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Model

No Crew Parking!


Gemeinhin denkt man, Filmleute sind das Nonplusultra.
Der Regisseur fläzt in seinem Stuhl herum (Aufschrift: „Regie“), die Hauptdarsteller und Models vergnügen sich im Trailerpark, wie das in Amerika eben so üblich ist, und die Kameraleute drehen sich auf riesigen, flakartiken Türmen rasend um die eigene Achse, wie wir das von Chaplin kennen. Das ist unsere Vorstellung von den Crews. Bewundernd stehen wir hinter dem rotweißen Bändel und denken: Einmal zur Crew gehören, oder wenigstens Getränke anliefern, und dann Handkuss: „Meine Dame, in Ihrem letzten Streifen“ — (man sagt: „Streifen“) — „waren Sie ja mal wieder götterspeisengleich.“

Nee, is alles nich. Man kommt in ein preußisches Kaff, Trailerpark, Straße einseitig gesperrt, Schloss im Dickicht, mit Scheinwerfern angestrahlt, will seine Fahrmaschine am Schweinestall abstellen, um sich als Nebendarsteller 12 Euro 50 zu verdienen, und was muss man lesen? No Crew Parking! Wo sind wir denn hier?

Müller Siedebrandt und die Models

Als die Siedebrandtsche Mühle durch „den Westmüller“ beinahe niederkonkurriert war, ging Müller Siedebrandt zum Arbeitsamt und ließ sich eine Umschulung geben.

Immer sind die Flügel im Weg!

Es war die Zeit, in der man sich noch aussuchen konnte, in welchem neuen Beruf man arbeiten wollte, wenn das Arbeitsamt den alten für bekloppt hielt. Also begann Müller Siedebrandt eine Umschulung zum Fotografen. Das machte Spaß, deshalb fotografierte er sogar an den Abenden. Leider war er sehr schüchtern, er traute sich mit dem neuen Lichtbildapparat nicht auf die Straße, und als er aus seiner Mühle heraus Landschaftsaufnahmen fertigen wollte, kamen ihm ständig die blöden Mühlenflügel dazwischen. Er konnte sie aber nicht anhalten, denn die Gemeinde gab ihm für die drehenden Flügel zwanzig Euro im Monat, wegen der Touristen.

Da beschloss Müller Siedebrandt, sich der Aktfotografie zu widmen. Das Arbeitsamt schickte Model-Umschülerinnen vorbei, die er ablichtete, wie sie sich auf den Mühlengerätschaften räkelten. Bald darauf zog Frau Siedebrandt aus. „Aber es ist doch für die Kunst, Hilde!“ rief Müller Siedebrandt vergeblich. So hätte er noch mehr Platz zum Fotografieren haben können, wenn nun nicht alles voller Touristen gewesen wäre. Früher war den Touristen immer langweilig gewesen in der Mühle, sie fuhren mit den Fingern über die staubigen Regale und machten „Iiieh“. Jetzt aber halfen sie beim Schwarzmahlen und ließen sich heimlich mit den Models fotografieren, für ihre Enkel. Auch den Models gefällt es in der Mühle, seitdem Müller Siedebrandt ein Kaffeemahlwerk an den Transmissionsriemen gehängt hat. Lediglich die Tage, an denen sie alte Säcke tragen müssen, gehören zu den unerwünschten.

Die Geschäfte florieren bei Müller Siedebrandt, er kann sogar das Mehl billiger machen für die Armen, und irgendwann wird der Bürgermeister die Mühle eigenhändig mit roter Farbe anmalen und Glühlampen dran befestigen. Solche Erfolgsgeschichten sind heute nicht mehr möglich, außer man kauft sich selber eine Kamera und liest die Bedienungsanleitung.