Veränderung — Würze des Lebens

„Nun“, dachte der kleine Herr Schönleben nach einem Blick auf die Uhr und einem zweiten aus dem Fenster, wo sich die glockenhellen Stimmchen der Sperlingsschwärme mit dem Knallen der Knospen zu einer Sinfonie des Irrsinns vermischten, „es ist dann wohl an der Zeit.“

Schweren Schrittes schlurfte er zum Kleiderschrank, sortierte den vom Getränkehändler A. Nitzsche „ausgeborgten“ Mantel zwischen die Saisonware, zog das Tweetjacket für die Übergangszeit heraus und war eigentlich gar nicht böse darüber, der kuschlichen Kapuze entkommen zu sein, die sein Gehirn schon mehrmals, der Wärmeentwicklung wegen, hatte „aussteigen“ lassen. Bei den Videokonferenzen mit dem Artdirector würden von nun an die demütigenden Verweise auf die seltsame Bekleidung Schönlebens entfallen; einzig und allein seine mangelhaften Arbeitsergebnisse (in Qualität, Quantität und Termintreue) würden Anlass zu unerfreulichen Konfrontationen bieten. Aber auch das würde vorbeigehen, in stoischer Gleichgültigkeit war Schönleben geübt, und im Kühlschrank wartete ein Geschenk des lieben Getränkehändlers (überreicht, um an die offenen Rechnungen zu erinnern), das die Sorgen um das Scheitern an der Fertigung der neuen Internetpräsenz der Gurkenfabrik Schmollschnopfen im Nu wegspülen würde.

„Wozu braucht eine Gurkenfabrik eine Internetpräsenz, und wozu brauchen Gurken eine Fabrik?“ fragte sich der kleine Herr Schönleben kopfschüttelnd, bis die Nähte sich lockerten. „Wachsen die nicht in Vietnam?“