Des Menschen Werke
aus Stein für die Ewigkeit
gehen wolkengleich
Archiv für den Monat: August 2019
Zu spät
British Invasion
Zukunft K Punkt Null

Karl Gong, dessen Unangetraute gerade die gemeinsame Wohnstatt verließ, weil sie von der zuständigen Künstlichen Intelligenz (KI) mit dem in ihrem Chatprogramm ganz oben stehenden, Gong nur flüchtig bekannten Herrn verheiratet worden war (denn mit diesem verbrauchte sie ja nachweislich mehr Zeit und Gedankenkraft als mit jedem anderen im digitalen und analogen Erdenrund), stand nun reichlich belämmert vor den zur Hälfte ausgeräumten Schränken und Regalen, beschloss aber tapfer, nach einem Blick auf seine eigene Chat-Hitliste, keine Trübsal zu blasen und sich stattdessen auf den russischen Trollbot zu freuen, der sicher demnächst auf Geheiß der für sein, Gongs, Wohlergehen verantwortlichen KI bei ihm einziehen würde, mit einem Eimer Pelmeni, ein paar Stiegen Wodka und jeder Menge getrockneter Fische im Gepäck.
Überfahrt
Stürme peitschen grünes Wasser.
Fähre krängt, Espresso schwappt.
Passagiere werden blasser.
Die Begleitungsmöve schnappt
nach den Teilen, die dem Mund
eines Fahrgasts jäh entfliehen.
English Breakfast. Ungesund.
Konsequent wird ausgespien.
Unter Deck Kakophonie:
Jaulende Alarmananlagen.
Schwankend hin zum Duty Free.
Alkotester nachzufragen.
Am Netz
Die Holde wollte des Morgens hin zum Supermarkt, Katzenfutter kaufen, außerdem Leber (für die Katzen) und junges Gemüse (für sich), jedoch sah sie sich außerstande, den Wagen zu betreten wegen des an diesem über Nacht angebrachten dekorativen Spinnennetzes; schreiend lief sie zurück ins Haus, bremste abrupt vor dem Bett Karl Gongs, der sich eben noch einmal umgedreht hatte, denn er gedachte seinen Gleitzeitvertrag gnadenlos auszureizen, musste nun aber aktiv werden und hinaus auf die Straße wanken, ganz ohne Schlafanzug, den er der Wärme wegen nachts von sich geworfen hatte, das Netz bedauernd mit bloßen Fingern entfernen, was der Holden, die mit aufgerissenen Augen hinter dem Fenster lauerte, Laute des Entsetzens entlockte, zumal Gong, an den Fingern zupfend, von denen die Reste des Netzes und an diesen vielleicht sogar, Gott behüte, einige Spinnen baumelten, dem Haus zustrebte, so dass sie gezwungen war, die Tür vor ihm zuzuschlagen mit der Drohung, sie erst wieder zu öffnen, wenn sein, Karl Gongs, Körper garantiert spinnenfrei wäre.
Gong fummelte in aller Seelenruhe alles Spinnerte von seinen Extremitäten, lächelte in die Morgensonne, genoss den Tau, der sich von den eigentlich auf dem Gehweg unerwünschten Gräsern auf seine Füße übertrug, und beschloss, vielleicht doch schon vor zehn im Bureau zu sein, denn so ein Morgen bot doch einiges an Überraschungen, die man im Bett grunzend kaum erleben dürfte.
Aspekte einer Gebirgswanderung
Der Problembär musste sich den Rucksack unter anderem mit der Thermosflasche, den Teebeuteln, der Milch und dem Zucker sowie seiner Problembärentasse teilen. Bei der wohlverdienten Gipfelrast hob ein Palaver darüber an, wie sich eine Umverteilung des Tees in den Körper des Problembären auf die Trageeigenschaften des Rucksacks auswirken würde, zumal auch noch mehrere Kekse, Cracker, Salamischeiben und Energieriegel ins Spiel kamen. Einigkeit bestand darin, die Problembärentasse komplett auszutrinken, sorgfältig zu reinigen und zu trocknen, um die Integrität des Problembären nicht zu gefährden.
Das automobile Haiku am Saturday
Vom Volk
Als Herr Günter (ohne h, Name geändert) seine aufkeimende Meinung schließlich mit Hilfe der im sozialen Netz gefangenen Meinungen so weit verfeinert und gefestigt hatte, dass er sie als die des Volkes ansehen und schlussfolgern musste, dass also auch sein Maul das des Volkes und sein Magen, sein Herz, seine Faust und sein Arsch die des Volkes seien, lief er schnell auf die Straße, aber sein Maul war hässlich verzerrt, die Zähne unvollständig, der Atem stank besorgniserregend, und das Volk sah ihn an und dachte: Ouh Ouh Ouh.
Gut gesagt von Karl Gong
Aus Maler Gofthes Schmierstübchen

Das Werk wird Gofthe zugerechnet, ist aber wohl lediglich in seiner „Werkstatt“ in der Thälmannstraße entstanden. Angesprochen auf Anklänge an richtungsweisende Werke Gerhard Richtungs, zeigte sich der Egomane Gofthe irritiert: „Gerhard wer?“ Ein daraufhin überreichter Bildband wurde auf dem Kaffeetisch der Werkstatt plaziert. Die umstehenden Gesellen lachten.
Vom Anfang der Demokratie
Angesichts der grafischen und intellektuellen Qualität der Parteienplakate ist es höchst erstaunlich, dass überhaupt jemand zur Wahl geht.
Waffenlose Gefahrenabwehr (geht doch)
Bist du traurig, kommt kein Schwein,
um mit dir zu feiern.
Doch es bricht auch keiner ein,
greift frech nach den Eiern,
die du selber essen willst.
Stell hinter die Gruben*,
zu ersparen, dass du killst
einen bösen Buben,
einfach eine Plastik hin,
Traurigkeit zu zeigen.
Keinem kommt es in den Sinn,
bei dir einzusteigen.
*) Klär- oder Jauchegruben, was sich eben so findet
Bedauerlich
Das hoffnungsfroh-grillige Haiku zum Sonnabend
Der Nadelbaum
Der Nadelbaum,
man hört ihn kaum.
Er raschelt nur ganz leise.
Du willst ihn schlagen mit der Axt,
weil du sie einfach ncht mehr magst:
Des Baumes Lebensweise.
Früher kompakt,
nun aufgeragt,
bedeckt mit seinem Schatten
die Liegewiese gleich beim Obst,
auf der du stets aufs neue schobst
zur Sonne deine Matten.
Ist selber schuld,
deine Geduld
ist aufgebraucht, verloren.
Da hörst du, Säge in der Hand,
den Vogel in der grünen Wand.
Hast ihn sogleich erkoren
zum Minnesang,
zum schönsten Klang,
den jemals du vernommen.
Verlängert ist die Lebenszeit
der Tanne – jedenfalls so weit,
bis deine Erben kommen.
Olympia (R) in Lipsigrad
Rositiv-regionale Dichtkunst
Anton Spreiz
aus Zeitz,
Gerda Herbst
aus Zerbst,
Karl Haue
aus Aue,
Freddy Kork
from New York,
Fritz Jahoda
aus Zeulenroda
haben nichts gemein
außer glücklich zu sein
gerade jetzt.
Fetzt.