Jessas! Ich hab wohl verpennt,
weil die Zeit im Alter rennt
wie ein Gaul auf Steroiden.
Bin grad erst erwacht hinieden
nach Äonen tiefen Schlafes.
Ach, das hatte etwas Braves,
friedlich Stilles, fein Entspanntes,
aber nicht mehr Relevantes,
denn nun bin ich aufgeschreckt,
von den Amseln aufgeweckt,
frühreif schreiend auf den Giebeln.
Augen tränen wie von Zwiebeln,
als ich aus dem Fenster schaue.
Milder Reif bedeckt die Aue.
Der Kalender, digitaler,
macht die Augen mir noch schmaler:
Merde! Zwanzig neunzehn war.
Jetzt ist schon ein neues Jahr.
„Zwanzig-zwanzig“, stotter ich.
Alter! Sprich mal ordentlich!
Zeichenübung. Dicke Backe.
Hoher Kreis nach schiefer Zacke.
Und das ganze gleich nochmal.
Meine Handschrift malt voll Qual
krakelig und schönheitsarm
Jahreszahlen auf den Schwarm
ausgesuchter Neujahrskarten.
Karten, auf die Tanten warten,
schon die sechste Woche nun.
Leider, Tantchen, hatt zu tun.
Wünsch Dir herzlich Alles Gute,
bitte ziehe keine Schnute,
bleib gesund und bleibe munter.
Ich bring jetzt den Müll hinunter
und dann mache ich mir Käffe.
Allerliebst grüßt Dich
Dein Neffe