Archiv für den Monat: Oktober 2019

Das (schlampige) Sonett vom Oktober

schneise

Da zieht er hin, der faule Mond Oktober.
Man hat ihm eine Schneise eingeschlagen.
Ein Tag noch morgen, dann ist er hinober.
Wir werden uns mit dem November plagen.

Da zieht er hin, durch straffe Kupferdrähte.
Es knistert, und die matten Funken glimmen.
Gehüllt in Schal und Mütze ist die Käthe,
und in die dicken Hosen, ach, die schlimmen.

Der Tee steht auf dem Ofen und verdampft.
Die letzten Äpfel liegen noch im Gras.
Man hört den letzten Igel, wie er mampft.

Ich reiche Käthe fürsorglich das heiße Glas.
Sie aber in den schweren Stiefeln stampft:
Nur Tee? Wo bleibt der Spritzer Calvadas?

Neues aus Blasegast

klempnerei

Oma Steckwurst, die, durch die zuverlässig viel zu trockenen Frühlinge, Sommer, Herbste und Winter der letzten Zeit etwas nachlässig in Sachen Dachdichtigkeit ihres renditestarken Mietshauses geworden war, sah sich nach einem Starkregen dazu gezwungen, die Mansardwohnung der Mieterin Quarterbeck, Gisella, 26, in deren Abwesenheit entwässern zu lassen. Der zu diesem Zweck aus der Rhön herbeigerufene, weil einzig verfügbare Klempner Patzschke verlangte neben unangemessener Bezahlung zweieinhalb Liter Kaffee (türkisch), drei Teller Kanapees mit Wurst und Käse (übrige bitte einpacken), ein kleines Tablett guten Vodkas (greifen Sie zu, Frau Steckwurst, ist doch Ihrer) sowie einige Profilfotos der Quarterbeckn (ausgedruckt), die ihm der blinde Herr Schrudel frisch aus dem Internet „besorgte“. Die Pumpen schnurrten, die Verbrüderung der Hausgemeinschaft mit dem bösen Handwerker erfolgte rasch, und ein Dachdecker konnte auf Empfehlung des eigentlich doch recht angenehmen Patzschke auch noch ergattert und auf den nächsten Frühsommer „festgenagelt“ werden.

Der Sturm

schoenleben-sofa
Vom Sturm hinweggefegt!

Als der kleine Herr Schönleben anlässlich eines besonders heimtückischen Sturmes von starken Winden durch die Straßen getragen wurde, landete er in einer kleinen Stichstraße auf einem Sofa, denn es war Sperrmülltag. Reichlich benommen fiel er in einen tiefen Schlummer, aus dem er erst erwachte, als nach dem Passieren einer der östlichen Grenzen des Kontinents die Schlaglöcher noch tiefer geworden waren als zu Hause in seiner Stadt. Ouh, dachte der kleine Herr Schönleben in dem rostigen, brüllenden und klappernden Transporter, das wird dann wohl meine erste Auslandsreise! Er erinnerte sich an die Erzählungen seiner Wanderfreunde über herzliche Einladungen zu Hochzeitsfeiern einheimischer Dorfbewohner, Gelage und Volkstänze. Allerdings wurde er schon am selben Abend vor dem Gebäude der Botschaft seines Landes ausgesetzt, denn die Sperrmüllverwerter wollten durchaus keine internationalen Verwicklungen provozieren.

Vom Kopieren

armaturblume

Beim Wälzen alter Autoprospekte, die mir die wirklich liebe Verwandtschaft jahrzehntelang über die Zonengrenze geschmuggelt hatte, entdeckte ich in der Preisliste eines heckgetriebenen Kraftfahrzeuges tatsächlich die Sonderausstattung „Blumenvase am Armaturenbrett gefüllt/ungefüllt“. Da ich mich selbst durchaus als „Ästhet“ verstehe, aber mit dem täglichen Zwang, im Bureau „kreativ“ zu sein, in sämtlichen Dekorationsangelegenheit „nach Feierabend“ eher unbeholfen agiere, kopierte ich die Sonderausstattung so gut es ging und freute mich einige Tage lang an umherfliegenden Grasspelzen im Innenraum des Wagens.

Der Kaffee zum Tagesbeginn

schoenleben-kuehlschrank
Am Kühlschranks mit Löffel

Als der kleine Herr Schönleben morgens die Küche betrat, stieg ihm der unwiderstehliche Duft frisch aufgebrühten Kaffees in die Nase. Hastig trank er, obwohl heiß, die Tasse in einem Schluck aus und fühlte sich sehr männlich und unbesiegbar. Nur schwer konnte er der Versuchung widerstehen, sich auch noch einen Zigarillo anzuzünden, um dem verlockenden Exzess weitere Nahrung zu geben. So schob er nur einen Stuhl an den Kühlschrank heran, den er, mit einem Löffel bewaffnet, erklomm, um eine große Schale Marmelade rückstandsfrei auszulöffeln. Dann warf er die Kühlschranktür zu, zerrte den Stuhl wieder scharrend an den Tisch und widmete sich seiner Tätigkeit im schöpferischen Marketing, um die Sippe zu ernähren und die Welt schlimmer zu machen.

Niemals zum Lfulg

lfulg

„Nein!“ rief Karl Gong panisch. „Ich will nicht hin zum Lfulg! Niemals!“

„Du kommst jetzt. Bitte!“ sprach die Holde mit gespieltem Oberlausitzer Akzent, obwohl gar kein R bzw. r im Satz vorkam. „Wirds bald?“

Karl Gong konnte sich ein mit verstohlenem Seitenblick geflüstertes „Wirds haus“ nicht verkneifen, er kam sich vor wie ein Zweitklässler, der an den Ohren durch die Klasse zum Direktor geführt wird. Nun musste er wohl oder übel hin zum Lfulg, die Straßen waren grau wie der Himmel, nie wieder würde die Sonne auf ihn scheinen, schließlich war sowieso das helle Licht auf Jahre hinaus aufgebraucht durch die beiden letzten Sommer, er würde im Lfulg eingeschlossen werden und verrotten und die Holde hätte endlich Ruhe vor ihm.

„Von was für einem Lfulg redest du denn überhaupt die ganze Zeit?“ fragte ihn die Holde, als sie ihn endlich mit Gewalt über die Schwelle des Heimatmuseums gezerrt hatte, und Karl Gong, der endlich die angstvoll zusammengepressten Augen öffnete, entspannte sich, eilte zu dem ausgestopften Uhu und streichelte ihm ganz sacht über die Federn, die aussahen und sich anfühlten wie sein alter Hirschbeutel von 1982.

„Ach, nichts“, flüsterte Karl Gong, ließ sich von der Holden die heimischen Gesteinsschichten aufsagen, die Milchproduktionszahlen herbeten und das lichte Haupthaar streicheln. Ein harmonischer Feierabend nahm seinen Lauf.

Die Sippe bleibt verschwunden

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In der City am Fenster

Das Gedächtnis des kleinen Herrn Schönleben ließ seit einiger Zeit zu wünschen übrig. Nicht genug damit, dass er ständig Dinge verlegte, wie zum Beispiel den Flaschenöffner, und stundenlang missmutig das verschlossene Feierabendbier anstarrte. Neuerdings wurde er auch von der Vermutung geplagt, dass er irgendwann ein größeres Grundstück erworben und darauf ein ansehnliches Haus für sich und seine Sippe errichtet haben müsse. Allerdings konnte er sich überhaupt nicht an die Adresse dieses Anwesens erinnern, und die Sippe konnte er nicht befragen, denn sie war seit Wochen verschwunden. Immerhin kam ihm die Wohnung, aus der er durch das Fenster auf die Straße blickte, bekannt vor, und er winkte den Menschen, die unten vorbeiliefen, freundlich zu.

An der Schranke

schranke

An der Schranke Wartezeit.
Über dir Alarm.
Wolkenwasser kommt von weit.
Treten hielte warm.

Nasse Hose, nasse Schuh.
Triebzug schnarcht vorbei.
Doch die Sperre bleibt noch zu.
Heute kommen zwei.

Viertelstunde. Kurbel. Seil.
Winkend übers Gleis.
Fahrradwandern ist schon geil.
Schutzblech? Nasser Steiß.

Die Cloud ist aus deinem Leben nicht mehr wegzudenken, und sie ist real

cloud
Cloud (Beispielfoto)

Das erläuterte uns ein Experte in Sachen Cloudsachen (gibt es!), und noch viel mehr. Er ist der Meinung, man kann auch alles Mögliche in die Cloud hochladen, und auch runter.

Das solltest du einmal probieren. Lade einfach Sachen in die Cloud, die du nicht mehr haben willst, die dich nerven, oder die sinnlos rumstehen, wie zum Beispiel deine Kumpels am Freitagabend (Scherz). Du kannst sie später alle wieder runterladen, aber du kannst das auch lassen.

Das ist das Geile an der Cloud, wenn wir den Experten richtig verstanden haben, was schwer war.

Jedenfalls gibt es einen Knopf „Cloud“ an deinem Smartphone (geil), da drückst du drauf, dann stimmst du allem zu, was dein Smartphone dich fragt, und schon kann es losgehen.

So einfach hatten es deine Eltern nicht, aber denen geschieht das auch ganz recht.

Hi five! Check the cloud, folks.

Ein Beitrag der feschen Lipsigrad-Jugendredaktion