Kategorie-Archiv: Durch Fauna und Flora

Durch Fauna und Flora

Iststand

Noch wird am sogenannten Frühling angestrengt gearbeitet. Ob der Termin eingehalten werden kann, steht in den wechselnden Sternbildern (der famose Orion verkrümelt sich langsam, leider). Sicher ist nur, dass die Kosten Knospen explodieren werden.

Das schlampige Sonett vom Wolfsstreifen

Streift der Wolf durch unsre Auen,
sollten wir mit langen Stangen
ihm auf seine Nase hauen
und ihn dann mit Netzen fangen,

diesen Räuber, unerhörten
Ziegenfresser, Menschenschrecker,
diesen unheilbar Gestörten!
Wolf, du gehst uns auf den Wecker!

So spricht Volkes klare Stimme
über Korn und über Kimme.
Doch der Wolf streift frech in Rudeln,

um mit weißer Lämmer Blute
tropfend aus gebleckter Schnute
unsre Wiesen zu besudeln.

Ringelnatter usw.

Auf den Wellen Bootsgeknatter.
Auf dem Strand die Ringelnatter.
Auf dem Handy plärren Bilder.
Auf den Wegen stehen Schilder:
„Ist verboten!“ Ja ja ja.
Morgen bin ich nicht mehr da,
kehr zurück ins Binnenland. 
Wer trägt die Nattern dann vom Strand?

Der Schmerz der Wellen

Was wir auch alles wissen:
Es wird uns niemals reichen. 
Erkenntnis ist kein Kissen, 
zu dem wir müde schleichen. 

Wir forschen und erklären,
trotzdem bleibt vieles offen
und hübsch im Ungefähren.
Dies will ich auch gern hoffen 

und nicht als Thema küren
(von ungelösten Fragen):
dass Wellen Schmerzen spüren. 
Ich würd es nicht ertragen. 

Sie sollen haltlos rollen,
sich auf die Klippen stürzen,
beim Brechen böse grollen 
und meine Lippen würzen

mit feinsten Meeressalzen. 
An sturmumtosten Küsten
will ich die Zunge schnalzen.
Auch wenn wirs besser wüssten.

Der Absturz

Aus dem Wald hervortretend, eine Hand am Wegbier, gab der Boden unter seinen Füßen plötzlich nach. Geistesgegenwärtig klammerte er sich mit der freien Hand an das Schild „Betreten verboten! Absturzgefahr!“ und segelte zusammen mit diesem hinunter auf den Strand. Die Thermik war günstig, eine mit weichen Gräsern bewachsene Schräge bremste den Aufprall, alle Knochen blieben heil, selbst die Bierflasche trug keinen Schaden davon (0,08 € Pfand), abgesehen vom aufschäumenden und dadurch leider dem Genuss entzogenen Getränk. Der Wanderer spülte die Kreide in seinem Maul mit den letzten Tropfen aus der Flasche weg, zog die Schnürsenkel fest, fand das Telefon, das er beim hektischen Griff nach Halt hatte fallen lassen, fertigte ein Selbstporträt mit der Absturzstelle im Hintergrund an und musste mit dem Hochladen desselben in die Netzwerke warten, bis er die nächste nennenswert bewohnte Ortschaft erreicht hatte.

Eine Kleinigkeit

Alles was ich fand
fern im Bernsteinland
war ein kleiner Splitter
hinterm Absperrgitter

einer Glaserei.
Gramm nach Waage: zwei.
Trotzdem kleine Feier.
Kaviar und Eier,

Cognac und Konfekt,
vorher null-zwei Sekt,
später dann aufs Zimmer.
Party geht halt immer.