Schlagwort-Archiv: Methode

Kleine Bildbeschreibung

Im letzten Bild unserer kleinen Methodenbetrachtung erblicken wir zunächst einen Verschwörungsprediger, der aus Isolationsgründen in einer Kanzel an einem Schornstein angebracht ist und versucht, die in karierte Schlafanzüge gewandeten Kollegen zu Spenden in die kollektive Prämienkasse zu bewegen, über die er aus unerfindlichen Gründen die Gewalt ausübt. Währenddessen wird ein Kollege auf dem Dach eines Rohbaus von einer roten Platte am Kopf getroffen, die SLOBIN-METHODE heißt. Hat der andere Kollege nachgeholfen, oder ist nur der Lufthaken, an dem die Platte bewegt wurde, falsch programmiert? Diese Frage wird nicht beantwortet, dafür präsentiert der Zeichner HOF mit einer bisher in seinem Schaffen nie dagewesenen Sprechblase eine völlig absurde Pointe: Womit, bitte schön, wurde denn nun gleichzeitig begonnen? Mit dem Ondulieren der Haarpracht der Werktätigen? Mit dem Herumgurken von Lufthaken, an denen wie durch Zauberhand klebende (Magnetismus?) rote Platten an die Köpfe unschuldiger Bauleute knallen? Mit der Methodensammlung verhält es sich augenscheinlich wie mit den Kinofilmen des amerikanischen Klassenfeindes: Man präsentiert ganz zum Schluss einen Felsenschaukler („Cliffhanger“), damit das Publikum nach Fortsetzungen dürstet. Das hat mich dann doch ziemlich zum Nachdenken angeregt.

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In dieser vom visionären Künstler HOF gefertigten Zeichnung wird das Thema der Künstlichen Intelligenz (KI) auf subtile Weise verarbeitet. Die KI erscheint uns als attraktive Werktätige mit einem großen Herz für die sonstigen im Volkseigenen Betrieb Beschäftigten. Frisur, Wimpern und Lippen sind sorgsam, aber nicht übermäßig gepflegt, schließlich geht es immer noch und vor allem um das Erreichen der anspruchsvollen Planziele durch engagierte Arbeit. In der KI sind diverse Werkzeuge und Aggregate zu bewundern, von denen der Zeichner HOF glaubt, dass sie zum Betrieb derselben notwendig sind. Der Angst der analogen Werktätigen vor zusätzlichem Aufwand bei Pflege und Wartung wird durch die Bildidee begegnet, dass die KI sich durchaus selbst ölen kann, auch diverse Pflegebürsten stehen in ausreichender Zahl zur Verfügung. Eine gewisse Verunsicherung ergibt sich für mich allerdings aus der Tatsache, dass der Helm auf eine sogenannte Verschwörungsreligion hinzuweisen scheint, die die friedliche Koexistenz von KI und Belegschaft in Frage stellen könnte. Darüber muss ich noch einmal nachdenken.

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Mit einer bisher nie dagewesenen Dramatik überrascht die Abbildung der Smirnow-Methode. Alle Protagonisten sind in heilloser Bewegung begriffen, Münder stehen keuchend offen, Hände bewegen sich unabhängig von den zugehörigen Armen, Gesichter sind maskenhaft verzerrt. Was ist vorgefallen? Ein Werktätiger schreitet, möglicherweise unter dem Einfluss von Drogen (Alkohol) über alle Hürden hinweg, die ihm durch schöpferische Pläne (persönliche oder kollektive) sowie die Vorgaben des sozialistischen Wettbewerbs in den Weg gestellt werden. Kann das gutgehen? Die anderen Werktätigen, besonders die schöpferische (?) Intelligenz scheinen anderer Meinung zu sein. Sie versuchen, ihn zur Umkehr zu bewegen, ihn gar mit einem Rechenschieber zu Fall zu bringen. Aber unter dem wehenden Banner der Smirnow-Methode biegt der betreffende Werktätige entschlossen nach links ab, nicht ohne vorher die Richtung ordnungsgemäß anzuzeigen. Ein in seiner Rigorosität verstörendes Abbild kollektiver Prozesse der sozialistischen Produktion, das mich zum Nachdenken anregt.

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Im Rahmen der Kowaljow-Methode patrouillieren jeweils drei Werktätige auf einem klassischen UFO (mit Gasgriff wie beim Motorrad) über dem Betriebsgelände. Es besteht keine Helmpflicht, außer für Mitarbeiter, die Verschwörungserzählungen anhängen („Q“). Wenn in einer der Hallen etwas faul ist bzw. „stinkt“, überprüft die Patrouille, ob das Dach des Gebäudes ordnungsgemäß aufgeklappt ist, damit der unangenehme Geruch entweichen kann. Wenn nicht, muss der stets an Bord befindliche vierschrötige Schrat hinabsteigen und das Dach öffnen. Alle UFO-Piloten erhalten diverse Gefahrenzulagen, so können sie sich auch beim Friseur das teure Ondulieren des Haupthaares leisten. Das Bild ist sehr anschaulich gezeichnet, besonders das Klappdach, und es regt mich zum Nachdenken an.

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Die Tschutkich-Methode lässt uns mit einem irritierten Staunen in der Betrachtung verharren. Ist der modisch frisierte Werktätige im Kraftfeld einer Verschwörungstheorie gefangen? Kann er sich selbst daraus befreien? Oder bedarf es der Mitwirkung der umstehenden Kollegen, die allerdings, mit Ausnahme der feschen Sachbearbeiterin, als vertrottelte, körperlich missgestaltete Individuen dargestellt sind. Deutet sich hier eine ideologische Position des Zeichners an, der (wohlweislich?) auf sein Signet verzichtete? Wird die Kollegin mit der aufwendig ondulierten Haarpracht dem versonnen schwebenden Querulanten (Q!) in den Kernspintomographen folgen? Eine Frage, über die nachzudenken der Betrachter zwischen den Jahren Gelegenheit haben wird (Betriebsruhe).

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In diesem Bild erblicken wir zwei Werktätige in Bowlingschuhen. Ihre Stellung im Betrieb ist subtil kenntlich gemacht, der Angehörige der Intelligenz als Eierkopf mit Bleistift und Taschenrechner (oder Mobiltelefon?), der Arbeiter trägt wie üblich einen überdimensionalen Maulschlüssel mit sich herum. Immerhin benutzen sie denselben Ondulierstab für Frisuren und Bärte, auch die Knöpfe sind identisch (HO? Konsum?). Der Ingenieur (?) scheint mit seinen Aufgaben heillos überfordert zu sein: Sein linker Arm wird vom gigantischen Rechenschieber langgezogen, der sinnlos mächtige „Schöpferische Pass“ ist kaum zu halten, seine Arbeitsmaterialien sind zu Boden gefallen, wobei sie sich aufs merkwürdigste ineinander verschlingen, Zornesfalten verunzieren das Gesicht des überforderten Geistesarbeiters. Würde er nicht auch lieber den Maulschlüssel in die Hand nehmen und höhnisch lachen wie sein Kollege? Ja. Natürlich, der verdient ja auch viel mehr! Jedenfalls damals, als das schöne Bild entstand, was mich doch sehr zum Nachdenken anregt.

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Die Stschokino-Methode als Begriff weckt bei ungebildeten Betrachtern fehlleitende Assoziationen (Schoko, Kino), deshalb versucht der Zeichner mit übermäßigem Worteinsatz die Aufmerksamkeit des Betrachters zurückzugewinnen. Man erkennt einen Dirigenten (soz. Leiter?), der mit geschlossenen Augen versucht, den dissonanten Chor der Geschäftsbereiche in Einklang zu bringen. Die Partitur besteht aus unverständlichen Worthülsen, es ist zu befürchten, dass die zusammengerollten, später aufzuführenden Stücke nicht einfacher werden. Der Chor gibt, ebenfalls mit zusammengekniffenen Augen (man kennt wohl alle Noten auswendig) sein Bestes. Die Arbeitsorganisation verleitet den Zeichner zu einem kleinen erotischen Exkurs, während die Frisur der Produktion tatsächlich nicht mit Locken aufwartet, ein Faktum, das mich zum Nachdenken anregt, aber nicht zu lange.

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Das Arefjewa-Schaubild verlangt dem Betrachter einiges an schöpferischer Intelligenz ab. Im Mittelpunkt steht der Ausschuß, was durch die pointierte Farbgebung unterstrichen wird. Ein Werktätiger, der einen Karren schiebt, welcher nicht von allein stehen kann, ist irritiert, weil der Ausschuß ihn offensichtlich verhöhnt (Zunge, Hand ohne Arm, Kopf ohne Frisur). Soll er ihn in den Karren laden? Mit dem Dreizack aufspießen (wobei der Karren umfallen würde)? Oder besteht die Arefjewa-Methode darin, den Kollegen („Reserve“) im Hintergrund zu rufen, dessen mit offensichtlich großer Zufriedenheit bewegtes Flurfördermittel wesentlich geeigneter wäre, den Ausschuss aus den Augen des soz. Leiters zu räumen? Die Lösung dieser Fragen bleibt unserer Phantasie überlassen, wofür wir dem Zeichner Hut81HOF dankbar sind.

Kleine Bildbeschreibung

Bei diesem schönen Bild fällt zuerst die aufwendig schraffierte Latzhose ins Auge. Getragen wird sie vom Arbeiter (alle Arbeiter haben stets einen überdimensionalen Maulschlüssel in der Hand, das kennt man ja, schließlich gibt es immer etwas fest- oder loszudrehen). Die Einheit von Arbeiterklasse und Intelligenz wird durch Frisur, Koteletten und Wangenbeulen versinnbildlicht. Der Eierkopf (Intelligenz) ist auch körperlich eiförmig angelegt, um seine, wenn es hart auf hart kommt, Unterlegenheit darzustellen.

Der Zeichner des schönen Bildes weiß nicht, wie ein Rohrpostsystem aussieht, es interessiert ihn auch nicht, deshalb hat er es sich am Abort abgeguckt, was aufs selbe rauskommt. Bisher ist ja auch noch nichts konstruiert worden, wahrscheinlich unterhalten sich die beiden über die Oberligaergebnisse. So, wie der Konstrukteur den Stift hält, wird das sowieso nichts, außerdem könnte er ja die EILROHRPOST mit dem Pflichtenheft öffnen, aber er hat seinen eigenen Eierkopf und macht einfach, was er will.

Insofern bildet das Werk die Realität passgenau ab und regt nur bedingt zum Nachdenken an. Aber die Knöpfe sind sehr liebevoll ausgearbeitet.

Kleine Bildbeschreibung

Das Saratower-System (mit Bindestrich) quillt in dicken schwarzen Rußwolken aus den Schloten, sonst wäre es nicht sichtbar. Die Fabrik erscheint aufgeräumt, es liegen weder Schrott noch Zulieferteile auf dem Hof, was ungewöhnlich ist. Vielleicht arbeitet ja auch niemand, stehen doch die Werktätigen alle unproduktiv im Kreis herum und halten Maulaffen feil.

Sie scheinen erzürnt zu sein, manche ratlos, man ballt die Fäuste. Was ist der Grund? Ein bemitleidenswerter Kobold, dem jemand „Dauerfehler“ auf den Bauch gemalt hat. Aber was ist ein Dauerfehler? Dauert es lange, ihn zu machen? Macht man ihn permanent? Oder ist es wie beim Dauerkeks, dass er sich einfach nur lange hält, man ihn in der Schublade vergisst, bis er in einer Schichtpause zum Vorschein kommt und mit Genuss verzehrt wird?

Vielleicht ist er aber auch, was das Bild durchaus nahelegt, aus dem mysteriösen Buch „Saratow“ geschlüpft und einfach Teil des Saratower-Systems, ein Systemfehler also?

Mir jedenfalls tut der niedliche Dauerfehler leid, und ich wünsche ihm alles Gute. Vielleicht gelingt es ihm ja, als Dauerläufer (Wortspiel!), den bösen Werktätigen zu entkommen und sich im Ruß zu verbergen. Insofern hat mich das Bild zum Nachdenken angeregt. Das ist schön.

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In diesem Werk gelingt es dem Zeichner Hut81HOF, inspiriert vom Titel „MAMMAI-Methode“, seine erotischen Phantasien konsequent auszuleben. Es kommen nur weibliche Personen zur Anwendung, die Dekolletés sind, im Gegensatz zur wie immer schludrigen Ausführung der Arme, liebevoll gearbeitet.

Das Mienenspiel der Protagonistinnen in Anbetracht der ausgereichten roten „Vorgaben“ reicht von Fassungslosigkeit über Besorgnis bis hin zu dümmlicher Akzeptanz. Damen ohne „Vorgaben“ machen sich über die anderen lustig, können aber sowieso nicht arbeiten, da sie über weniger Arme verfügen.

Die Werktätige ILI knüpft bereits ihren Kittel auf, vielleicht, um beim Meister eine Lockerung der „Vorgaben“ zu erwirken. Damit wird, wahrscheinlich ungewollt, ein Verweis auf patriarchale Strukturen gesetzt, die es zu Zeiten der MAMMAI-Methode allerdings nicht gegeben haben sollte.

Verstörend wie immer hat der Zeichner die Frisuren gearbeitet — ein Markenzeichen? Das Bild ist schön und regt mich zum Nachdenken an.

Kleine Bildbeschreibung

Ein dicker Arbeiter steht ratlos an einer Drehmaschine. Ein anderer macht sich darüber beim Technologen lustig (Mobbing). Alle drei tragen Dauerwellen, die es beim Betriebsfrisör billig gibt.

Die Bassow-Methode besteht darin, dass der Arbeiter NUR NOCH ohne Gipsbein seine Werkstücke drehen darf. Er muss es also vorher ablegen, vielleicht reicht es aber auch, das kreuzweise Pflaster zu entfernen.

Der Zeichner zeichnet gern Hände, mit den Armen hat er Schwierigkeiten. Auch das Werkstück ist nicht zu sehen, es gab wohl Lieferschwierigkeiten. Dafür hat der Technologe ein Smartphone in der Kitteltasche, wahrscheinlich aus dem Westen.

Das Bild ist schön, und es regt mich zum Nachdenken an.

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Im VEB ÖKO erwarten drei fröhliche Beschäftigte, der Pförtner (allerdings ohne Pforte), ein einladender Arbeiter mit Koteletten und eine winkende Arbeiterin mit unvorteilhafter Frisur, den Einzug von Büchern auf Beinen. Jedes Buch hat ein sehr kleines Gesicht, das erste sogar ein rotes. Die beiden ersten Bücher „Slobin“ und „Mamai“ scheinen zu brennen, aber das stört niemanden.

Im Pförtnerhäuschen hängt nur noch ein Schlüsselbund. Also sind alle Kollegen anwesend, außer Kollege Schulz, der ein Alkoholproblem hat. Im Hintergrund türmen sich die Halden mit den Abfallprodukten, die bei der Fertigung im VEB ÖKO anfallen. Eine der Halden erinnert an einen Büstenhalter, was vom Zeichner HOF Hut 81 aus sexuellen Gründen beabsichtigt ist.

Die Bücher haben keine Knie, und man fragt sich unwillkürlich, warum sie nicht hinstürzen. Die Arbeiterin hat einen Brief in der Hand, vielleicht mit einer Auszeichnung oder mit einer Liste, welche Methoden zu welchen Erfolgen führen. Vielleicht hat sie aber auch nur das Geld veruntreut, das die Kollegen zum Geburtstag von Kollegin Meyer aus der Wickelei gesammelt haben.

Das Bild ist sehr schön, besonders die Farben, und es regt mich zum Nachdenken an.