Archiv für den Monat: Mai 2016

Im Copyshop

Die Digitalisierung, sagt Karl Gong, ist auch übärhaupt nicht das, was ich mir darunter vorgestellt hatte. Kuck dir mal diesen Copyshop an. Menschenmassen. Türme von Papier, bedruckt, beschnitten, gefalzt, gebunden, man hat den Eindruck, jetzt, da alles digital ist, schnell und ständig zur Hand in leuchtenden Farben auf coolen Devices, dreht der Mensch komplett durch und muss es nun doch immer und immer wieder auf Papier prügeln, prägen, stanzen, laminieren, es, jenes, was auch immer ihm in den Kopf kommt, der flüchtige Abklatsch eines Gedankens, der digital viel besser aufgehoben wäre, wird in die Nähe der Unsterblichkeit gelaserdruckt, anstatt die Wolke ab in die Wolke zu blasen, und dann irgendwann eine kleine Verwirrung am User Interface, zack, alles ist plötzlich gelöscht, weg, au weia, besser so!

Hm, sagt Ilse Tschie.

Es wäre so schön, fährt Karl Gong fort, kein endloses Sichten und Sortieren nach Jahren der überquellenden Regale, bevor man schließlich doch die neunundzwanzig Kilo wichtigen Papieres zum Container bringt, oder? Aber nein, man versichert sich der ewigen Bedeutung seiner trüben Einlassungen, indem man sie zum Copyshop trägt, die Umwelt verpestet und geringfügige Beschäftigung generiert.

Naja, sagt Ilse Tschie, ist ja auch was. Hast du deine Diplomarbeit damals auch mit drei Durchschlägen auf der Reiseschreibmaschine getippt?

Nee, sagt Karl Gong, ich hatte Ormig.

Alter Elbehof

Alter Elbehof

Im Alten Elbehof hatten sie auf uns gewartet.

Na, wie war die Reise? Schön, dass ihr da seid.

Danke, wunderbar, und schön, dass wir da sind, sagten wir.

Über den Biergarten senkte sich samtig kühl der Abend. Die Linden hielten sich zurück. Das Gröhlen zog über ferne Landstraßen, kaum hörbar. Ein Pferd wackelte mit den Ohren, und hinter dem Deich die Alte Elbe. Die Stromelbe ist achthundert Meter weg, sagte der Wirt.

Aha, sagte ich, schönes Wort: Stromelbe.

Prost, sagte der Wirt. Und, was denkt ihr, ist die Erde rund? Ihr seid doch ein bisschen herumgekommen.

Das Gelb!

Das Gelb

Die Räder unter uns, rollten wir über Land.

„Sieh nur dieses vollendete, strahlende Gelb!“ rief ich nach hinten. „Heute ist der Tag des Rapses.“

„Was?“ rief Frau Mond. „Heute ist der Tag des Abszess?“

Kaffee in der Bodega

Kaffee
Kaffee: Beispielfoto

Weißt du noch, sagte Karl Gong in der Bodega, wie wir in den Vorlesungspausen immer in die Bodegas gerannt sind, um schnell einen Kaffee zu erwerben, hastig hinterzuschütten und dabei dummes Zeug zu labern?

Ja, sagte Ilse Tschie, aber für mich war das nichts mit dem Kaffee, ich stand nur dabei, sonst wäre ich ständig aufs Klo gerannt. Da hätte ich ja gleich Bier in der Meineidschenke trinken können.

Haste ja auch, sagte Karl Gong.