Im Vergessenen Kohlenschuppen

bergwerk
Beispielfoto Bergwerk (stillgelegt)

Irgendwo im Nordostwinkel seines riesigen Grundstücks traf Karl Gong auf den Vergessenen Kohlenschuppen, der im Gegensatz zum Badeofenholzundkohlenschuppen sich langsam aus seinem Bewusstsein geschlichen hatte, und er fand unheimliche Mengen sauber aufgeschichteter Rekord-Briketts vor, vom rissigen Betonfußboden bis zur porösen Decke, kaum konnte er den Fuß in den efeuüberwucherten Bau setzen, ohne sich schwarz anzuschmieren mit der Patina des sagenumwobenen Brennstoffs, Kohle!, und er reckte den Hals, um abzuschätzen, wo denn die Schichtung enden würde, das Trumm, das Monster, das sich vor ihm zehn Meter breit aufbaute, oh mein Gott, dachte Gong, vielleicht finde ich noch ein Stahlwerk im Garten, dann wüsste ich, warum das hier alles existiert; und Karl Gong spann sich ein in die Gedanken an den Mythos des Kohleausgrabens aus dem Gestein tief unter Tage, muskelprotzende Kohlekumpel mit freiem Oberkörper, was in seinem Fitnessstudio strengstens untersagt war, oder tief im Schlamm versunkene Schieberaupen im Mitteldeutschen Revier, an Feiertagen ordenbehängte Maschinisten, die wie am Spieß schrien, wenn die Schienen nicht schnell genug mit den Brechstangen zur Seite gerückt worden waren, zum Flöz hin, das darauf wartete, zur rußenden Rekordfabrik gekarrt zu werden in schlingernden, verdreckten, schrottigen Waggons hinter stampfenden Lokomotiven, die geführt wurden von bärbeißigen Raufbolden, und vor lauter Romantik und Adjektiven lief Gong die Nase, tränten die Augen, zitterten die Knie, als die Holde rücksichtslos neben ihn trat, ihm das Knie in den Oberschenkel rammte und sprach: „Ja, das muss auch alles zeitnah weg. Hier wird das Pferd wohnen.“