Archiv für den Tag: 5. März 2019

Konflikt

fahrraeder
Fahrräder (Beispielfoto)

Karl Gong, der exzellente Radfahrer, musste an einer Ampel, die gerade auf grün gesprungen war, einen Rennradfahrer umkurven, der nicht vom Fleck kam, nahm also trotz seines in die Jahre gekommenen viel zu schwer knirschenden Velos Tempo auf, rollte freudig dahin mit wehendem Schopf und permanent die Umgebung nach Gefährdungen absuchenden Augen, als sich endlich von hinten der Mensch auf seinem Rennrad herangekämpft hatte und ihm zuröhrte: „Da hast du aber Glück gehabt, dass meine Schaltung kaputt ist.“

Gong, den tatsächlich das Gefühl beschlich, sich für irgend etwas entschuldigen zu müssen, zum Beispiel, schneller als ein per se schnelleres Rennrad unterwegs zu sein, also quasi mit einem Trabanten einen Porsche überholt zu haben, murmelte etwas in der Art von: „Ich fahre doch nur so vor mich hin“, was natürlich nicht stimmte, denn es war ihm sehr wohl bewusst, dass das kapitalistische System der Wettbewerbsmaximierung auch auf Radwegen nicht außer Kraft gesetzt war.

Trotzdem war er der Meinung, dass sich das Thema damit erledigt hatte, jedoch, mitnichten, als der selbsternannte Konkurrent an der nächsten Ampel schnaufend aufgeholt hatte, begann er den Gong inmitten der beachtlichen Menschenmenge der Zentralhaltestelle aufs übelste und wüsteste und unflätigste zu beschimpfen, wobei die mehrmals vorgebrachte Hauptanklage darin bestand, dass Gong „immer das letzte Wort haben müsse, und er kenne solche *** genau“, und er ließ auch keine Entschuldigung des Gong (für was auch immer) gelten, denn das war ja wieder das letzte Wort dieses ***.

Karl Gong, in seinem permanenten Zustand des Peinlich-Berührt-Seins noch tiefer vergraben, stellte für sich fest, dass der Idiotentest nicht nur bei Autopiloten angewendet werden sollte, bevor sie einen Führerschein erlangten, sondern auch bei Radfahrern, aber er behielt diese Erkenntnis zunächst für sich.

Endlich wurde grün.