Dieser Beitrag könnte „Damengambit“ heißen

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Sehnsüchtig stand Karl Gong vor dem Schaufenster des Schachclubs, dem er einst angehörte, aus dem er aber entfernt worden war, weil er gegen den Vorsitzenden eine Rochade auf dem Damenflügel vollzogen hatte, die, ordnungsgemäß protokolliert vom Schriftführer, zu erotischen Verwerfungen irritierender Art führte und also das stille und konzentrierte Nachsinnen über Indisch-Nimzowitsch oder Petrosjan gegen Botwinnik im Vereinsheim unmöglich machte.

Der Schachclub hatte sich daraufhin in zwei Fraktionen geteilt: Einerseits diejenigen Mitglieder, die das Verhalten des Gong moralisch verwerflich fanden, aber an seiner Stelle genauso gehandelt hätten, andererseits jene, die dem Vorsitzenden von jeher die Pest an den Hals wünschten, da er sie mit immer neuen, bösartigen Varianten von Abzugsschach quälte und sich aussichtslosen Situationen in der Regel mit hinterhältigem Patt zu entziehen vermochte. Trotzdem konnte der Vorsitzende sich die Unterstützung der grübelnden Mehrheit sichern und sein despotisches Regime fortführen, denn schwerer noch als das Berühren der besagten Dame durch Gong wog die Tatsache, dass er sie dann doch nicht führte, wohin auch immer. Und das ist unter Schachfreunden nun tatsächlich ein No-Go (Wortspiel).