Eisbaden mit Frau Schröder

Eis (Beispielfoto)

Ich inspizierte auftragsgemäß die seit Monaten geschlossene Schwimmhalle. Es war darinnen unglaublich kalt, fast fühlte es sich kälter an als draußen, wo eine besonders rücksichtslose Version des Winters seit Tagen die Herrschaft übernommen hatte. Eine dicke Eisschicht bedeckte offensichtlich das gut gefüllte Schwimmbecken. Auf der Mitte des Beckens stand eine Frau, komplett unangezogen. Vor ihr war ein perfekt rundes Loch ins Eis gehackt. Als ich mit Fragezeichen in den Augen zu ihr trat, stellte sie sich vor als Frau Schröder aus der Klautstraße 37, Personalausweisnummer soundso.

„Möchten Sie mit mir eisbaden?“ fragte sie mit einem Ton in der Stimme, der keine Ausflüchte zuließ, wenn ich nicht als Memme dastehen wollte.

„Unbedingt!“ erwiderte ich und fragte mich gleichzeitig, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte.

Frau Schröder, die besonders aufgrund ihrer Nacktheit eine hohe Anziehungskraft verströmte, sah mir beim Entkleiden zu, drehte sich, als ich bei der Unterhose angekommen war, plötzlich um und hechtete in das Loch. Mein Gott, dachte ich, jetzt isse weg, und sprang hinterher.

Das Wasser war erfrischender, als ich geglaubt hätte, es war, wie in einem Kübel voller Crushed Ice ums Überleben zu kämpfen, während der Bartender den ganzen Schlamassel leidenschaftlich hin und her schüttelte. Hinzu kam die Schwierigkeit, nach dem ausgiebigen Tauchgang in beinahe besinnungslosem Zustand wieder zum Eisloch zurückzufinden, um Luft zu schnappen. Das Loch war gerade groß genug, um mit Frau Schröder gemeinsam den Kopf aus dem Eiskübel zu recken und mit pfeifendem Geräusch Luft in die leeren, flatternden Lungen zu saugen. Dabei berührten sich unsere Körper aufs vortrefflichste, jedoch war dieser erfreuliche Zustand immer nur von kurzer Dauer und ließ bei den gegebenen Temperaturen keine Besorgnisse hinsichtlich ungewollter Schwangerschaften usw. aufkommen.

Nach dem Bade kleideten wir uns an und verabschiedeten uns mit Handschlag, desinfizierten die sich berührt habenden Körperstellen; Frau Schröder besuchte, ausgerüstet mit einem dehnbaren Netz aus kunststoffhaltigem Gewebe, die Kaufhalle, und ich kehrte zurück ins Amt für Grünflächen, Schwimmstellen und Elektrofahrräderparkplätze.