Archiv für den Monat: März 2022

Das schlampige Sonett von der Verhinderung

Kitschig blinkt die Regentonne
in der lila Abendsonne.
Boote fahren nicht hinaus,
Skipper hocken öd zu Haus,

die Saison: noch nicht gestartet.
Auch das Weib auf Lava wartet:
Endlich hüpfen in den See
von der Reling aus nach Lee.

Badewanne: brüllend warm.
Seifenschmiere auf dem Arm.
Sie vermisst die Eisesfrische

beißend scharf am weißen Bauch
(an der Brust natürlich auch)
und das Murmeln kleiner Fische.

Bericht

Mondoberfläche (Beispielfoto)

Der Paketbote hatte mich eingeladen, in seiner Rakete mit zum Mond zu fliegen, er hatte sich nebenbei eine gebaut, mit Investorengeldern. Man glaubte an ihn, und ich hatte im Mondflug-Preisausschreiben gewonnen, weil ich immer fremde Päckchen annehme. Vorher gab es ein kleines Training in der Zentrifuge, bei dem ich mich mehrmals erbrach, alle lachten, klopften mir auf die Schultern und sagten, das macht nichts. Ich weiß nicht, ob in der Crew echte Astronauten, Kosmonauten oder Taikonauten vertreten waren, alle grinsten ständig und hielten den rechten Daumen hoch. Wir trugen Windeln aus Recyclingmaterial, zu essen gab es Käsebrötchen und später Haferschleim. Der Mond schien bei der Landung völlig unberührt zu sein. Wir ließen eine Menge Pakete und Päckchen da, stellten Fähnchen von Sponsoren in den Sternenwind und nahmen ein paar Videos auf, in denen wir herumhüpften, Purzelbäume schlugen und uns mit Müslischachteln bewarfen. Wer wollte, konnte eine kleine Mondwanderung machen, es würde aber mit dem automatischen Rückflug nicht gewartet werden, falls man sich verspätete. Mit etwas Glück könnte man dann in der nächsten Rakete zurückfliegen, in der vom verrückten Plattenhändler oder der vom verrückten Autoschrauber. Ich packte ein paar Steinchen ein, die ich allerdings nach der Landung in Florida wieder abgeben musste.

Die Infrastruktur ist das Wesentliche

Auf Werbung mochte Karl Gong nicht verzichten. Links im Bild der Schildermaler.

Karl Gong, der seine weitläufigen Ländereien weder zu Fuß noch mit dem Lastenfahrrad oder der Dieselameise befriedigend zu betreuen in der Lage war, installierte mit Hilfe professioneller Gartenbahnhöker ein formidables Schienennetz, auf dem er mit dampfelektrisch betriebenen Zugmaschinen eindrucksvolle Lorenkolonnen nach ausgeklügelten Fahrplänen bewegte, errichtete auf der Grundlage nächtens ausgebrüteter Pläne (inklusive Statik) einen die Unangetraute immens beeindruckenden „Hauptbahnhof“ und bewegte die Holde jeden Abend in einem halboffenen Salonwagen durch die im frühlingsgetriebenen Aufbruch befindlichen Gestade, vorbei an den Bisonherden, Kranichschwärmen, Wolfsstreifgebieten und Meerschweinchenstallungen, und selten war bei der Liebsten eine solche grundhafte Zufriedenheit zu registrieren wie in dem Augenblick, als sie unter ohrenbetäubendem Pfeifen, Zischen und Bimmeln in die funkelnde, menschenleere Halle einfuhren, er kam lässig mit dem kleinen Finger bremsend zwei Zentimeter vor dem Prellbock zum Stehen und nahm die unausweichlichen Liebkosungen erhobenen Hauptes entgegen.

Iststand

Noch wird am sogenannten Frühling angestrengt gearbeitet. Ob der Termin eingehalten werden kann, steht in den wechselnden Sternbildern (der famose Orion verkrümelt sich langsam, leider). Sicher ist nur, dass die Kosten Knospen explodieren werden.

Neu bei Nitzsche

Als Ich Adolf Nitzsche Getränkehändler in Machern man muss nur machern mit Meiner Thrillerpfeife die Belegschaft herbeirufe 120 Dezibell erscheint kein Hofknecht Ich dreh durch. Wo ist Er der Lomp? Wer soll jetzt die ganze Arbeit machen Alles kaputtwerfen und gegen Mich im sportlichen Wettstreit Hupwagen mit kaputtem Gabelstapler antreten? Kulturheini steht vor der Oper als Mahnwache Marketing malt Warnschilder mit Virussen aus und admin123 ist im Darknet verschwunden um einen Tschipp für den Pfandautomaten zu kaufen. Wozu braucht der einen Tschipp? Hofknecht Beibringung Belohnung 1 Kasten Bockbier (muss weg). Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef

Die Kurzzeitprägung der Kartoffel, ein unterschätztes Phänomen

Bauer mit Kartoffel (Beispielfoto)

Im Fachmagazin Koch und Herd legte der Experte Walter Lieswirt-Binderitsch kürzlich dar, dass die Kurzzeitprägung der Kartoffel nicht ohne Einfluss auf die Schmackhaftigkeit von Speisen und Getränken bleibt. Diese Tatsache ist in weiten Kreisen der Nahrungsmittelwirtschaft unbekannt, so Lieswirt-Binderick. Durchaus bestehe laut Lieswirt-Binderitzki kartoffelseitig eine frappante Anhänglichkeit an den Aufbewahrungsort, der mit Vorsicht zu begegnen sei. Lieswirt-Binderiki beklagt zudem eine Ignoranz in weiten Teilen der Gastronomie,  betreffend der Prägungsneigung der Kartoffel, welche sowohl im veganen als auch fleischwurstigen Segment als beliebt, aber immer noch laut Lieswirt-Binderich randständig anzusehen sei. Die Frage, ob langfristige Prägungen im Vergleich zur Kurzzeitprägung überschätzt werden, kann Lieswirt-Bindering deshalb nur bejahen, wovon sich jeder Konsument von Puffern, Püree oder Pommes frites selbst ein Bild machen kann. „Die Kartoffel zu fressen ist das eine, ihr aber mit einem angemessenen Prägungsmanagement zur optimalen Darreichungsform zu verhelfen, ist die Herausforderung der nächsten 25 oder 27 Jahre“, so Lieswirt-Binderimpel, der Kartoffelgimpel.