Ach, ich kann es kaum erwarten,
endlich den April zu starten!
Voller Druck auf Rasensprenger!
Horch, die Finsterwalder Sänger
singen hell von gelben Kutschen,
während ihre Hosen rutschen
und die Krägen knallend springen.
Röhren, Summen, Brüllen, Klingen!
Sengend fährt die Sonne nieder
bis zum Herbst. Es brennt der Flieder.
Archiv für den Monat: März 2020
Nacht
Armageddon
Nach dem erzwungenen nächtlichen Genuss der frei Haus gelieferten Katastrophenfilme (den Tag hatte ich verschlafen, um nicht von Klopapier schleppenden oder nach Klopapier gierenden Menschen niedergerannt zu werden), traute ich mich kaum, die Vorhänge vom Fenster zu ziehen, schlief also den zweiten Tag durch, erwachte vom Getöse eines weiteren Weltuntergangs im Fernsehgerät, linste, es muss gegen Sonnenuntergang gewesen sein, aus dem Fenster und kroch kurz aufschreiend und schießlich wimmernd unter die Bettdecke, während Bruce Willis sein Bestes gab.
Das Erinnerungshaiku zum Sonnabend
Tödliche Gefahren der Sommerzeit
Während das Greinen der an sich selbst empfindsamen Bevölkerung über die Mühsal und Zumutung der Sommerzeit für den neutralen Beobachter kaum nachzuvollziehen ist, birgt der Umstellungsvorgang zum Beispiel für den kleinen Herrn Schönleben erhebliche, sogar tödlich zu nennende Gefahren aufgrund der in großer Höhe angebrachten Uhren in seinem Umstellungsverantwortungsbereich. Hoffen wir, dass auch diesmal wieder alles gut geht.
Von der Ausrottung der Zwillinge
Eine geschlagene Woche verging, ehe die Damen und Herren der Horoskopredaktion, die mit ihren Operngläsern, Kristallkugeln und Sextanten auf dem Dachboden des Redaktionsgebäudes untergebracht waren, davon Kenntnis erhielten, welche Aufgeregtheiten ihre Kollegen auf den restlichen Seiten der Zeitung ventilierten.
Kein Trost für Allergiker
Das schlampige Sonett zur Lage
Stell dir vor, das Virus wäre
wie ein Luftballon.
Trudelt durch die Atmosphäre
bis aufs Scheselong,
wo wir sitzen, und wir fangen
es uns fröhlich ein.
Hustend röten sich die Wangen!
Virus, dummes Schwein!
Nimm die Nadel,
liebes Madel,
stichel, pfuff, ein Loch!
Dann ins Ladel.
Handwaschbadel!
Danke: Robert Koch.
It’s Fashion
Karl Gong, der in den milden Wintermonaten ohn Unterlass und Radio, vom Fernsehen ganz zu schweigen, im Auftrag der Unangetrauten an den neuen, lichtdurchfluteten Stallungen für die Leasinggäule gearbeitet hatte, während er im abgedunkelten Kartoffelkeller seine Mahlzeiten zu sich nahm, um nicht auch noch in den Pausen mit Arbeitsaufgaben behelligt zu werden, durfte an einem kühlen Tag im März die Kreisstadt aufsuchen, um einen ihm von der Holden am Valentinstag überreichten Videotheken-Gutschein einzulösen, der auf den Film „Der Pferdeflüsterer“ ausgestellt war, Umtausch gegen andere Werke ausgeschlossen; jedoch, als er vor verschlossener Tür stand, an die ein Zettel „Aus den bekannten Gründen geschlossen“ mit drei Ausrufezeichen gepinnt war, sah er sich genötigt, seinen Plan zielgerichteter Aktivität zu korrigieren, er musste improvisieren und sah sich im Straßenraum um, der angenehm unbevölkert war, abgesehen von seltsam auseinandergezogenen Menschenketten, die vor Drogerien anstanden, und von Personen mittleren und höheren Alters, die mit beseeltem Gesichtsausdruck Klopapiergroßpackungen mit sich führten, der neue Chic der Kreisstadt offensichtlich: Hatte man früher Kinder oder Hunde oder Telefone mitgeführt und hergezeigt, war es nun Klopapier, eine an sich positive Entwicklung, handelte es sich doch um ein Accessoire, das sich jeder leisten konnte, das die Menschen egalitär verband und offensichtlich außerordentlich beglückte.
Karl Gong, dem mittlerweile aufgegangen war, dass die modisch behängten Menschen der Drogerie entströmten, reihte sich freudig ein, wartete geduldig auf seine Ration, zahlte mit hochgezogenen Augenbrauen und warf schließlich fröhlich in Erwartung einer anerkennenden Kopfnuss der Liebsten die zwei XXXL-Packungen in den Saporoshez, um den aktuellen Fashiontrend hinaus aufs Land zu tragen.
Vom überfälligen Putzen der Katzenklappe
Das harthörige Haiku zum Samstag
Der Knall
Da war ein Knall
wie Donnerhall
so in der dritten Stunde.
Ich hab ihn selbst zwar nicht gehört,
er hätte mich auch nicht gestört,
jedoch vernahm die Kunde
ich von den Freunden und Verwandten,
die wie die Salzgewächse standen
im ausklingenden Grollen
und Rumpeln, Beben, Rollen.
Was war das jetzt?
So hingefetzt
und ohne jede Warnung?
War es die Bombe von Herrn Trump
oder die Popband mit dem Amp?
Wir brauchen wieder Tarnung,
wenn jeder knallt mit den Granaten,
die kleinen und die großen Staaten!
Wir sind zu leichte Beute
für die gefräßche Meute.
So sind wir alle sehr erschreckt,
über die Maßen aufgeweckt
und glauben nicht daran:
Es war Grünhildes Mann,
der rücklings aus dem Sessel plauzte
und ein paar Stunden kläglich mauzte.
So geht es nicht weiter
Wegen der viral influencten Einschränkung der Reisetätigkeit hat der Problembär als Inhaber eines sowieso nicht florierenden Hotelfachbetriebs die Politik aufgefordert, unverzüglich für Kompensation (zum Beispiel Honig oder Honigprodukte) zu sorgen, ansonsten werde man (er) den Aufstand proben und (zutreffendes hier eintragen).
Verblüffte Feststellung
Alles wird ega verboten
von den Grünen, von den Roten.
Nur die Schwarzen, glaubst du nie,
sind noch für die Anarchie.
Gut gesagt, gern gesagt
Solange in den Führerständen von Straßenbahnen rücksichtslose Arschlöcher sitzen, die heraneilenden Fahrgästen die Tür vor der Nase zuknallen und kackfrech davonfahren, sollte dem Öffentlichen Personennahverkehr nicht allzuviel Bedeutung beigemessen werden.
Aus dem Wirtschaftsleben
Ansage
Das unbegründet hoffnungsfrohe Haiku zum Sonnabend
Resignierte Feststellung eines Bahnreisenden
Die neue Pferdetränke
Karl Gong, dem von der Holden aufgetragen worden war, auf dem Reitplatz endlich eine Tränke für die Pferde zu bauen, beschloss, nicht zu kleckern, sondern zu klotzen, er besorgte also eine Brigade ehemaliger Bergleute, die beim Einstellen ihrer Grube am Ende des letzten Jahrhunderts einiges an Werkzeugen und Anlagen hatten mitgehen lassen, und flugs war die Tränke unter großem Lärmen voller Begeisterung errichtet beziehungsweise ausgehoben, die Beauftragten mit Bierkisten und Grubenfusel aufs Allerfeinste zufriedengestellt, die Pferde hineingetrieben und abgeschrubbt von der aufreizend im Bikini herumplanschenden Unangetrauten, und Karl Gong hatte alle Mühe, sich mit Bauzäunen und Verbotsschildern der Heerscharen Erholungssuchender zu erwehren, die mit Handtüchern, Sonnencreme und elektronischen Geräten ausgestattet den Strand seiner Tränke zu bevölkern suchten.