Probleme des Guitarrenwesens

guitarre

Der kleine Herr Schönleben, der das Geklimper auf dem Klavier wegen der Störgeräusche aus den benachbarten Wohnungen satt hatte, betrieb die Anschaffung eines alternativen Gerätes zur Lauterzeugung. Stundenlang lungerte er im örtlichen Pfandhaus herum und zupfte an den Guitarren, die erfolglose Musiker, genervte Ehefrauen und drogensüchtige Guitarristenkinder gegen geringes Entgelt zur Aufbewahrung abgegeben hatten.

Allein, der kleine Herr Schönleben konnte sich nicht entschießen, eines der Stücke zu erwerben. Zum einen schien seine körperliche Beschaffenheit nicht stabil genug, das Zupfen der scharfen Saiten zu überstehen. Zum anderen war er einfach zu klein, um gleichzeitig einen Akkord zu greifen und ihn über den Tonabnehmern anzuschlagen. Auf dem Klavier konnte er notfalls von einer Seite zur anderen laufen, wenn sich hohe Töne mit niedrigen abwechselten. Würde er versuchen, sich die Guitarre umzuhängen, könnte er nicht einmal über ihren sinnlos hohen Korpus hinwegsehen.

Folgerichtig verließ der kleine Herr Schönleben nach langer Überlegung das Pfandhaus und hatte eine aufkommende kleine Melancholie, nun doch nicht als der neue Chuck Berry in die Annalen der Musikgeschichte einzugehen, in der gleißenden Frühlingssonne des Februars bereits vergessen, bevor die Tür ins Schloss fiel.