Kategorie-Archiv: Welt der Technik

Welt der Technik

Kleine Bildbeschreibung

Im letzten Bild unserer kleinen Methodenbetrachtung erblicken wir zunächst einen Verschwörungsprediger, der aus Isolationsgründen in einer Kanzel an einem Schornstein angebracht ist und versucht, die in karierte Schlafanzüge gewandeten Kollegen zu Spenden in die kollektive Prämienkasse zu bewegen, über die er aus unerfindlichen Gründen die Gewalt ausübt. Währenddessen wird ein Kollege auf dem Dach eines Rohbaus von einer roten Platte am Kopf getroffen, die SLOBIN-METHODE heißt. Hat der andere Kollege nachgeholfen, oder ist nur der Lufthaken, an dem die Platte bewegt wurde, falsch programmiert? Diese Frage wird nicht beantwortet, dafür präsentiert der Zeichner HOF mit einer bisher in seinem Schaffen nie dagewesenen Sprechblase eine völlig absurde Pointe: Womit, bitte schön, wurde denn nun gleichzeitig begonnen? Mit dem Ondulieren der Haarpracht der Werktätigen? Mit dem Herumgurken von Lufthaken, an denen wie durch Zauberhand klebende (Magnetismus?) rote Platten an die Köpfe unschuldiger Bauleute knallen? Mit der Methodensammlung verhält es sich augenscheinlich wie mit den Kinofilmen des amerikanischen Klassenfeindes: Man präsentiert ganz zum Schluss einen Felsenschaukler („Cliffhanger“), damit das Publikum nach Fortsetzungen dürstet. Das hat mich dann doch ziemlich zum Nachdenken angeregt.

Die Schwierigkeiten Echter Kupfertiefdruck-Karten

Die Schwester reicht den Tupfer.
Ich drücke auf das Kupfer,
so tief es eben geht.
Die Karte kommt zu spät,
wenn ich so weiter mähre!
Fix, Frollein, her die Schere!
Au, au, was soll das? Au!
Ach, Sie sind eine Frau.
Das dachte ich mir schon.
Wo ist das Silikon
für meine Druckerpresse?
Nischt geht hier! Meine Fresse!
Ich lass das mit der Karte
und fahre selber. Warte
um neun am alten Ort.
Ich komme! Bin schon fort.

Der Weltraumbahnhof

Weltraumbahnhof Lipsigrad (vorn), störende Gebäude (hinten)

Klaus-Jürgen, der befreundete Milliardär, sah sich aufgrund gewisser Unruhen in entfernten Diktaturen gezwungen, den Standort seines Weltraumbahnhofs zu verlegen. Natürlich konnte Lipsigrad rein kostenmäßig nicht ansatzweise mit den bisherigen, ausländischen Konditionen konkurrieren, was für Klaus-Jürgen extrem schmerzhaft ist und auch zu einigen scharfen, von ihm unter Pseudonym verfassten Polemiken in der Dorfzeitung führte („Geld für sinnlose Radwege ist da, aber Weltraumbahnhöfe werden stiefmütterlich behandelt“). Allerdings zeigte er sich verhalten erfeut über die Aussicht, demnächst quasi im Zentrum der Stadt starten und landen zu können, das lästige Drängeln in der U-Bahn zum Hotel entfällt, und auch für genügend Publikum sollte gesorgt sein. Dass die den An- und Abflug störenden Gebäude zeitnah zurückgebaut werden, stehe außer Frage, so Klaus-Jürgen bei einer Pressekonferenz im Treibstoffwerk Miltitz, die er trotz jahreszeitlich zu hoher Temperaturen in seinem schnittigen, von einem bekannten Modeschöpfer entworfenen Raumanzug bestritt.

Kleine Bildbeschreibung

In dieser vom visionären Künstler HOF gefertigten Zeichnung wird das Thema der Künstlichen Intelligenz (KI) auf subtile Weise verarbeitet. Die KI erscheint uns als attraktive Werktätige mit einem großen Herz für die sonstigen im Volkseigenen Betrieb Beschäftigten. Frisur, Wimpern und Lippen sind sorgsam, aber nicht übermäßig gepflegt, schließlich geht es immer noch und vor allem um das Erreichen der anspruchsvollen Planziele durch engagierte Arbeit. In der KI sind diverse Werkzeuge und Aggregate zu bewundern, von denen der Zeichner HOF glaubt, dass sie zum Betrieb derselben notwendig sind. Der Angst der analogen Werktätigen vor zusätzlichem Aufwand bei Pflege und Wartung wird durch die Bildidee begegnet, dass die KI sich durchaus selbst ölen kann, auch diverse Pflegebürsten stehen in ausreichender Zahl zur Verfügung. Eine gewisse Verunsicherung ergibt sich für mich allerdings aus der Tatsache, dass der Helm auf eine sogenannte Verschwörungsreligion hinzuweisen scheint, die die friedliche Koexistenz von KI und Belegschaft in Frage stellen könnte. Darüber muss ich noch einmal nachdenken.

Neue Preise

Aufgrund der weltweiten Lieferkettenstörungen, des Chipmangels und einer Laune der Geschäftsführung haben wir unsere Preise anpassen müssen, wie Sie bitte unserem obenstehenden Inserat entnehmen möchten. Wir wünschen weiterhin viel Freude mit unseren Produkten, die jetzt noch billiger sind, obwohl wir uns das gar nicht leisten können.

Post von außerhalb

Mond (Foto: Klaus-Jürgen)

Klaus-Jürgen, ein befreundeter Milliardär, schickte mir dieses Foto exklusiv zur Veröffentlichung. Er befindet sich gerade auf einer sogenannten Mond-Mission (Umrundung, Landung, Pressekonferenz, Rückflug) in seiner selbstentwickelten Mondfähre (KJürgXXXXX2). Es geht ihm gut, das Essen schmeckt, die Dusche ist auf dem Flur und die Windeln stinken. Eintritt in die Erdatmosphäre x+2300 (oder so).

Mein schönstes Weihnachtsgeschenk

Ich hatte es satt, von den Lachmöwen verspottet zu werden, während ich mich mit dem Kajak abmühte, auf dem Weg zur Verschwiegenen Bucht bzw. zur Schwatzhaften Getränkeoase voranzukommen. Das penetrante Seegeflügel umschwirrte mich, lauerte wohl auch auf Fischabfälle, verklappte hin und wieder nach Achtern seine Verdauungsprodukte, und ich hatte mangels technischer Ausrüstung und Kondition keine Chance, dem Treiben zu entkommen. Da traf es sich gut, dass neuerdings Weihnachten vor der Tür stand und ich einen Wunsch offen hatte. Die Familie legte zusammen, Onkel Schorsch half bei der Montage, und schon morgen früh geht es auf den See. Selbst für Eisgang wurde vorgesorgt, der Bug ist befestigt mit einer Panzerstahlschnittkante, die Galionsfigur streckt den Busen in Fahrtrichtung, und die Sirene spielt bei Bedarf La Paloma.

Energie!

Alles spricht von Energie.
Siehe da, ich habe sie!
Flammen schießen steil empor.
Starkstrom knistert mir im Ohr.
Farbe füllt mir grell die Augen.
Fühl, wie meine Muskeln taugen!
Und die Lenden! Energie!
Sie versiege in mir nie!

Wurde auch Zeit

Brieftauben im Einsatz

Aufgrund der unerwarteten Teuerungen in den letzten Monaten erwägt die Regierung, das Kommunikationswesen auf ökologische und energiesparende Verfahren (Brieftauben etc.) umzustellen. Damit würde auch das zunehmend sinnlose Geplapper auf allen Kanälen eingedämmt werden, lassen die zuständigen Minister und Staatssekretäre in einer handschriftlich verteilten Mitteilung (Ormig) erfreut verlauten. Die Bevölkerung bekäme Gelegenheit, sich den wirklich wichtigen Tätigkeiten zuzuwenden (Arbeit, Hausbau, Geschlechtsakt), und auch den Brieftauben an sich würde die zu erwartende erhöhte Wertschätzung gut tun.

Die Sache hat einen Haken

Das mulmige Gefühl bei dem Gedanken, dass der mächtige Haken eigentlich nur etwas bewirken kann, wenn er korrekt eingeschnappt ist, verließ mich während der gesamten Überfahrt nicht. Dunkle Wasser umflossen den Kahn, von kleinen weißen Eisschollen bedeckt, wie mir schien. Wenn die Hydraulik versagt, stürzt das Teil, das der Haken halten soll, in die Tiefe, und wir alle hinterdrein.

Ich aß zwei Leberwurstbrote, damit ich sie nicht umsonst angefertigt hätte, würden wir versinken, und spülte mit dem Küstennebel nach, der eigentlich für die Oma bestimmt war.

Kleine Bildbeschreibung

Das Arefjewa-Schaubild verlangt dem Betrachter einiges an schöpferischer Intelligenz ab. Im Mittelpunkt steht der Ausschuß, was durch die pointierte Farbgebung unterstrichen wird. Ein Werktätiger, der einen Karren schiebt, welcher nicht von allein stehen kann, ist irritiert, weil der Ausschuß ihn offensichtlich verhöhnt (Zunge, Hand ohne Arm, Kopf ohne Frisur). Soll er ihn in den Karren laden? Mit dem Dreizack aufspießen (wobei der Karren umfallen würde)? Oder besteht die Arefjewa-Methode darin, den Kollegen („Reserve“) im Hintergrund zu rufen, dessen mit offensichtlich großer Zufriedenheit bewegtes Flurfördermittel wesentlich geeigneter wäre, den Ausschuss aus den Augen des soz. Leiters zu räumen? Die Lösung dieser Fragen bleibt unserer Phantasie überlassen, wofür wir dem Zeichner Hut81HOF dankbar sind.

Der unmäßige Reisende

In den Tunnel rollen!
Oben der Kanal.
Unten schweben Pollen,
Oben schwimmt der Aal.

Will sie haltlos preisen,
die verkehrte Welt!
Ihr Gedärm bereisen,
Taschen voller Geld

oder arm an Mitteln,
wär mir ouh egal.
Werde nichts bekritteln,
wenn sie nur nicht schal

zeigt, was ich erwarte,
stumpf, was ich schon weiß.
Wenn ich einmal starte,
will ich heißen Scheiß!

Die Einmischung der Vergangenheit

Multifunktionsgerät (Beispielfoto)

In einer der langweiligen Videokonferenzen, die der Chef ausrichtete, um seine „geliebten Mitarbeiter, diese Hohlköpfe und Nichtsnutze“ auf gnadenlose Profitmaximierung einzuschwören, las der kleine Herr Schönleben nebenbei einen Bericht über die Gewohnheiten der Angestellten im letzten Jahrtausend. So schien man damals insgesamt viel aufsässiger gewesen zu sein, und auch lustiger Schabernack war wohl viel mehr fester Bestandteil des betrieblichen Lebens als heute. So galt es als Höhepunkt des Tages, sich mit dem nackten Arsch auf den Kopierer zu setzen und die Ausdrucke per Fax überall hin zu versenden. 

Als leicht zu begeisternde Kreativkraft sprang der kleine Herr Schönleben sofort auf das neben dem Laptop befindliche Multifunktionsgerät, setzte sich ohne Zwickel auf die Glasplatte, genoss das Gefühl, als der gleißende Lichtstrahl seinen Körper von unten illuminierte, und druckte das Abbild sofort aus. Begeisterung! 

Der Art Director, über das kurzzeitige Fehlen des Schönleben auf dem Bildschirm verärgert, forderte Aufklärung, die er in Form der Behauptung des S. erhielt, jener arbeite eben nebenbei an der Kampagne für Sanitär-Rottemöller, wobei er das surreal verfremdete Abbild seines Hinterns triumphierend über dem Kopf schwenkte.

Einen so schönen Arbeitstag für alle außer die Großkopferten hatte es in der Agentur schon lange nicht mehr gegeben. 

Von der Schweinwerdung

Karl Gong hatte seinen Wagen auf den Rücken gelegt, nicht ohne vorher den guten, in Istanbul erworbenen und tatsächlich problemlos verschickten Teppich untergeschoben zu haben, wühlte sich mit seinen kurzsichtigen Augen und langen Armen durch die Aggregate, zog hie und da ein Schräubchen fest, verteilte gelegentlich ein Tröpfchen Öl, sparsam, wegen der Umwelt und des Geldbeutels, kurbelte an der Lichtmaschine, prüfte den Reifendruck und leckte an der Batterie, fand alles in Ordnung und bestem Zustande, drehte den Wagen liebevoll auf die Räder, hieß die holde Unangetraute einzusteigen, indem er unter Bücklingen die Tür offen hielt, klemmte sich hinters Steuer, startete, legte den ersten Gang ein und rammelte fortan zwei Stunden wie ein komplett Irrsinniger durch die Landschaften, denn im Auto wird einfach jeder zum Schwein.

Unwahrscheinliche Begebenheit

Die Brücke dreht sich weg von mir,
sie will mich nicht beachten.
Sie dreht sich überm Aalrevier,
dem Bodden und den Grachten.

Sie dreht nach links, sie dreht nach rechts,
wird schließlich immer schneller.
Sie dreht die Kennung des Geschlechts,
sieht schon aus wie ein Teller,

erhebt sich aus dem Lagertopf,
rotiert über den Binsen,
sie schwebt davon, ich dreh den Kopf
und mach mir ein paar Plinsen.

Klugschnack

Geferlič: Schnelles Rad!

Dass du sterben musst:
Mach den Haken dran,
weil dir der Verlust
stets passieren kann:

Auf dem schnellen Rad.
Unter tiefem Schnee.
Gräte im Salat.
Sturm auf hoher See.

Lebe froh und spar
keine Stunde aus.
Doch vorher mach klar
das Bestattungshaus.