Archiv für den Monat: Juni 2019

Ein Bild und keine Geschichte

fluoereszenz

In einem Berliner Club, der bis Kriegsende als Bunker gedient hatte, wurden bei Aufräumungsarbeiten Wandmalereien entdeckt, die von einschlägigen Experten zweifelsfrei mit den Kesselschlachten des Großen Vaterländischen Krieges in Verbindung gebracht werden.

Aus der religiösen Praxis

dachaufbauten

Als der Herr Pfarrer nach langer Zeit wieder einmal schnaufend auf den Turm geklettert war, um nach den Glocken zu sehen, wunderte er sich über die seltsamen Aufbauten auf dem Dach seiner Kirche, die ihm so gar nicht bekannt vorkamen, meinte aber, es würde schon seine Richtigkeit haben mit der Kreativität des Architekten oder des Dachdeckers, oder wer auch immer den Einfall hatte, diese Gewächse zwischen die Schindeln zu pflanzen, der HErr würde sie, wenn sie Ihm nicht gefielen, ja einfach mit zornig gesendeten Blitzen auf den sowieso ramponierten Rasen neben dem Haupteingang schleudern können, und sonst sah sie keiner, nicht einmal der Denkmalschutz.

Indes, der HErr hatte eigentlich besseres zu tun, und würde Er seine Energie auf die Pulverisierung der albernen Türmchen verwenden, würde der Herr Pfarrer ausnahmsweise ganz schön böse auf den HErrn sein, Ihm allerdings nicht die Gefolgschaft kündigen.

So waren seine Gedanken, als er die Treppe hinuntereilte, denn es war kurz vor zwölf Uhr, und gleich würden die Glocken einen Höllenlärm veranstalten.

Expertentip Dämlichkeit

hetzeberg

Wenn der allzu detaillierte Blick auf die allgemeine Dämlichkeit rundum zu anstrengend wird, nehme man das Telefon aus der Hosentasche, hauche kurz die Kameralinse an und mache eine Photographie. Dann wird alles wieder wie damals, als die Dämlichkeit zwar auch schon verhanden, aber noch nicht so sichtbar war.

Die Verkehrswende ist eingetreten

radweg
Der neue Radweg

Nach mehreren Jahren angestrengter Planungen wurde in N. (Buchstabe geändert) der neue Radweg mühevoll gebaut und tatsächlich letzte Woche (niemand hatte mehr damit gerechnet) mit großem Trara eingeweiht. Der Bürgermeister durchschnitt das zwischen den beiden Stangen gespannte Bändchen, bestieg das neue Fahrrad der Gemahlin (mit digitalem Hilfsmotor), fiel um und brach sich das Schlüsselbein. Die Bratwürste wurden sämtlich verzehrt, das Fassbier ausgetrunken, die Feuerwehrkapelle spielte einen Tusch, man bedauerte die Bürgermeistergattin ob des nun ruinierten Rades, setzte sich schließlich in die Kraftfahrzeuge und fuhr kopfschüttelnd nach Hause.

Verpasste Chance

lochblech

Eines Tages bemerkte Karl Gong, der in permanenter Überforderung durch die Unübersichtlichkeit der Welt langsam die Orientierung zu verlieren begann, im sinnlos flirrenden Spiel der Gedanken, der Laute und der Lichter plötzlich ein System, eine Ordnung, ein Muster, und beglückt atmete er schneller, japste gar, und raunte: „Das ist es! Da ist es!“ in der Annahme, dass ihm nun der Halt wieder zuteil würde, den er dringend benötigte, um mit sich, dem Universum und der Lebensgefährtin einigermaßen auskommen zu können, da wurde es dunkel und der Lärm von der Bühne hob an.

Eine kleine Personalberatung

aufstieg

Musste früher das Personal, von den Herrschaften sauber geschieden, kakerlakengleich durch speziell gekennzeichnete Eingänge in die Unternehmen huschen, herrscht heute eine zumindest in offiziellen Verlautbarungen vorgegebene Ehrerbietung, wenn nicht gar Anbetung desselben vor, die sich vor allem aus der Angst speist, bald nicht mehr über einigermaßen geeignete Lohnabhängige verfügen zu können.

Diese natürlich mit großer Vorsicht zu genießende Lobhudelei der Beschäftigten, die, wenn sie mal da sind, ja doch stets nur Quell des Verdrusses und der Pein für die diversen Leitungsebenen darstellen, erreicht ihren Höhepunkt in der neuerdings proklamierten Behauptung, dass durchaus auch ein Aufstieg in der Hierarchie möglich sei, wenn man sich denn auch wirklich dem geschätzten Personal zugehörig fühle.

Der sich angesprochen fühlende Beschäftigte sollte zumindest prüfen, ob der Aufstieg nicht nur auf die Reling des sinkenden Kahns erfolgen wird, mit anschließend unkomplizierter Verklappung.

Kopfkratzen am Kap Arkona

arkona

Manchmal schaut man gern zurück.
Legt die Gabel aus der Hand,
die das Heu gewendet.
Manchmal blickt man stur ins Glück,
das der Zukunft anverwandt,
wenn sie nicht früh endet.

Niemals jedoch den verehrten
Weggefährten,
der auf seinem Ast gesessen
hat, vergessen!

Frische Luft gabs heut genuch.
Ab ins Tuch
und in die Tasche
zu der leeren Kraftbierflasche.

Kap Arkona taucht ins Dunkel.
Leuchtturm prahlt mit Strahlgefunkel.
Nein, der Ort hier heißt nicht Vitte,
sondern Vitt. Aalquappenschnitte?

Danke nein, heut mal vegan,
und wir nehmen auch nichts mit.
Bärchen zieht sonst Fischduft an.
Noch ein Gläschen, fix zu dritt,

die Kapelle linkerhand,
roter Nacken, Sonnenbrand,
auf den Feldern gart das Heu.
Man wird älter, eujeujeu.

Wiederherstellung der allgemeinen Harmonie

steig

Karl Gong, der sich regelmäßig vom Gehweg her kleinlichen Angriffen von Mikrohundehaltern ausgesetzt sah, weil er seinen Kombi rücksichtsvoll so parkte, dass die die Straße befahrenden Rüpelradler nicht sinnlos blockiert wurden, kaufte schließlich im nahegelegenen Zooladen eine Palette verschiedenster Mikrohundeleckereien, welche er liebevoll in den Furchen der dem Gehweg zugewandten Pneus versteckte, wie er es ähnlich in einer der populären Fernsehsendungen aus den Zoos des Landes gesehen hatte, damit den kleinen Rackern Beschäftigung mit freudvoller Belohnung zuteil wurde, und siehe: Es half, die Mikrohundeführer umstanden in zärtlicher Unterhaltung das Fahrzeug, während ihre Schützlinge die Köstlichkeiten mit spitzen Zähnen aus dem Gummi pulten, lobten die Tierliebe des Kraftfahrers, die Qualität der Pneus und das insgesamt entzückend chromierte Fahrzeug, dessen Anblick von nun an nicht nur eine große Freude für jeden Autofreund, sondern auch jeden Mikrohund darstellte.

Stein

stein

Gelegentlich findet man etwas und hat keinerlei Ahnung, worum es sich handeln könnte. Dann ist es sehr hilfreich, wenn auf dem Objekt verzeichnet wurde, was es eigentlich ist.

Kleinere Begebenheit

uboot

Vor dem Rathaus und vor wenigen Stunden
hat man ein sehr großes U-Boot gefunden.
Daraufhin rief man schnell in Moskau an,
wo man sich an nichts erinnern kann.
Auch der Ami ist es wohl nicht gewesen,
jetzt tippen alle auf die Chinesen.
Die Beziehung zu China jedoch ist zerrüttet.
Nun wird das Ding wieder zugeschüttet.

Von den Weiterbildungen

stuehle

Der Problembär, dem von der Flurförderzeugführerprüfanstalt ein Abendkurs in technischem Zeichnen anempfohlen worden war, um seine Orientierung im Raum zu verbessern und damit die Unfallhäufigkeit zu senken, die laut Auskunft seines Chefs Herrn Nitzsche, Getränkehändler in Machern (man muß nur machern), bedenklich zugenommen hatte, scheiterte schon am Aufstellen der Objekte, die er zu Übungszwecken abzuzeichnen gedachte, und musste vom Kulturfunktionär aus seiner Verkeilung befreit werden.