Archiv für den Monat: November 2019

Hochspannung, vermutlich

hochspannung

Die Fülle der Informationen erschloss sich mir nicht vollumfänglich, aber ich dachte, wenn es irgendeine Relevanz haben würde, wovor hier so wortreich gewarnt wurde, hätte die Pflege der Einrichtung eine höhere Priorität, als der Zustand es vermuten ließ.

Erkältung

altesglas

Mein altes Glas, das liebe
aus muffschem Kellerschrank.
So dünnes Glas. Es bliebe
verborgen, würd nicht krank

ich ruhlos durchs Gehäuse
mit Hustenstößen schleichen.
Vor meinen Füßen Mäuse
und in den Ecken Leichen.

Ich seh mich greishaft tattern,
den Kelch in klammen Fingern,
den Kühlschrank hör ich rattern,
die schwachen Beinchen schlingern.

Schnell! Labsal eingefüllt!
Der Lebensgeist hebt kurz sein Lid.
Vom Duft des Trunkes eingehüllt
fühlt ich mich rasch als Glückes Schmied,

könnt ich den Hammer heben
nur einmal noch im Leben.

Problembär-Camouflage

bunt

Bis vor kurzem war der Problembär für die rauhen Lebensbedingungen im Freien optimal  gerüstet, die farbenfrohe Kleidung fügte sich perfekt in die verschwenderische Pracht des verglühenden Herbstes ein, die wenigen Fressfeinde, die ihm nach der Wäsche trachteten, übersahen ihn, und die Trinkfeinde verscheuchte er, wenn er überraschend aus einem intelligent ausgesuchten Hinterhalt brach.

Doch nun würde es langsam Zeit werden für den steingrauen Pullover des kahlen letzten Siebentel des Jahres, und der einzige Schmuck (neben dem dezenten Kragen in Tümpelgrün) würde eine zerbrechliche Brosche aus trockenem Hagebuttenästchen inklusive verschrumpelter roter Frucht sein, von stabilen Spinnenweben in Form gebracht.

Vogel Spatz

vogelspatz
Appartement 2022 (nebenan)

Die Stare (oben) zwitschern.
Die Lurche (unten) glitschern.
So hat ein jedes seinen Platz,
ganz insbesonder Vogel Spatz,

der neben meiner Kammer wohnt
und selten seine Lunge schont.
Ich liebe seine Lieder.
Bald wächst mir ein Gefieder.

Bald wächst mir auch ein Schnabel.
Dann brauch ich keine Gabel
mehr für das Hähnchenklein.
Fein.

Der Zweck der Kreissäge

saege-hoch

Der kleine Herr Schönleben, dem von einem windigen Vertreter eine gebrauchte Kreissäge aufgeschwatzt worden war, überlegte angestrengt, was er mit diesem Gerät eigentlich hatte zersägen wollen. Träumerisch strich er mit seinen kleinen Händen über die dicken Zähne des Sägeblattes, und wohlige Schauder durchfuhren seine Gedärme. Vielleicht Holz? Nun musste er also nur noch auf den Vertreter für ungesägtes Holz warten, und seine Nasenlöcher bebten in Erwartung des gewiss recht harzigen Deodorants, das dieser Vertreter in seinen Flur tragen würde. In großer Vorfreude eilte der kleine Herr Schönleben aus der Scheune zurück ins Haus, setzte sich in den Lesesessel am Ende des Flures und wartete auf das Schellen der Türglocke.