Archiv für den Monat: Oktober 2021

Neu bei Nitzsche

Der Proseccoautomat nach der Sturzentleerung

Wegen einer misslungenen Manipulation des Proseccoautomaten durch den sehr verehrten Hofarbeiter, dessen vierte Abmahnung in diesem Monat bereits in Arbeit ist, werden Prosecco und artverwandte Produkte ab sofort individuell, analog und ohne Vortäuschung künstlicher Intelligenz durch den lieben Getränkehändler A. Nitzsche in Machern (man muss nur machern) persönlich ausgegeben. Kein Aufpreis, kein Pfand, keine Rechnung. Reelle Kalkulation. Abgabe auch in Übergrößen. Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef

Frechheit

Aufgehetzt von gewissenlosen Panikaktivisten lässt sich der Borkenkäfer neuerdings dazu hinreißen, auf Unseren Deutschen Wanderwegen Barrikaden anzulegen, um auf den sogenannten Klimawandel hinzuweisen, der durch nichts bewiesen ist, denn es hat gestern erst wieder irgendwo geregnet.

Die Triebkräfte der Produktion

„Wo man vereint Verstand mit Muskelkraft,
dort blüht der Weizen der Genossenschaft!“

Kaum hatte der kleine Herr Schönleben dieses schöne Gedicht von Fredo G. Winser-Schnellig, dem Cheftexter der Agentur, in einer hübschen Schriftart auf dem Flyer angeordnet, ploppte das hochrote, verpixelte Gesicht des Art Directors (im Hintergrund die Kommandobrücke eines Raumschiffs) auf seinem Bildschirm auf. Kurz darauf erschienen auch die verstörten Grimassen der Kollegen, die ratlos in ihre Kameras starrten.

„So, jetzt mal alles stehen und liegen lassen, ihr Rüben! Wir sind gehackt worden!“

„Hoho, von der Feldbaubrigade der Genossenschaft, oder was?“ brüllte der kleine Herr Schönleben und wälzte sich auf dem Boden, vergnügt über den gelungenen Witz. Leider waren er und Fredo die einzigen mit dem Flyer beschäftigten Mitarbeiter, so dass sein Scherz ins Leere lief. Der Art Director war glücklicherweise zu sehr mit seiner eigenen Wichtigkeit beschäftigt, als dass er sich die Zeit nehmen wollte, Schönleben zurechtzuweisen.

„Präzisiere: Unser verehrter Herr Geschäftsführer ist gehackt worden, während er, äh, das tut hier nichts zur Sache, ihr Runkeln! Jedenfalls ist ab sofort aus Sicherheitsgründen jeglicher Kontakt mit dem sehr geehrten Herrn Geschäftsführer bis auf weiteres untersagt!“

Ein unbeschreiblicher, vielstimmiger Jubel stieg daraufhin aus den Kehlen der Belegschaft auf, hell und entschlossen, freudig und unversiegbar, so dass selbst der Art Director nach anfänglicher Irritation fraternisierte und mit aufgerissenem Maul einstimmte. Goldene Tage standen ins Haus ohne Schikane, Überstunden und Gebrüll, man würde den sozialistischen Wettbewerb zelebrieren wie eine Polonaise der guten Laune, sich anerkennend über die Schultern der Kollegen beugen (rein virtuell), Flaschen mit Hell- und Kraftbier leerend entspannt den unweigerlich auszureichenden Prämien entgegenarbeiten. Ein goldener Herbst, Erntezeit, Freiheit, Brüderlichkeit.

„Es lebe der Hacker!“ rief der kleine Herr Schönleben, und alle, wirklich alle brüllten im Chor mit, bis pünktlich um sechzehn Uhr die Sirenen aus den quäkenden Laptoplautsprechern das Ende der heutigen Fron verkündeten.

Der unmäßige Reisende

In den Tunnel rollen!
Oben der Kanal.
Unten schweben Pollen,
Oben schwimmt der Aal.

Will sie haltlos preisen,
die verkehrte Welt!
Ihr Gedärm bereisen,
Taschen voller Geld

oder arm an Mitteln,
wär mir ouh egal.
Werde nichts bekritteln,
wenn sie nur nicht schal

zeigt, was ich erwarte,
stumpf, was ich schon weiß.
Wenn ich einmal starte,
will ich heißen Scheiß!

Inspiration und Zumutung

Angeregt von der sehr befriedigenden Gartenarbeit, das Beschneiden diverser Sträucher betreffend, griff Karl Gong zum Telefon, drängte sich in den vollen Terminkalender seines Friseurs und kam pünktlich zum Abendessen frisch geschoren zu Hause an, was die Unangetraute mit einem milde verliebten Blick zur Kenntnis nahm, ohne jedoch auf den Hinweis zu verzichten, dass in Zukunft vor solchen überraschenden Aktionen sämtliche Arbeiten ordnungsgemäß abzuschließen seien, denn: was sollen ihre Freundinnen von der Pferdefreizeit denken, wenn sie mit ihren Aperol-Spritzen auf der Terrasse entspannen möchten, welche, dies nur am Rande, dringendst von Spinnweben zu befreien wäre, wobei auch die am Kompost hinterhältig lauernde Silberdiestel sowie die alten Pflastersteine, die er, Gong, Karl, ja doch im Laufe seines Lebens nicht mehr in den Boden bekäme, aus ihren gütigen Augen zu schaffen Gelegenheit wäre.

Das schlampige Sonett vom Dahinrasen

Mit Karacho durch den Wald!
Speichen sirren, Sonne knallt
auf den weißen Plastikhelm.
Langsam rollen? Bist ein Schelm!

Wer Geschwindigkeit nicht ehrt,
sitzt auf diesem Rad verkehrt.
Funktioniert nur volle Kraft.
Hat halt Pech, wer das nicht schafft,

kippt zur Seite,
volle Breite,
lallt: Oh weh oh weh!

Doch ich gleite
in die Weite,
bis er fällt: Der Schnee.