Die Fenster zur Stadt

Blick auf Manhattan aus meiner Wohnung im Hochhaus (Beispielfoto)

Ich war reich geworden mit ein paar Gedichten, von denen ich gar nicht viel hielt, aber die Leute kauften wie blöde meine Bücher. Auf der Straße musste ich Autogramme geben und für Selfies grimassieren.

Mein Agent leistete gute Arbeit, er hatte mir auch empfohlen, von einem Teil meiner Einnahmen eine obere Etage in einem New Yorker Hochhaus (sehr hoch) zu erwerben. Wenn ich mal zu Weihnachten eine Jeans kaufen wolle, könne ich dort prima wohnen, erklärte er. Ich sah nicht ein, warum ich nach New York für eine Hose fliegen solle, aber es war mir egal. Wollte ich wollen, könnte ich können.

Da ich aber die ganzen Jahre lieber in Sassnitz als in Manhattan meinen Urlaub verbrachte, verfiel mein Agent auf die Idee, die Etage immer wieder einmal für viel Geld zu vermieten, und zwar, man glaubt es kaum, an diverse Hollywoodstudios. Es gibt ja keinen amerikanischen Film, der nicht für einige Büro-Szenen den atemberaubenden Blick auf Manhattan von oben benötigte, um ernstgenommen zu werden. Also verbrachte ich nun öfter meine Abende im Kino, freute mich am Ausblick meiner New Yorker Wohnung und ließ mich zu neuen Gedichten inspirieren, was ich finanziell eigentlich gar nicht mehr nötig hatte.