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Palast offener Medienkultur


Fasziniert und beeindruckt, aber auch beängstigt war ich von diesem Palast offener Medienkultur. Wie es scheint, wurde hier über Generationen hinweg medial vorausgedacht. Mit der Parabolspiegelvorbereitung im Giebel überraschte schon der Architekt – eine an Wahrsagerei grenzende Vorausahnung. Leider hatte er das Haus nicht nach den maßgeblichen Satelliten ausgerichtet, so dass die Schüsseln auf dem Dach montiert werden mussten. Stolz ragen auch die Rudimente terrestrischer Empfangsapparate und deuten auf eine ununterbrochene Medienaktualität des Hauses hin. Last but not least zu erwähnen: Die Blue Box gleich rechts neben dem Eingang. Damit konnten sich die Bewohner des Hauses bereits in den 60er Jahren kostenlos in alle möglichen Netze hacken, sie brauchten nur zu pfeifen (nicht überprüfte Behauptung eines Experten). Heute wäre eine Welt ohne Hacker so unvorstellbar wie ein Netz ohne Maschen oder ein Haus ohne Dach oder eine Schüssel ohne Inhalt.

Das angerundete Fenster


Mein Schloß hat als Schandfleck ein angerundetes Fenster.
Früher waren alle Fenster von meinem Schloß krätzig und räudig, aber es fiel nicht auf, denn die Zeiten waren so. Dann kam die Große Änderung, und die Tichler nahmen überhand, zogen von Haus zu Haus und bauten mit erstaunlicher Chuzpe Millionen neue Plastefenster in die Höhlungen. Für viel Geld und Leute, die gern mit Farbe rumkleckern, wurden auch Holzfenster bereitgestellt. Das angerundete Fenster aber, räudig und krätzig, lässt die frechen Tichler zurückweichen und Verwünschungen ausstoßen, und das ist ja auch schon mal was.