Archiv für den Tag: 26. April 2017

Der Dissident

Der desolate Herr Schrudel schob sein Sterbebett Krankenbett vor den Fernseher, um das sog. Pokalspiel anzusehen. Obwohl er kein Anhänger von irgendwem oder irgendwas auch immer war, folgte er dem Spiel interessiert, wenn auch annähernd bewusstlos. Bis zum Ergebnis des Gewürges allerdings war es ein langer Weg, der besonders durch den Kommentator und dessen „saublöde Kommentare“ (O-Ton Schrudel) gepflastert war, so dass Schrudel den Fernsehton abwürgte, sich zum Plattenspieler schleppte und die darauf schon lange befindliche Platte anwarf (dieselbe bewusst durch eine neue auszutauschen fehlte die Kraft). Es handelte sich kurioserweise um ein Werk der Dissidenten, und zufrieden legte sich Schrudel aufs Sofa, um als Kommentar-Dissident zu sterben sich röchelnd daran zu erfreuen, dass die ihm am wenigsten sympathische Mannschaft schließlich verlor.

Nach Vollzug des Pokalspiels erinnerte sich Schrudel, dass der Verkäufer, bei dem er die Platte auf einer Bärliner Straße erwarb, von einem Mitglied der Dissidenten berichtete, der genau da, auf dieser Straße in Bärlin bei diesem Verkäufer eine Dissidenten-Platte fand und glücksstrahlend an die Brust presste, da er davon selbst kein Exemplar mehr besaß.

Mittlerweile stark delirierend änderte Herr Schrudel sein Testament dahingehend, dass sämtliche Musiker, die einen Beitrag zu seiner Plattensammlung geleistet hatten, sich ihre Schallplatte(n) „zurücknehmen“ dürften, sofern sie über kein eigenes Exemplar mehr verfügten.

Ein nobles Ansinnen, wenn auch ungültig, da in unzurechnungsfähigem Zustand verfasst.

Beschwerde

benommen

Wenn ich auf dieser Zeitschrift liege,
Wird mir ganz blümerant,
Denn mein Gehirn macht eine Biege
Wie nach zehn Gläsern Brannt.
Es diffundiert ein irrer Dampf
Direkt in meinen Bregen.
Darum jetzt: fix zu meinem Mampf.
Dann: mich zu dir hin legen.