Amerikabericht

Stabile Boote sind geeignet, große Wasserflächen zu überqueren.

Ich kam nach Amerika auf der Great Eastern, dem Unglücksschiff. Außer mir waren nur neunundzwanzig Passagiere an Bord, weil die Reederei nicht erwartete, dass der unförmige Kahn jemals ankommen würde. Die achtzig Mann Besatzung waren der Reederei offensichtlich noch egaler als die Passagiere, sie hausten neben den Kesselöfen, die sie pausenlos mit Koks füllten. Es war ein Alptraum, zwei Wochen anhaltend, notdürftig gedämpft mit Unmengen von Absinth.

Schon der Stapellauf des Schiffes war ein ungeheures Desaster gewesen, man hatte es mit Wasser statt Champagner irrtümlich auf den Namen eines blutsaugenden Meeresmonsters getauft, eine zerspringende Kette zerteilte folgerichtig den für sie verantwortlichen Arbeiter, der mächtige Rumpf des Schiffes rutschte genau einen Meter Richtung Hafenbecken, sackte auf die überforderten Schienen und konnte erst nach drei Wochen unter Zuhilfenahme erheblicher Geldbeträge freigekämpf werden, zwei Tage später erlitt der Konstrukteur einen Gehirnschlag und verstarb.

Ich war überzeugt, dass Amerika nicht existierte, dass es eine Erfindung der Werftindustrie war und wir alle in Litauen landen würden, oder gar in Albanien, um in den Krautkochtöpfen oder auf den Souflakigrills der Einheimischen zu enden. Es machte tatsächlich keinen Unterschied, Amerika existierte zwar offensichtlich, war aber das lausigste Land, in dem ich mich jemals befunden hatte. Ich verdingte mich mangels Alternativen als Tellerwäscher, brachte es mit allerlei Ränkespielen, „harter Arbeit“, Mord und Totschlag zum Millionär und heiratete eine Schnalle, die es auf mein Geld abgesehen hatte.