Von Auswurf bis Zigarre

Die meisten Ingenieure haben, bevor sie Ingenieure wurden, mal richtig gearbeitet. Mit ihren Händen als Werkzeug! In dieser Zeit sind sie meist fürs Leben geprägt worden.

Englische Ingenieurskunst

Entweder, weil sie erst da auf die Idee kamen, dass das Leben des Ingenieurs viel schöner ist als das des Transportarbeiters (stimmt nur bedingt), oder weil sie in den dunklen Tiefen der Fabrikhallen auf Menschen stießen, die durch ihre immense Ausstrahlung das Geschick, den Arbeitseifer, die Weltanschauung und vielleicht sogar die Libido der späteren Ingenieure prägten (könnte sein, muss aber nicht). Jedenfalls treffen beide Vermutungen immerhin auf die Kollegen Schrudel und Pachnicke zu.

Schrudel (er studierte übrigens erst Füge- und dann Wickeltechnik, was ihm bei der Familiengründung sehr entgegenkam) bekam auf seiner ersten Arbeitsstelle einen Meister vorgesetzt, der zwar nicht mehr als Meister tätig, aber dafür sehr entspannt war. Stets saß er mit einer dicken Zigarre zwischen den Lippen in der Ecke und reparierte den Ausschuss der KollegInnen. Dafür beschwerten die sich nicht über den Gestank. Abends saß er in der Schenke und trank Schankbier, wie es sich gehört. Zigarre und Schankbier als Obessionen gingen nahtlos auf Schrudel über und überlagerten mit der Zeit alles, was er sich im Studium mühsam eingepaukt hatte (außer Fügetechnik). Sei’s drum.

Pachnicke dagegen hatte einen fanatischen Werkzeugmacher als Lehrmeister, der meinte, es sich nicht leisten zu können, seinen Arbeitsplatz (Kampfplatz für den Frieden) zu verlassen. Leider verfügte dieser Lehrmeister (kurz vor dem Rentenalter stehend), über eine veritable Produktion nicht nur von Werkzeugen, sondern auch von Auswurf, was ihn allerdings nicht hinderte, seine achtdreiviertel Stunden eisern im Betrieb auszuharren. Aus Gründen des Arbeitsschutzes (Ausrutschen) benutzte er ein großes Einmachglas, dessen Anblick besonders die weiblichen MitarbeiterInnen wenig schätzten. Pachnicke studierte natürlich ebenfalls Werkzeugbau (Bohren, Senken, Schleifen), was seiner Familiengründung zupass kam. Und natürlich wirkte sich die harte Lehrzeit auf seine Soft Skills (Dummsprech für „wie man so ist“) aus: Nie wurde er krank, und wenn doch, blieb er eisern am Schreibtisch sitzen, immer einen großen Becher griffbereit in der Schublade, allerdings, dem Fortschritt sei’s gedankt, aus Milchglas.