Archiv für den Tag: 10. Januar 2005

Die werktätige Masse

Neulich machte sich die werktätige Masse von Lipsigorod in Form eines Wandanstreichers im Hausdurchgang zu schaffen.

Der Hausdurchgang geht vom Tor bis zur hofseitigen Öffnung durch das Haus durch, wie der Name schon sagt. Die Wand des Durchgangs war etwas verschlissen von den Fahrmaschinen, die immer mal dran hängenbleiben, denn der Durchgang ist schmal. Ein Kollege, der mich an diesem Tag abholte, wurde vom Anstreicher unwirsch aufgefordert, gefälligst zu grüßen, denn er hatte dieses unterlassen, weil es in seiner Siedlung nicht üblich ist. Hier schon! Auch abends hatte der Werktätige Grund zum Ärgern. Ein Nachbar machte ihn darauf aufmerksam, dass an einer bereits angestrichenen Stelle eine der jungen Damen, die unser Haus gern und oft bevölkern, mit dem Fahrrad wieder ein Stück der Farbe abgekratzt hatte, wahrscheinlich wegen der Aufregung. Der Anstreicher, den Pinsel noch im Eimer, ließ sich jedoch auch durch intensives Zureden nicht dazu verleiten, diese Stelle „mal kurz nachzubessern“. Er hätte sie ja schon ordentlich gemacht, und nun wäre ein neuer Auftrag fällig, basta. (Wahrscheinlich hat die Dame nicht gegrüßt.) So also ist die werktätige Masse in Lipsigorod, weich in der Pinselführung, aber hart in der Sache.

Mündelsichere Anlage

Zu den vielen Dingen, von denen ich keine Ahnung habe, gehört die Finanzwissenschaft.

Bin ich letztens durch Lipsigorod, und an einem Privatbankhaus, also einem solchen, dessen Namen lediglich Eingeweihte korrekt buchstabieren können und in das man nur mit einer angemessenen Koffergröße Geldes sich hineinwagt, hing außen eine Werbetafel. Fast wie in der Sparkasse, und die gezackte Linie zeigte steil nach oben, wie in der Sparkasse. Alles eine Frage der Skalierung, wie ich immerhin gelernt habe. Und über der Linie stand „Mündelsichere Anlage“. Das allerdings gab mir zu denken. Was ist ein Mündel? Wie sicher ist eine Anlage, wenn sie gegen ein solches gesichert ist? Ich habe ja auch mal in einer Anlage gearbeitet, in der ich mit dem Kran riesige Gestelle mit Elektroapparaturen drauf in riesige Fässer voller heißen Klarlacks tauchen musste. Mündelsicher war die nicht! Natürlich, klaro, geht es hier eher darum, wie man sein Geld „mündelsicher“ anlegt, Scherz beiseite, haha. Und wenn ich mal ganz viel davon habe, traue ich mich auch zu fragen, was das bedeutet, dann ist das ja egal mit der Lächerlichkeit, aber vorher nicht.