Schlagwort-Archiv: Patzschke

Abenteuer des Sanitärfachwesens

Klempner Patzschke aus der Rhön parkt seinen mit irreführenden Angaben beschrifteten LKW („Sanitärfachgroßhandel Liebegall“) vor der aufgelassenen Industriebrache am Rande der Stadt. Nach allen Seiten witternd, stochert er in den riesigen Schutthaufen, die den Hof bedecken, dringt in muffige Flure vor, erkundet verlassene Büros, wo vertrocknete Gummibäume, durchs Fenster kriechende Moose und von ihren Besitzern vergessene, grünbewachsene Pausenbrote dabei sind, bisher unerprobte Biotope hervorzubringen. Schmunzelnd klopft er mit der Rohrzange an Sanitärinstallationen, staunend reibt er sich an Aggregaten, die offensichtlich der Produktion großer Mengen chemischer Substanzen dienten. Der Geigerzähler schlägt nur schwach aus. Endlich, im oberen Stockwerk eines ehemals modernen Bürohauses, dessen Fassade nichtsdestotrotz am schnellsten ihre Substanz eingebüßt hat, stößt er auf das Büro des Generaldirektors. Der Raum ist hell, leidlich sauber und aufgeräumt. Erstaunt pfeift Klempner Patzschke durch die Zähne. Als hätte der Kerl sich gerade erst erhoben, um einmal kurz aufs Klo zu gehen, denkt er.  Aufs Klo, wo nach der in der Klempnerinnung kursierenden Sage güldene Armaturen verbaut sind, angeschafft im Ergebnis illegaler Geschäfte mit dem Westen, die der Generaldirektor getätigt hatte und die ihn nach Meinung der Untersuchungsorgane ins Exil nach Paraguay trieben. Patzschke wühlt ein wenig in den Papieren auf dem Schreibtisch herum, lässt auch einige achtlos zu Boden fallen. Da öffnet sich in seinem Rücken eine Tür, die Toilettenspülung ist zu vernehmen, ein Hosenstall wird zugezogen. Klempner Patzschke dreht sich überrascht um und hört nur ein missmutiges „Was unterstehen Sie sich?“, während ein Spazierstock aus Ebenholz mit Elfenbeingriff auf seine Schiebermütze niedergeht. Nur dieser Mütze verdankt er es, dass er in seinem LKW vor der Kreispolizeidirektion aufwacht, und nicht im Leichenschauhaus.

Neue Gofthe-Bilder aufgefunden!

qualitaetskontrolle
Gofthe: Qualitätskontrolle (1978) Mischtechnik

Durch die unermüdliche, investigative Suche von Großinstallateur Patzschke/Rhön sind dreizehn weitere quadratische Tafelbilder des unsterblichen Malers Gofthe identifiziert worden, die dieser schlichtweg vergessen hatte, bei der Finanzbehörde anzugeben, und die deshalb der interessierten Allgemeinheit bisher nicht zugänglich waren. Diesem Missstand konnte abgeholfen werden, Herr Klempner Patzschke besuchte die Werke vor Ort, fotografierte sie mit seinem Telefon, nahm die eine oder andere Korrektur am Lichtbild vor und besorgt mit seinem gewohnt kompetenten Sachverstand die kunsthistorische Einordnung für alle, die keine Ahnung haben bzw. sich sowieso gleich etwas ganz anderes im unergründlichen Internetz ansehen wollen. Zu betrachten sind die Schmierereien wie gehabt in Gofthes Pinselklappe. Wenns denn sein muss.

Neues vom Patzschke Trust

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Ventil- und Fittinglager Patzschke (Foto: Zentralkartei)

Klempner Patzschke aus der Rhön weilte schon seit mehreren Wochen in Blasegast, um sämtliche eigentlich unzerstörbaren Traufen und Gossen des Steckwursthauses rauszuruppen und durch billige Chinaware zu ersetzen. Seine spezielle Art von Humor sorgte für knurrende Akzeptanz der handwerklichen Zumutungen bei den eher schlichten Mietern, nur der scharfgeistige Herr Schrudel wagte gelegentlich Widerspruch, wenn tragende Wände weichen oder plötzlich einfließende Sturzbäche um die Phonoanlage und das Plattenregal geleitet werden mussten.

Wirklich dramatisch wurde die Lage erst, als Patzschke auf dem Kulminationspunkt seiner schöpferischen Aktivitäten ins Rhönische Ventil- und Fittinglager seines Imperiums gerufen wurde, wo bei einer internen Revision kein einziger der vermuteten Bestände auch nur annähernd verzeichnet werden konnte und alle Mitarbeiter schockstarr dem Eintreffen des äußerst cholerischen Chefs und der folgenden mehrwöchigen Brüllerei entgegenfieberten.

Trockengefallen und auf sich selbst zurückgeworfen, wies Oma Steckwurst die Mieter ihres Hauses an, in nächtlichen Subbotniks (auch an Wochentagen) den verschütteten Mühlgraben der Blase von dem Unrat zu befreien, den sie einst selbst dort deponiert hatten, um Gebühren zu sparen, das Wasser in den Senkschacht der von Gisella Quarterbeck (27) „besorgten“ Tauchpumpe zu leiten und damit die Einspeisung von halbwegs genießbarem „Nass“ (Zeitungsdeutsch) in das aus Gartenschläuchen hergestellte Notnetz zu gewährleisten.

Die gemeinsame Anstrengung schweißte die Belegschaft des Hauses zusammen, brachte Tränen der Rührung und glückliche Erinnerungen an die sozialistische Menschengemeinschaft hervor. Allerdings hielt das Gefühl der Verbundenheit, Brüderlichkeit und Solidarität nur bis zu dem Zeitpunkt an, als Oma Steckwurst die Zettel mit der nächsten Mieterhöhung eigenhändig in die Briefkästen verklappte.

In eigener Sache

Heute vor 15 Jahren erschien der erste Beitrag der Gazeta Lipsigoroda. Mittlerweile sind es um die 3200. Professionelle Industriepoeten würden diese Kennzahlen in der heutigen kurzlebigen Medienwelt mit ihren hoffnungsvoll aufschießenden und verglühenden Blocks zu einer Erfolgsgeschichte hochjubeln, wenn es denn Leser der Gazeta gäbe. Einer meldet sich immer wieder einmal, ihm gebührt herzlicher Dank für Treue und Zuspruch.

Es ging dem Autor allerdings immer nur darum, etwas loszuwerden, Ideen zu kitzeln, selbst Spaß zu haben und den Leserinnen Freude mit „lustigem Humor“ (Zitat Herr Willy) zu machen. Gäbe es Lipsigrad nicht, gäbe es keinen Grund, in Bildern zu kramen und sich dazu Geschichten auszudenken. Der Autor würde es verlernen und muss es also darum üben und ausüben. Im Grunde ein egoistischer Anspruch, weshalb Interaktion in Form von Comments, Likes, Dislikes, schlichtweg Community-Gebaren, abgelehnt wird.

Zwei Mitstreiter, denen Ehre und Wertschätzung für ihre Beiträge gebührt, strichen wegen mangelnder Resonanz auf die Mühen des Frohsinns die Segel; ihre Beiträge bleiben bestehen, solange der Server läuft. Herr Willy als einer der beiden Initiatoren ist auf dem Wege, wohin? Herr Jürgen pflegt mit dem Autor die Kunst des Minderheiten-Kinogangs mit Getränken.

Größter und herzlichster Dank gilt den uneigennützigen Technischen Ermöglichern des Ganzen: Peter N. & JU & Zucker. Vor ihnen beugt der Autor das Haupt und geht auf die Knie — Danke! Danke! Danke! Zunächst installiert wurde in Lipsigorod ein handgemachtes Autorensystem, später, in Lipsigrad, eine fette ausländische Blockmaschine. Auch wenn der Autor selber „was mit Computern“ macht, bleibt die Ehrfurcht vor den wirklich Wissenden immens.

Wird es weitergehen? Ja. Ohne Geld und ohne Werbung und ohne Kommentar. Mindestens noch fünf Jahre. Tag für Tag. Täglich neu. Wenn nichts dazwischen kommt bis zum Zwanzigsten.

Weiterhin viel Spaß beim Kucken.

Herr Nu

dazu der Problembär, Adolf Nitzsche (Getränkehändler in Machern, man muß nur machern), Karl Gong nebst Unangetrauter, Oma Steckwurst, Gisella Quarterbeck, der blinde Herr Schrudel, Gofthe (Maler), Klempner Patzschke aus der Rhön und der kleine Herr Schönleben.

Neues aus Blasegast

klempnerei

Oma Steckwurst, die, durch die zuverlässig viel zu trockenen Frühlinge, Sommer, Herbste und Winter der letzten Zeit etwas nachlässig in Sachen Dachdichtigkeit ihres renditestarken Mietshauses geworden war, sah sich nach einem Starkregen dazu gezwungen, die Mansardwohnung der Mieterin Quarterbeck, Gisella, 26, in deren Abwesenheit entwässern zu lassen. Der zu diesem Zweck aus der Rhön herbeigerufene, weil einzig verfügbare Klempner Patzschke verlangte neben unangemessener Bezahlung zweieinhalb Liter Kaffee (türkisch), drei Teller Kanapees mit Wurst und Käse (übrige bitte einpacken), ein kleines Tablett guten Vodkas (greifen Sie zu, Frau Steckwurst, ist doch Ihrer) sowie einige Profilfotos der Quarterbeckn (ausgedruckt), die ihm der blinde Herr Schrudel frisch aus dem Internet „besorgte“. Die Pumpen schnurrten, die Verbrüderung der Hausgemeinschaft mit dem bösen Handwerker erfolgte rasch, und ein Dachdecker konnte auf Empfehlung des eigentlich doch recht angenehmen Patzschke auch noch ergattert und auf den nächsten Frühsommer „festgenagelt“ werden.

Energiewende in den Kiefernbeeten

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Windrad-Errichtung in den Kiefernbeeten (Vorschaubild)

Der Fön hatte wieder einmal die Hauselektrik lahmgelegt. Mit bösem Schnaufen baute sich die Holde zwischen Karl Gong und dem erkaltenden Fernseher (Röhre) auf.

„Wir wollen in einer Stunde zur Oper hin“, erläuterte sie das Problem gewohnt sachlich. „Unternimm was.“

Seufzend griff Karl Gong nach dem Mobiltelefon. Das funktionierte ja noch. Er rief Klempner Patzschke in der Rhön an und bestellte ein Windrad.

„Ja, Herr Patzschke, hinten in den Kiefernbeeten. Sie wissen ja. Da ist rechts der Schuttberg. Aber das Windrad ist doch so hoch, dass die Thermik nicht gestört wird. Oder? Klar.“

Gong legte zufrieden auf: „Gleich morgen bekommen wir ein Windrad für den Fön, Liebste.“

„Morgen ist die Oper vorbei“, schmollte die Holde. „Tu was.“

Knarrend erhob sich Karl Gong vom Sofa. Er plazierte sich vor dem Sicherungskasten und drückte die Fönsicherung nach oben. Immer wieder, bis die Haare der Holden getrocknet waren.

Ab morgen würde die Welt wieder komfortabler sein.

Vom Pool

schmott

Karl Gong, dem die Klempnerei ein ewiger Quell des Misstrauens geblieben war, besonders jene, die die Installationen in seinem Haus und den zahlreichen Nebengebäuden zu verantworten hatte, stand, von stillem Entwetzen gelähmt, am Pumpenschacht seines Swimmingpools, betrachtete den blubbernden Schmott zu seinen Füßen, verfluchte die Handwerkskunst des Sanitärgelehrten Patzschke, der nach dem Bezahlen der letzten Rechnung über die Anbringung des Handtuchhalters in der Gästetoilette das Weite gesucht und gefunden hatte, also auf Nimmerwiedersehen der Erbringung jeglicher Garantieleistungen entwischt war, nicht ohne Gongs Herzdame einen fetten Kuss auf die Backe gedrückt zu haben, was diese ohne erkennbaren Widerwillen und unter späterem Hinweis auf die Notwendigkeit des Gutstellens mit dem Handwerk über sich hatte ergehen lassen, und reckte die Arme zum Himmel, die Hände zu Fäusten geballt, denn nun würde er in die herbstlich erkaltete Brühe steigen müssen, ohne Neoprenanzug, nur mit Taucherbrille, Schnorchel und Rohrzange, und die Herzdame würde in ihrem knappen Bikini über ihm stehen, das immerhin, und ihn antreiben, denn die Sonne versinkt nun schneller hinter den Birken, „die auch mal wieder einen beherzten Schnitt vertragen könnten, oder?“, und es wäre ja wohl das Mindeste, nach dem Tag im Bureau ein erfrischendes Bad im wärmenden Nachmittagslicht nehmen zu können, wenn schon kein Gläschen Sekt und kein Gürkchen und kein Schälchen Kaviar auf dem Tisch steht, aber was soll man immer nur reden usw. usf.

Wieder neues Erdbeben im Getränkemarkt! Reagiert die Politik endlich?

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Getränkehandel A. Nitzsche: Leerguthalle

Aufgrund zahlreicher verängstigter Nachfragen von Nachbarn des Getränkehandels A. Nitzsche in Machern (man muß nur machern), ein vermutetes Erdbeben betreffend, verlautbarte das seismographische Institut (auf einem Hügel in der Nähe beheimatet), dass es sich bei den Erschütterungen mitnichten um ein Erdbeben der Richter-Familie gehandelt habe. Genaue Lokalisierungen mit Hilfe der privaten Telefone der Seismographen hätten vielmehr ergeben, dass das Vorkommnis auf das Innere der Leerguthalle des Getränkehandels einzugrenzen sei. Der Inhaber Herr A. Nitzsche wiederum erklärte dem Vernehmen nach in den sozialen Medien (Bäcker Fleischer, Klempnerfachbedarf Patzschke), dass sein Hofarbeiter einige Versäumnisse mit dem Gabelstapler aufzuarbeiten gehabt habe (Gebindetürme) und dabei wohl „etwas unwirsch“ vorgegangen sei, was ihn, Herrn Nitzsche, aber nicht weiter beunruhige, denn „man muss dem Personal auch einmal die Grenzen zeigen“. Sowohl der mittlerweile entsorgte Gabelstapler als auch die ruinierte Leerguthalle seien „laut Büchern längst abgeschrieben“, und die Leute sollten sich „gefälligst um ihre eigene verkommene Sippschaft kümmern“.

Eilmeldung

Badheizkoerper

Wie der Kulturfunktionär dieses Blocks soeben mitzuteilen geruhte, wurden heute vier neue Werke des unsterblichen Malers der Blasegaster Schule GOFTHE veröffentlicht. Um freundliche Beachtung bittet der Kulturfunktionär (der sich als Lohn für diese Schleichwerbung wahrscheinlich wieder mal Schampus und Kanapees beim nächsten Galerierundgang einpfeifen wird).

Klicken Sie also, wenn Sie denn unbedingt wollen, bitte auf gofthe.de

Die Schmierereien Gemälde werden wie immer kurz und sachbündig erklärt von Klempnermeister Gregor Patzschke aus der Rhön.

Aus dem Gerichtssaal

Verhandelt wurde heute morgen der Fall Patzschke. Wie bereits berichtet, hatte jener Patzschke in der Walterulbrichtstraße das Versinken eines Lastkraftwagens verursacht, indem er einen mehrere hundert Meter langen Tünnel von der Bushaltestelle bis in sein Waschhaus gegraben hatte. Das illegale Anlegen des Bauwerkes wurde vom Patzschke damit begründet, dass er es leid gewesen sei, „jeden Abend von seinem Nachbarn mit einer Flasche Bier am Gartenzaun empfangen worden“ zu sein. Die Bemerkung des Richters, er (der Richter) würde sich freuen, wenn sein Nachbar ihn mit einem Bier anstatt wie sonst immer mit zwei Stöcken empfangen würde, führte zum Eklat wegen angeblicher Befangenheit des Gerichtes. Die Verhandlung wurde vertagt.

Neues Gofthe-Bild aufgetaucht

Der Handtuchhalter
Gofthe: Der Handtuchhalter

Wieder einmal ist ein Bild des unsterblichen Blasegaster Malers Gofthe hilflos aufgefunden worden. Nach Angaben seines Klempners Gregor Patzschke handelt es sich um ein Werk seiner profanen „Bad-Serie“. Während die Literatur diese Serie Gofthes vor allem mit windschief plazierten Fliesen und abgerissenen Bademantelösen in Verbindung bringt, zeichnet sich das vorliegende Gemälde durch bemerkenswerte geometrische Akkuratesse aus. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass es sich um eine Fälschung handelt. Andererseits verweisen die Sparsamkeit bzw. Beschränktheit der Mittel sowie die beachtliche Einfallslosigkeit in der Bildkomposition deutlich auf eine Urheberschaft Gofthes.

Mehrere Praktikanten der Blasegaster Homöopathischen Fakultät wurden mit der Dechiffrierung des Gemäldes beauftragt, welches vorerst Asyl bei einem bekannten Fliesenhändler gefunden hat, da keine Galerie ihr „Oeuvre mit Gofthes Schmierereien in Verbindung“ gebracht haben will.