Mein Wandertag

Komisches Kaufhaus: Die Damenabteilung im dritten Kellergeschoss?

Ich hatte mir vorgenommen, eine größere Wanderung zu absolvieren. Leider fehlte mir die entsprechende Ausrüstung. Ich hatte weder brauchbare Schuhe noch Strümpfe zur Verfügung, von einem Rucksack ganz zu schweigen. Außerdem hatte ich im sogenannten Internet gelesen, dass das Tragen eines Jogginganzugs ab 200 Metern Höhe verpönt wäre. Da ich mich tatsächlich aus dem Elbtal heraus etwa 300 Meter in die Höhe arbeiten wollte, stand also auch die Anschaffung von Hose und Jacke auf dem Programm. Alle Kleidungsstücke sollten natürlich vor den Augen der im Wald zu erwartenden Tourengänger bestehen können. Ich prüfte meinen Kontostand, und mir kamen die Tränen in Erwartung dessen, was mir bevorstand.

Im Kaufhaus war es eigentlich ganz schnucklig, gleich hinter dem Eingang lauerte mir ein Uhrenfachmann auf und verkaufte mir zwei höhentaugliche Chronometer (eines geht ja schnell mal kaputt), an einem weiteren Stand füllte ich einen ganzen Beutel mit Kosmetika, die ich unterwegs gut würde gebrauchen können. Für die Schuhe und die Bekleidung wurde ich vom Personal unter wiederholten Bücklingen zum Fahrstuhl eskortiert. Ein schönes Einkaufserlebnis, das muss man sagen!

Im Fahrstuhl allerdings war ich mit der Bedienung desselben hoffnungslos überfordert. Ich hatte einige der Knöpfe gedrückt, die zu den verschiedenen Etagen führen sollten, auf denen ich die Abteilungen vermutete, die ich zu plündern gedachte. Der Fahrstuhl ruckelte und bewegte sich wohl auch nach oben oder unten, aber immer, wenn ich ausstieg, stand ich vor dem Bullauge, das die Etage anzeigte: E, Erdgeschoss, hier war ich eingestiegen. Ja, genau, von fern hörte ich den Uhrenverkäufer räsonieren, und auch der penetrante Geruch der Parfümerie erreichte meine Nase.

Ich überlegte kurz, ob ich mich auf die Suche nach einer Treppe begeben sollte, aber dann würde ich für die am morgigen Tag zu bewältigenden Anstiege keine Kraft mehr übrig haben. Also setzte ich mich in den Gelenkbus, schleuderte nach Hause, lag eine Stunde in der mit neu erworbenen Ölen gefüllten Badewanne und verpasste am nächsten Tag den Zug in Richtung Böhmische Schweiz, weil ich mit der Weckerfunktion der beiden Chronometer heillos überfordert war.