Archiv für den Monat: Juli 2022

Neu bei Nitzsche

Aller verehrter Kundschaft zur Kenntnisnahme anheimgegeben von A. Nitzsche Getränkehändler in Machern man muss nur machern dass die auf Initiative des Hofarbeiters (Problembär) entstandene Kuschelecke in Halle 12 mit angeschlossener Cocktailbar NICHT NUR vom Hofarbeiter betreten und weidlich genutzt werden darf sondern auch vom übrigen Personal außerhalb der Arbeitszeit sowie von der Kundschaft nach erfolgreicher Bezahlung und Verbringung der Waren in mitgebrachte Kraftfahrzeuge. Der Hofarbeiter ist nicht berechtigt Kundschaft aus diesem Bereich zu entfernen Ausnahme grobe Zuwiderhandlungen die Regeln 1-769 des Getränkemarktes sowie Menschenrechte bzw. Rechte des Chefs betreffend. Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef

Wenn Immobilienentwickler plötzlich nicht mehr einschlafen können

Was könnten hier für Häuser protzen
in modisch grau, hellbronze, weiß!
Auch wenn ringsum die Bürger motzen:
Die Liegenschaft ist heißer Scheiß.

Ein Altstoffhandel, Schuppen, Rampen,
zehntausend Jahre lag sie brach.
Das werden wir nicht mehr verschlampen!
Ich komme nicht ins Bettchen, ach,

ich krieche nächtens durch die Quecken,
mit Maßband, Zettel, Rechner, Stift.
Diese famosen Großstadtecken
warn lang genug nun schon versifft.

Ein Strahlen bricht bald durch die Straßen:
Design und Stil, Hochwertigkeit.
Ich selbst verdiene nur in Maßen.
Und wenn: Es ist jetzt höchste Zeit.

Vom Fortschritt im Bäderwesen

Der Leiter der Kurverwaltung (vorn, mit Deko-Kind) freut sich wie Bolle, den neuen Badebus vorstellen zu dürfen. Die mit dem Klimawandel einhergehenden Starkregenereignisse machen es möglich, auf teures Pool-Badewasser zu verzichten, und auch einer Verschmutzung des empfindlichen Ökosystems „Meer“ durch die verschwitzten Touristenkörper wird vorgebeugt. Sobald Regen angesagt ist, versammeln sich die Interessenten im Badebus und warten, bis er vollgelaufen ist. Das spart Geld und Cejozwei und wird „Putin“ das Genick brechen. Kurkarte nicht vergessen!

Endlich!

Zu der weitverbreiteten Unsitte, Brückengeländer mittels beschrifteten Vorhängeschlössern, die die ewige Verbundenheit der Liebenden dokumentieren sollen, einem statischen Stresstest zu unterziehen, gibt es mittlerweile eine Gegenbewegung mit Alternativangebot für geschiedene Paare.

Ermahnung

Nach der Entnahme von Feuerlösch bitten wir das Entnahmestellenventil mit dem Entnahmestellenventildrehkranz fest zu verschließen und die Entnahmestellenschelle wieder korrekt auf die Entnahmestellentülle aufzusetzen und zu verschrauben.

Das schlampige Sonett von den Donnerkeilen

Ich entdecke Rolle, Spitze,
während ich am Kurstrand sitze:
Belemniten, sandig, stumpf
zieh ich abends aus dem Strumpf.

Kaum zu glauben: Diese waren
einst vor zig Millionen Jahren
Tintenfische, gern frittiert,
hätten Griechen existiert

damals hier an den Gestaden
oder Spanier, Kroaten,
Römer auch nicht zu vergessen.

Und Germanen in den Schenken
hätten zwischen allen Ränken
frischen Donnerkeil gefressen.

Der Apostel der Freiheit

Das Bild wurde hingeschmiert von Maler Gofthe.

Wer ständig von der Freiheit prahlt,
hat sie doch längst verloren.
Wer sich im Licht der Wahrheit aalt,
hat sich dem Trug verschworen.

Die Freiheit wohnt in seinem Maul,
er muss sie nur verbreiten
und mit den Zähnen niemals faul
für seine Freiheit streiten.

Die Freiheit wohnt in seinem Darm,
sie wohnt in seinen Nieren.
Die Freiheit hält ihn täglich warm.
So wird er niemals frieren.

Wir stehen in der Freiheit Schuld.
Nur er weiß sie zu schätzen.
Wir hören ihn an seinem Pult
nur von der Freiheit schwätzen.

Ach würden wir von Freiheit satt
und könnt sie Obdach schaffen,
wir jubelten an seiner Statt
der Freiheit zu wie Affen.

Doch leider taugt die Freiheit nur
den Wenigen, die krallten
sich Gold im Schacht, Zeit in der Uhr,
und unsern Pferch verwalten.

Wir hocken taub im Freiheitswind
und sind schon ganz besoffen.
Komm lass uns gehn, ich hoff, es sind
die Notausgänge offen.

Wer ständig von der Freiheit prahlt,
hat sie doch längst verloren.
Wer sich im Licht der Wahrheit aalt,
hat sich dem Trug verschworen.

Vergebliches Bemühen

Der kleine Herr Schönleben hatte nach mehreren Zusammenstößen mit dem Art Director, aufsässigen Kunden und dem Idioten, der neuerdings auf Null-Euro-Basis die Claims für das Stadtmarketing verfasste („Wohnen Sie hier — es lohnt sich!“ „Warum?“ „Darum!“) das Gefühl, er müsse sich mit dem Chef der Agentur besser stellen. Also lieh er sich, während der Chef die Mittagspause „in der Sauna“ verbrachte, dessen Hausschlüssel aus, ließ ihn bei Minister Minit kopieren und lauerte am Abend desselben Tages auf dem Katzenbaum in der Chefwohnung darauf, dass der Inhaber nach Hause kommen und ihn ordentlich durchkraulen würde. Leider hatte er sich gerade erst die Nägel geschnitten, so dass er nicht an dem wirklich famosen Baum herumkratzen konnte, und, nochmals leider, brach der Chef just an jenem Abend zu einem Kurztrip „in die Staaten“ auf, um neue Kunden zu akquirieren. Welche Staaten er damit meinte, blieb unerwähnt. So konnte der kleine Herr Schönleben nach einer langen Nacht im engen Katzenhäuschen, das er auch noch gegen die zudringliche Chefkatze verteidigen musste, nur unverrichteter Dinge den Rückzug antreten, die Verwarnungen und Abmahnungen blieben in der Personalakte stehen und der Null-Euro-Idiot auf dem Drehstuhl direkt gegenüber hocken, denn Homeoffice war mittlerweile abgeschafft worden.

Das schlampige Sonett von Ursache und Wirkung

Kormorane sitzen
aufgereiht wie Puppen.
In den Schnäbeln blitzen
silberhelle Schuppen.

Sind verdaut die Dorsche,
Aale, Flundern, Sprotten,
klatschen sie aufs morsche
Holz. Die Brücken rotten,

und den Luxusdampfern
mit Calypso-Klampfern,
eingebauter Brandung

in den Pools und Tempeln
voll mit Speis und Bembeln
wird verwehrt die Landung.