Vom missverständlichen Hass

„Ich habe das ganze Haus gesaugt“, sprach Karl Gong, den heißgelaufenen Staubsauger in der Hand, aufgebracht zu seiner Gattin, und es klang, so gepresst hervorgestoßen, wie „Hass gesaugt“.

Die Gattin musterte ihn kühl von oben nach unten und retour, drehte dann ihre Augen in Richtung Decke und zog dabei elegant die hohen Schuhe an, die Karl Gong EXTRA jeden Tag putzen musste, auch wenn sie gar nicht in Gebrauch waren, wegen des Glanzes.

„Wer Hass saugt, wird Liebe ernten“, versetzte sie schließlich nach einiger Überlegung, während sie schon federnd davoneilte in Richtung Pediküranstalt, in halber Drehung apart eine Kusshand nach Karl Gong werfend, die dieser jedoch nicht mehr sehen konnte, wegen des Türrahmens, hinter dem sie verschwunden war.

„Jetzt nehme ich mir endlich den Hegel vor“, sprach Karl Gong, der Geisteswissenschaftler, leise zu sich, meinte aber eigentlich den angefangenen Whisky von der Fähre (steuerfrei).