Schlagwort-Archiv: Malz

Malz

Im Schatten der Malzfabrik


Als wir noch im Schatten der Malzfabrik wohnten, träumten wir oft von der Titanic. Oder von Raketen. Oder von Raketenkreuzern der Volksmarine. Wir wachten schweißgebadet auf, gingen zum Kühlschrank und entnahmen Biere. Da wußten wir, wozu die Malzfabrik eigentlich gut ist! Wir stellten uns vor, wie das Malz an den dreckigen, fetten Malzmaschinen hergestellt wird (wahrscheinlich mit Mikroelektronik, wie in Hinterwald üblich). Es stank nach verschmorten Transistoren.

Später zogen wir aus dem Schatten der Malzfabrik in das Licht der Metropole. Die Malzfabrik verlor für uns an Bedeutung und ging pleite. Wenn wir jetzt nachts schweißgebadet aufwachen, holen wir Biere aus dem Kühlschrank, stellen uns ans Fenster und betrachten die gleißenden Hochhäuser, durch deren Schluchten silberne Kareten jagen.

Irgend jemand hat wohl genug Malz aufgehoben in versteckten Silos unter der Erde von Mittelelbien. Oder bauen sie in den Hochhäusern der Metropole jetzt das Malz mit Gentechnik zusammen? Und fahren es mit silbernen Kareten in die Klubs, die stinkenden alten Malzfabriken nachgebildet sind?

Ja.

Düstere Vision

Im Fernsehen verbreiteten sie mit Hilfe der BBC wieder mal Weltuntergangspanik. Der Yellowstone-Nationalpark würde explodieren und Milliarden Tonnen Lava und Asche auf der Erde verteilen.

Traumfoto

Ganz Amerika mit seinen schönen Autos und Rocknrollkapellen wäre von Asche bedeckt, sämtliche Aktien wertlos und die Lebensmittelmärkte überrannt von panischen Bürgern, auch in Europa Mord und Totschlag, weil die Wurststände darauf nicht eingerichtet sind. Natürlich träumte ich all dies in leicht abgewandelter Version nachts noch einmal durch. Als der atomare Winter sich schließlich wieder verzogen hatte, waren keine Blätter mehr an den Bäumen (siehe Foto), und alle Flaschen ausgetrunken (siehe Foto), und ob noch Pfand drauf war, stand in keiner Zeitung, weil es keine mehr gab. Wir gingen zum Getränkehändler (Nitzsche), um die leeren Flaschen gegen volle einzutauschen, aber der hatte in der Zwischenzeit das ganze Bier unter der Hand zu Wucherpreisen verschoben, was ihm wohl ordentlich Ärger mit dem Finanzamt einbringen würde (die einzige Unternehmung, die noch arbeitete). Also nahmen wir die Flaschen wieder mit nach Hause und begannen, in der langsam zunehmenden Helligkeit Hopfen und Malz anzubauen, kupferne Kessel zusammenzulöten und die Flaschen auszuwaschen.