Archiv für den Tag: 31. März 2022

Interkulturelles Missverständnis

Flusskreuzfahrt-Landgang (Beispielfoto)

Mein Freund Klaus-Jürgen, der Milliardär, ist mit Flusskreuzfahrten reich geworden. Ob Jenissej, Angara, Wolga, Oder, Elbe. Kalauer. Die Passagiere stehen mit Cocktails an der Reling und liefern als Zuverdienst beim Landgang Pakete aus. Die Mannschaften bekommen Prämien für das Vergrämen von Bibern. Alles läuft bestens. Letztens saß ich mit Klaus-Jürgen bei einer Flasche Wein, die er für 48.000 Euro ersteigert hatte und die nach Korken schmeckte, was er nicht wahrhaben wollte. Er ist unglücklich. Zwar hat er eine gewisse finanzielle Grundabsicherung erreicht, das war ihm schon als Kind wichtig, jedoch treibt ihn die Frage um, was noch kommen könnte. Als Lebensziel, Lebenssinn. Sich zu bemühen, Billionär zu sein, ist eigentlich Quatsch, sagt Klaus-Jürgen, in Amerika ist er ja als hiesiger Milliardär schon Billionair, und das wird immer schlimmer, je reicher er wird. Würde er es hierzulande durch harte Arbeit zum Trillionär bringen, könnte es passieren, dass er auf einer Stehparty in Manhattan als solcher nur belächelt würde. Wo bliebe da die Würde? Nun, ich konnte ihm auch nicht helfen. Irgendwann ließ ich ihn weinend mit dem Kopf auf dem Tisch liegen, setzte mich aufs Fahrrad und fuhr taumelnd ins Elsterflutbett.