Archiv für den Tag: 9. April 2016

Musik in Streifen

Beinahe war Karl Gong ergriffen von der Beinahe-Großartigkeit des „Streifens“, den er soeben gesehen hatte, ein inländischer Film, potzblitz, schönschön! Dann aber hub die bestimmende Szene oder das ergreifende Ende oder der entscheidende Punkt vor dem Abspann an, was auch immer, so genau ließ sich das in dem angenehm paralysierten Gong-Zustand nicht ermitteln, und es erschallte Musik. Nun ist gegen Musik in Movies prinzipiell nicht alles einzuwenden, dachte Gong, während seine Mundwinkel der Gravitation folgten, aber warum in aller Welt muss auf diesen unschuldigen kleinen Film eine Tube Möchtegernpopschmalz in inländischem Englisch ausgedrückt werden, beliebig und dumm und dummdreist hingeschrammelt und hergeröhrt mit Rauchzartstimme, damit alles verklebe und banalisiere und überhaupt die freundliche Rezeption durch den geneigten Gong komplett verunmöglicht würde?

Warum das nu? Warum nicht würdig in der Art, wie vorher alles verhandelt wurde? Ging doch sogar in der Zone, damals, lustig und kantig, geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen! Oder, wenn es schon ausländisch sein muss, weil es auch nach Belgien und Andorra zu verkaufen sein soll, bediene man sich aus „dem unerschöpflichen Fundus erstklassiger, bewegender Werke“ (A. Nitzsche Kulturfunktionär). Aber doch bitte nicht dieser konfektionierte Zwergenpop aus deutschen Schlagerstudios, wo der Grind vom Raumausstatter geliefert wird!

Wo ist die Spucktüte, dachte Gong, schlug auf die Fernbedienung bzw. die Kinokarte ein und öffnete die Schublade „Letztendlich leider misslungen“.