Ural oder Die Geschichte vom Kirschbaum

rossia

„Der Kirschbaum muss raus“, sagte der ältere Herr, „der macht nur Dreck, und ich werde ja nicht jünger, und wer macht denn den Dreck weg, wenn ich keine Lust mehr dazu habe?“

Also ging der ältere Herr zur Maschinen-Traktoren-Station und lieh sich ein passendes Werkzeug aus (Foto), um den Kirschbaum aus der Erde zu rubben, denn das ist die Methode, die am wenigsten Dreck und Arbeit macht, Rausrubben, so stellte sich das der ältere Herr jedenfalls vor, das Ding gleich mit der Winde auf die Ladefläche drauf und irgendwo in die Botanik schmeißen, sollen sich doch die Grünen drum kümmern mit ihrem Fimmel, die haben es ja so mit Bäumen.

Es geschah.

In das Loch vom Kirschbaum kippte der ältere Herr den Inhalt der Restmülltonne (das spart Geld), und er ärgerte sich, dass er nicht noch ein bisschen Restmüll gehortet hatte, denn das Loch wurde längst nicht voll, es war ein stattlicher Kirschbaum gewesen, deshalb auch immer die vielen Stare, die die Kirschen fraßen und alles vollschissen, und der Dreck. So musste er noch die Scheune durchsuchen nach Gelumpe, das er in das Loch schmeißen konnte, es war ein verdorbener Tag, Arbeit und Dreck und Nerverei und der Gedanke an die Grünen, der ihm zusetzte, die sich um seinen Kirschbaum kümmern würden, als könnte der ihn verpetzen bei denen. Stress!

Abends, als endlich der Mähroboter sich an seine neue Tour gewöhnen konnte und nicht mehr immerfort gegen den Kirschbaum stieß, sich aber in den Tiefen seiner künstlichen Intelligenz darüber ärgerte, in Zukunft keine Kirschkerne mehr über den Rasen schnipsen zu können, abends also lag der ältere Herr in seinem Bett, pumpte und japste von den Beschwerlichkeiten und Ärgernissen des Tages, und wir wissen nicht, wie es ihm weiter ergangen ist, denn es interessiert uns nicht, jetzt, da der Kirschbaum weg ist.