ohne dieses nach oben, selbst mit bis zu zwei Prothesen bzw. Promille.

Wichtige Bekanntmachung

Der Innenminister stellt im Ausland fest, dass es dort auch schön ist, und wenn man das als Innenminister so sieht, sollten es auch die Einwohner des Auslandes so sehen. Und siehe, durch ein Attentat lässt sich kein Innenminister aus der Ruhe bringen, man kann ja auch woanders sein als am Ort des Attentats, zum Beispiel dort, wo der Innenminister gerade ist (kein Attentat).

Außerdem hat es keinen Sinn, vor einer korrupten Regierung (nicht schön, aber auch nicht zu ändern und, hallo, auch gar nicht so richtig bewiesen, oder?) wegzulaufen, denn dann wird man wieder dorthin zurückgeschickt, und die korrupte Regierung bekommt Geld überwiesen (viel Geld), um dafür zu sorgen, dass die vor der Regierung Weggelaufenen netterweise genau dort wohnen können, wo sie garantiert nicht durch Attentate betroffen sind.

Alles klar? Nein? Egal.

Im übrigen sind ab sofort sämtliche (inländischen) Komiker verboten. Deren Jobs übernimmt der Innenminister nebenher.

Über die letzte Überfahrt

Fähranleger
Karl Gongs Vorstellungskraft: Beispielfoto

Wie jeder Vielreisende, das wusste Karl Gong, würde auch er als allerletzten Trip den Weg zum Fluss Styx antreten, und manchmal, wenn er an ein fließendes oder auch stehendes Gewässer kam, versuchte er sich leicht schaudernd vorzustellen, ob so oder ähnlich die Fähranlegestelle „Styx Südpassage“ aussehen würde.

Die Wirkung des Zoofernsehens auf die Insassenschaft

Erdmännchen

„Wo bleiben denn die nun mit ihrer blöden Fernsehkamera? Ich will endlich putzig sein.“

„Ich kann niemanden sehen. Sind wahrscheinlich wieder bei diesen komischen Mullen.“

„Nieder mit den Mullen, eeh!“

„Keine Ahnung, was an denen interessant sein soll.“

„Putzig sind die jedenfalls nicht.“

„Nicht so putzig wie wir, jedenfalls. Das ist schon mal klar.“

„Wir könnten ja, um uns interessant zu machen, unsere Zähne in einen Besucher schlagen. Was denkste, wie schnell die mit ihrer blöden Kamera hier sind.“

„Dann sind wir aber nicht mehr putzig.“

„Haste auch wieder Recht.“

„Zwickmühle.“

„Ja.“

„Pfff.“

„Ich geh dann mal nach den Maden kucken.“

„Ich pass noch bisschen auf.“

„Ciao.“

„Tschüssi.“