Noch wird am sogenannten Frühling angestrengt gearbeitet. Ob der Termin eingehalten werden kann, steht in den wechselnden Sternbildern (der famose Orion verkrümelt sich langsam, leider). Sicher ist nur, dass die Kosten Knospen explodieren werden.
Kategorie-Archiv: Durch Fauna und Flora
Das stark düpierte Haiku zum Samstag
Bricht er einmal noch
in unseren Frühling ein
sind wir stark düpiert
Von den Gewissheiten
Gierig steigt Natur
in die Luft empur.
Doch der Mensch im Glauben
strebt mit Turm und Gauben,
Krone aller Wesen,
an des Himmels Tresen,
nimmt sich, was er kriegt,
weiß, dass er obsiegt
gegen läppsche Flora.
Ora et labora.
Abgesang
Während ich hier hocke,
macht der Kerl die Flocke,
sogenannter Winter.
Hielt sich heuer hinter
Mildičkeit zurück.
Nur ein kleines Glück
bei den Erdgaspreisen.
Nächstens: südwärts reisen.
Auf der Terrasse
Der Spatz erklingt,
die Krähe singt,
der Busch blüht stur im Froste.
Ich sitze still,
weil ich es will,
im Sonnenschein und roste.
22 2 22
2
ist heute gut dabei.
22:
heute wanz ich
links und rechts mich ran,
weil ichs kann,
an dich.
Warum denn nich?
Das technologische Haiku zum Sonnabend
Ein Jet im Steigflug
klimaneutral betrieben
mit Holzvergaser
Das schlampige Sonett vom Wolfsstreifen
Streift der Wolf durch unsre Auen,
sollten wir mit langen Stangen
ihm auf seine Nase hauen
und ihn dann mit Netzen fangen,
diesen Räuber, unerhörten
Ziegenfresser, Menschenschrecker,
diesen unheilbar Gestörten!
Wolf, du gehst uns auf den Wecker!
So spricht Volkes klare Stimme
über Korn und über Kimme.
Doch der Wolf streift frech in Rudeln,
um mit weißer Lämmer Blute
tropfend aus gebleckter Schnute
unsre Wiesen zu besudeln.
Das forsche Haiku zum Samstag
Ruft das Mittagsmahl
schwebe ich vom Berg hinab
an den Lianen
Klima-Fatalismus
Wicküler Wegbier an der Backe:
Ich komm von fern und bleibe spacke,
denn weiter wachsen werd‘ ich kaum.
Der Klimawandel. Aus der Traum.
Stoßseufzer
Heutzutage schmeißt wirklich jeder seine Fastfood-Verpackung einfach so in der Gegend breit.
Das ästhetische Haiku zum Sonnabend
Zierende Amsel
früh ohne Wurm dafür mit
Sinn für Kontraste
Ringelnatter usw.
Auf den Wellen Bootsgeknatter.
Auf dem Strand die Ringelnatter.
Auf dem Handy plärren Bilder.
Auf den Wegen stehen Schilder:
„Ist verboten!“ Ja ja ja.
Morgen bin ich nicht mehr da,
kehr zurück ins Binnenland.
Wer trägt die Nattern dann vom Strand?
Der Gartenpinguin
Der Schmerz der Wellen
Was wir auch alles wissen:
Es wird uns niemals reichen.
Erkenntnis ist kein Kissen,
zu dem wir müde schleichen.
Wir forschen und erklären,
trotzdem bleibt vieles offen
und hübsch im Ungefähren.
Dies will ich auch gern hoffen
und nicht als Thema küren
(von ungelösten Fragen):
dass Wellen Schmerzen spüren.
Ich würd es nicht ertragen.
Sie sollen haltlos rollen,
sich auf die Klippen stürzen,
beim Brechen böse grollen
und meine Lippen würzen
mit feinsten Meeressalzen.
An sturmumtosten Küsten
will ich die Zunge schnalzen.
Auch wenn wirs besser wüssten.
Der leise Zweifel am Wiener Schnitzel
Von Zeit zu Zeit beschlich ihn das Gefühl, dass es nicht in Ordnung sein könnte, einfach alle Lebewesen aufzufressen, die ihn friedlich umstanden, selbst die possierlichsten.
Der Absturz
Aus dem Wald hervortretend, eine Hand am Wegbier, gab der Boden unter seinen Füßen plötzlich nach. Geistesgegenwärtig klammerte er sich mit der freien Hand an das Schild „Betreten verboten! Absturzgefahr!“ und segelte zusammen mit diesem hinunter auf den Strand. Die Thermik war günstig, eine mit weichen Gräsern bewachsene Schräge bremste den Aufprall, alle Knochen blieben heil, selbst die Bierflasche trug keinen Schaden davon (0,08 € Pfand), abgesehen vom aufschäumenden und dadurch leider dem Genuss entzogenen Getränk. Der Wanderer spülte die Kreide in seinem Maul mit den letzten Tropfen aus der Flasche weg, zog die Schnürsenkel fest, fand das Telefon, das er beim hektischen Griff nach Halt hatte fallen lassen, fertigte ein Selbstporträt mit der Absturzstelle im Hintergrund an und musste mit dem Hochladen desselben in die Netzwerke warten, bis er die nächste nennenswert bewohnte Ortschaft erreicht hatte.
Überfällige Enthüllung
Letztendlich sind die Pinguine mit ihrem permanenten Verlangen nach frisch aufgegossenem Instant Coffee selbst schuld am Schmelzen des Eispanzers der Antarktis.
Eine Kleinigkeit
Alles was ich fand
fern im Bernsteinland
war ein kleiner Splitter
hinterm Absperrgitter
einer Glaserei.
Gramm nach Waage: zwei.
Trotzdem kleine Feier.
Kaviar und Eier,
Cognac und Konfekt,
vorher null-zwei Sekt,
später dann aufs Zimmer.
Party geht halt immer.
Das erhabene Haiku zum Sonnabend
Still schüsselt die See
bis die Schnellfähre ihren
Wellenschwarm abschlägt