Vom Undank

Gratifikationsentsetzen

Der kleine Herr Schönleben hatte einen wichtigen Auftrag für einen wichtigen Kunden glücklich beendet; zwar etwas verspätet, doch zur äußersten Zufriedenheit des Art Directors, der die speziellen Wünsche des Kunden mit aller Macht durchgesetzt hatte. Es war ein Männlein zu zeichnen mit unverkennbar folkloristischem Einschlag, Hut, Bärtchen, landsmannschaftlich gefärbter Mundnasenbedeckung — alles in allem eine extrem aufwendige, diffizile Arbeit, die man nicht so einfach aus dem Internet herunterladen konnte, jedenfalls nicht von den Seiten, auf denen der kleine Herr Schönleben üblicherweise unterwegs war.

Der Kunde war glücklich und schickte eine Palette Pralinen in die Agentur, von der allerdings nur eine leere Kartonage in Schönlebens Homeoffice ankam, den Inhalt hatten offensichtlich Chef und Art Director gemeinsam im Bureau verzehrt, wahrscheinlich unter Absingen hämischer Lieder, denn es handelte sich um die guten Alkoholpralinen, die auch der kleine Herr Schönleben besonders schätzte. So legte er sich frustriert und erschöpft ins Bett und bohrte noch ein wenig mit einem Wattestäbchen in der Nase, bevor er in tiefen Schlummer sank und von Himbeergeist in Schokoladenkruste träumte.