Von der Volkskunst

Karl Gong war ein wenig blümerant zumute, hatte ihn doch die Unangetraute so seltsam angesehen, irgendwie verheißungsvoll, wenn auch, wie immer, gleichzeitig ablehnend, mit diesem Blick in der Schwebe, der alles bedeuten konnte oder nur, dass mal wieder das Stroh unter den Pferden auszutauschen wäre, bitte, danke, aber davon war jetzt keine Rede, er spürte den Wunsch der Holden nach etwas besonderem, das er ihr, auf Knien am besten, überreichen könnte, um sie so gnädig zu stimmen, dass ein Abend bei gekühltem Weißwein in der lauen Sommerluft herausspringen könnte, Ausgang offen, und er kramte im Schuppen nach einem der Geschenke, die für diesen Zweck heimlich eingelagert waren, zum Beispiel eine im Erzgebirge gefertigte Holzplastik, sehr apart, er hatte extra ein Foto der Geliebten in einem Einschreiben mit Rückschein verschickt, und der Schnitzer hatte großartige Arbeit geleistet, sich einen entblößten Oberkörper hinzugedacht bzw. aus dem Modulbaukasten entnommen, das Gesicht gut getroffen und vor allem die Geste, dieses „mein Gott, Karl, was hast du nun schon wieder angestellt?“ ganz vorzüglich getroffen, wie ihm auch die überraschte Gnädigste bestätigte, als sie das Werk am Stall prangen sah, am vorbereiteten Haken, eine gelungene Aktion, in deren Folge tatsächlich unter lautem Ah und Oh die eine und andere Flasche Moselriesling entkorkt und zügig geleert wurde.