Archiv für den Tag: 20. Juni 2018

Bestellung und Abschied

riss

Kaum hatte Karl Gong sein schlechtes Gewissen vergessen, dass er nicht beim freundlichen Buchhändler um die Ecke, der immer so erwartungsfroh durch das wohldekorierte Schaufenster ihm genau in die Augen blickt, das Buch bestellt hatte, das nun mal bestellt werden musste, denn es war ihm peinlich, dieses Buch — nichts literarisch ausgesuchtes wie in den Regalen des Ladens, sauber sortiert von Anton bis Zylinder, — nein, profaner Alltagsquatsch war vonnöten, deshalb hatte er ja den Versender bemüht, der alles versendet, was so rumliegt in den Ecken; da kam es auch schon, am nächsten Tag, zisch, peng, Tür auf, Tür zu!

Und es war kaputt. Ein Schlaatz in der Papphüllse, Frechheit, so etwas überhaupt abzuliefern, und das Buch natürlich ruiniert, unbrauchbar, Rücksendung, Erstattung, selber schuld.

Also telefonische Bestellung beim Buchhändler um die Ecke, wie es sich gehört.

Abholung beim Buchhändler, der ihn über die Brille hinweg mustert wegen des Buches. Ja ja, denkt Gong. Das nächste Mal kaufe ich Literatur. Gong grinst schief, wackelt mit der Nase, zahlt, wickelt des Buch ins Sporthemd, das im Rucksack modert, trollt sich und winkt beim Abschied unbeholfen ins Ladenglockenbimmeln, bis demnächst; in der Vorsorgevollmacht werden später lebensverlängernde Maßnahmen angekreuzt, denn irgendwann muss die Literatur ja durch den Kopf durch.