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Stripbar

Sänger in Lipsigorod

Eigentlich wollten wir ja zu Herrn Schubert. Aber in der naTo war alles durch Vorbestellungen ausverkauft, und die sogenannten Restkarten waren ebenfalls schon durch vierzig Vorbestellungen virtuell aufgeteilt.

Schmilzt auch irgendwie: Honig, Eier, Schlagsahne.

Ein kompliziertes Optionsscheinsystem, dessen Zusammenbruch wir nicht abwarten wollten. Also ins Spizz zum Sänger, der immerhin die Stimme von Colosseums „Lost Angeles“ war. Das Spizz ist ein großer Keller, war gut gefüllt und wir fanden noch einen netten Platz beim Notausgang (wichtig in vollen Kellern) und bei den Getränken (noch wichtiger in vollen Kellern).

Leider war hier die Musik nicht mehr so laut zu hören, wie wir das in unserer Jugend gewöhnt waren. Dafür saßen neben uns zwei Damen mit bizarren Frisuren, die noch die Ereignisse der letzten Wochen durchhecheln mussten. Dies geschah mit jeweils an- und abschwellender Lautstärke, je nachdem, wie laut die Band war. In einigen dynamischen Passagen, bei plötzlichen Pianissimos, stach dann auch immer mal eine der beiden spitzen Stimmen wie ein rostiger Dolch in den Raum hinein. Die Umstehenden nahmen es hin.

Was wir hören konnten von Band und Sänger war sehr anständig, gut abgehangen und in den Pausen mit Herzlichkeiten in Richtung des Publikums garniert (Lipsigorod nice town, nice people, nice beer, nice stripbars usw.). Zum Schluss hin brüllte ein Umstehender in den Pausen stets „Lost Angeles!“, und Recht hatte er. Auch ich hätte das gern gebrüllt, wenn ich brüllen könnte. Die anderen Umstehenden fotografierten mit Digischnappen.

Aber der letzte Titel war nicht „Lost Angeles“, sondern ein ohne Band vorgetragener Gesang, auch nicht schlecht, nur dass ein weiterer Umstehender in der Nähe der Damen, der cool scheinen wollte, dazu laut mit dem Finger schnippte, ohne den Rhythmus zu treffen, aber auch nicht aufhören konnte, denn er musste ja cool sein.

Irgendwann war dann gottlob alles vorbei, wir strebten dem Ausgang zu, während der Coole und sein nicht ganz so cooler Kumpel sich in erkennbarem Begattungsfuror den Damen zuwandten, um diese mit Blicken dahinschmelzen zu lassen. Der Sänger saß mit plötzlicher Brille an der Tür und unterschrieb Schallplatten.