Die Schatzkammer des Todes

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Als schon wieder ein paar diamantbesetzte Serviettenringe aus den Schubladen der Küchenschränke verschwunden waren, zürnte der König mit der Dienerschaft, schwor islamische Rechtsprechung im Falle der Täterergreifung (alles abhacken) und ließ die Zugänge zur Schlossküche mit Sperrholz abdichten. Er erklärte die Küche selbst zur Schatzkammer, schloss von innen ab, legte sich auf die Lauer, schlief ein, wachte vom knurrenden Magen auf und rief nach den Köchen, die sich allerdings längst lachend über die Mätressen im Turm hergemacht hatten.

Weil der König aber ein ungeschickter Tropf war, der weder mit Streichhölzern ein Kerzchen anzünden noch auf dem Herd ein Süppchen kochen konnte, vom Schneiden des Brotes aus der Hand vor der Brust ganz zu schweige, brannte er aus Versehen die Wischtücher ab, ließ die vorbereitete Suppe im Dunkeln zu einem schwarzen Brei verkochen und schnitt statt einer Bemme drei Finger seiner Hand ab, obwohl er gar nichts gestohlen hatte (außer seit Jahrzehnten Zeit, Nerven und Vermögen all seiner Untanen, aber das zählt ja nicht).

Ob der König verblutete, verhungerte oder erstickte, ist nicht überliefert, jedoch rührt sein tragischer Tod immer noch die alten Weiber des Landes zu Tränen, und eine Menge schöner Lieder wurden zu Ehren August des Ungeschickten verfasst, gesungen und vergessen.

Die Sperrholzsicherung der Schlossküche wurde aus Denkmalschutzgründen nicht angerührt, nur ein paar Unbelehrbare schmierten im Laufe der Jahre ihre Sozialversicherungsnummer auf das ehrwürdige Türblatt.