Archiv für den Monat: Dezember 2004

Reisen und Wissenschaft 1

Die Heisenbergsche Unscharfdrohne

Neulich unterwegs mit einem Kraftfahrzeug auf der Autostrada. Trotz breitester Fahrbahnen und ausgebildeter Kraftfahrzeugführer kullern die Transporter um und um, krachen Benzmobile in Leitplanken, touchieren sich russische Lastkraftwagen, während die Fahrer im Fußraum Borzschtsch zubereiten. Horizontweite Stauungen sind die Folge. Der Verkehrsfunk ist hoffnungslos überlastet. Die Zeit zwischen den Nachrichten ist gefüllt mit Verkehrsansagen, Musik wird nicht mehr gespielt (und das ist gut so, bei DER Musik).

Leider stimmen die Verkehrsansagen überhaupt nicht mit der Realität überein. Angesagte Staus sind entweder längst aufgelöst oder noch in Vorbereitung. Der aktuelle Monsterstau, in den man sich eben ahnungslos begibt, um hier die nächsten vier Tage zuzubringen, wird natürlich nicht vermeldet. Abhilfe tut not, damit die letzte freie Ausfahrt genommen und in der Autobahnkirche für die Seelen der Ausgeschiedenen gebetet werden kann.

Neue amerikanische Expeditionen beweisen: Die fahrzeuggebundene Drohne ist die Lösung. In einer geeigneten Abschussvorrichtung auf dem Fahrzeugdach gelagert, wird die Drohne beim Befahren der Autobahn gestartet und fliegt dem Fahrzeug etwa 20 km voraus. Das ist der durchschnittliche Abstand zwischen zwei Anschlussstellen, so dass im Katastrophenfall noch eine Flucht möglich bleibt. Die Drohne liefert hübsche Kamerabilder vom Verkehrsgeschehen direkt auf den kleinen Fernseher, der im Kraftfahrzeug auf dem Armaturenbrett herumschlackert. Jede Unregelmäßigkeit im Verkehrsgeschehen wird erfasst, sofortige Flucht auf beschauliche Landstraßen ist möglich.

Ein Problem bleibt natürlich, wie immer, wenn Lösungen scheinbar zu einfach zu haben sind: Die Drohne selbst wird bei den vorausfahrenden Kraftfahrern soviel Neugier erwecken, dass diese ungebremst ineinander rasen und einen riesigen Haufen verkeilten, unpassierbaren Bleches bilden werden. Ingenieur Pachnicke gebraucht für dieses Phänomen den Begriff der Heisenbergschen Unschärfe: Das beobachtende Objekt sorgt durch sein Vorhandensein selbst für Veränderungen bei den beobachteten Objekten.

Schade-schade.

Little Habana

Und Zigarren? Was ist mit Zigarren?

Menschen in Lipsigorod trinken gern Mojito

Lipsigorod wird gern als Little Habana bezeichnet, weil die Menschen da so fidel sind (brutaler Wortwitz, au weia). Außerdem sind die Autos höher, schneller und weiter als im Umland oder im Hinterwald. Weil meistens kein Licht am Auto geht, tragen die Reifen weiße Ringe, damit das Auto nicht von einem anderen Auto überfahren wird. Autos in Lipsigorod tragen außerdem Chromstangen an allen möglichen Seiten, um von Frauen wahrgenommen zu werden. Männer wie Hemingway dagegen trinken Mojito zu demselben Zwecke sowie um kreativ zu sein. Hemingway war nie in Lipsigorod, auch wenn er auf dem Haus im Hintergrund unterschrieben hat. Wahrscheinlich ist die Unterschrift mit dem U-Boot gekommen oder vom Getränkehändler gefälscht worden.