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Im Copyshop

Die Digitalisierung, sagt Karl Gong, ist auch übärhaupt nicht das, was ich mir darunter vorgestellt hatte. Kuck dir mal diesen Copyshop an. Menschenmassen. Türme von Papier, bedruckt, beschnitten, gefalzt, gebunden, man hat den Eindruck, jetzt, da alles digital ist, schnell und ständig zur Hand in leuchtenden Farben auf coolen Devices, dreht der Mensch komplett durch und muss es nun doch immer und immer wieder auf Papier prügeln, prägen, stanzen, laminieren, es, jenes, was auch immer ihm in den Kopf kommt, der flüchtige Abklatsch eines Gedankens, der digital viel besser aufgehoben wäre, wird in die Nähe der Unsterblichkeit gelaserdruckt, anstatt die Wolke ab in die Wolke zu blasen, und dann irgendwann eine kleine Verwirrung am User Interface, zack, alles ist plötzlich gelöscht, weg, au weia, besser so!

Hm, sagt Ilse Tschie.

Es wäre so schön, fährt Karl Gong fort, kein endloses Sichten und Sortieren nach Jahren der überquellenden Regale, bevor man schließlich doch die neunundzwanzig Kilo wichtigen Papieres zum Container bringt, oder? Aber nein, man versichert sich der ewigen Bedeutung seiner trüben Einlassungen, indem man sie zum Copyshop trägt, die Umwelt verpestet und geringfügige Beschäftigung generiert.

Naja, sagt Ilse Tschie, ist ja auch was. Hast du deine Diplomarbeit damals auch mit drei Durchschlägen auf der Reiseschreibmaschine getippt?

Nee, sagt Karl Gong, ich hatte Ormig.