Vom Hören

kopfhoerer

Zu den Guten Vorsätzen für das Neue Jahr, die Karl Gong bereits in der ersten Woche zu den Akten gelegt und damit ein für allemal als irrelevant aussortiert hatte, gehörte jener, den Einlassungen seiner Unangetrauten endlich einmal zuzuhören bzw. überhaupt „zu hören“, eine permanente Aufforderung, die stets mit den drohend ausgestoßenen Phrasen „Jetzt hör mal her“, „Höre mal“, „Würdest du mir mal zuhören“ eingeleitet wurde und Gongs Nerven aufs Äußerste spannte.

Gleichwohl hatte er in der schwachen ersten Stunde des Jahres, in die Arme jener geliebten Frau gepresst, zugesagt bzw., wie später von ihr behauptet, „geschworen“, als unumgängliches Vorhaben DAS HÖREN in seinen Jahresplan der auszuführenden Großtaten aufzunehmen, Großtaten allerdings nur für ihn, selbstverständliche Pillepalle für die unersättliche Gefährtin.

Egal, das Vorhaben war bereits im Ansatz gescheitert, denn zwar fand sich das Behältnis des technischen Utensils ganz hinten im Küchenschrank, aber die Hörer waren verschwunden, wahrscheinlich ausgemistet, dafür lagen fein säuberlich gestapelte Servietten im Karton.

‚Nicht meine Schuld‘, dachte Karl Gong und verschwand im Schuppen.