Archiv für den Tag: 2. April 2019

Hinter den Mars?

mars

Mars (Beispielfoto)

Montags in der Kantine erzählte mir N. von seinem Wochenendausflug. Er hatte am Freitag Urlaub genommen und war „von hier aus hinter den Mars“ gereist, und damit meinte er tatsächlich den Planeten. N. wollte sich „unsere bemitleidenswerte Existenz einmal aus der Entfernung“ ansehen, um „sozusagen Abstand zu gewinnen und entsprechende Schlüsse“ zu ziehen.

Ich bezweifelte, dass ein derartiger Ausflug in so kurzer Zeit zu bewerkstelligen wäre, außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass N. finanziell über die Mittel für eine solche Reise verfügte. Er aber verwies darauf, dass er kostenlos an einem entsprechenden Forschungsprogramm teilgenommen hatte, mit 119 anderen Reisenden.

Ich musste wohl oder übel diese Erläuterungen akzeptieren. Auf meine Nachfrage hin, wie das Entfernungsproblem denn technisch gelöst wurde, beschrieb er eine Art Teleportation, während der sein Körper in seine einzelnen Moleküle aufgebrochen und hinter dem Mars wieder zusammengesetzt wurde. Auch dagegen konnte ich nichts weiter einwenden, das Verfahren kannte ich im Groben aus dem Fernsehen.

Allerdings war ich dann doch ganz froh, an diesem Programm nicht teilgenommen zu haben, denn durch eine kleine Unsauberkeit von Seiten der Forscher hatte sich beim Zusammensetzen des N. auf der Erde in diesem Zahnstein materialisiert, der vorher nicht vorhanden war. Mit Schaudern dachte ich an die eben erst erfolgte schmerzhafte Entfernung desselben von meinem Gebiss, mit ekelhaften Kratz-, Schleif- und Rüttelwerkzeugen in meinem weit aufgerissenen Schlund, fast besinnungslos und ohne jede Möglichkeit, mein Leiden angemessen herauszuschreien.

Eine Reise hinter den Mars, so elitär sie auch sein mag, ist die Wiederholung dieser Tortur nicht wert.