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Tsunami der Kreativität

Die Wunderlampe (Beispielfoto)

Der Chef der Agentur hatte durchs Telefon gebrüllt, dass er jetzt endlich die Vorschläge des kleinen Herrn Schönleben („Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag?“ — „Äh, Homeoffice?“) benötigte, den innovativen Namen des Elektrofahrzeuges betreffend, für den er unter größten Anstrengungen den Auftrag an Land gezogen hatte. Nun müsste nur noch das bisschen Arbeit gemacht werden, aber das sei ja in dieser Firma alles andere als selbstverständlich geworden. Also dallidalli, irgendeinen blöden Namen mit e drin, dran, drunter, drüber, kann ja nicht so schwer sein. Die Bindestriche oder sonstigen Verzierungen würde der Art Director, dieser Depp, dann schon noch ranbasteln. Deadline 1436, Uhrenvergleich.

Es war 1327 MESZ. Der kleine Herr Schönleben schleppte sich zur Wunderlampe, die er neben dem Bett aufgestellt hatte, knipste sie an und tippte in sein E-Mail-Programm:

Betreffend e-Gefehrt:

Edelebereschenbeerentresterbecherscherbeneselfellkehrbesenfeststellbremsenbestellzettelheftentwertergesellenwestregenpellenfetzenrestentwendeverbrecherzellendeckenweberknechtentsetzen

Beste Greeße
Scheenleeben

Dann hüpfte er frohgemut, sich seiner Heldentat vollends bewusst, aufs Tagesschlummersofa und fiel in ein tiefes Koma.

Veränderung — Würze des Lebens

„Nun“, dachte der kleine Herr Schönleben nach einem Blick auf die Uhr und einem zweiten aus dem Fenster, wo sich die glockenhellen Stimmchen der Sperlingsschwärme mit dem Knallen der Knospen zu einer Sinfonie des Irrsinns vermischten, „es ist dann wohl an der Zeit.“

Schweren Schrittes schlurfte er zum Kleiderschrank, sortierte den vom Getränkehändler A. Nitzsche „ausgeborgten“ Mantel zwischen die Saisonware, zog das Tweetjacket für die Übergangszeit heraus und war eigentlich gar nicht böse darüber, der kuschlichen Kapuze entkommen zu sein, die sein Gehirn schon mehrmals, der Wärmeentwicklung wegen, hatte „aussteigen“ lassen. Bei den Videokonferenzen mit dem Artdirector würden von nun an die demütigenden Verweise auf die seltsame Bekleidung Schönlebens entfallen; einzig und allein seine mangelhaften Arbeitsergebnisse (in Qualität, Quantität und Termintreue) würden Anlass zu unerfreulichen Konfrontationen bieten. Aber auch das würde vorbeigehen, in stoischer Gleichgültigkeit war Schönleben geübt, und im Kühlschrank wartete ein Geschenk des lieben Getränkehändlers (überreicht, um an die offenen Rechnungen zu erinnern), das die Sorgen um das Scheitern an der Fertigung der neuen Internetpräsenz der Gurkenfabrik Schmollschnopfen im Nu wegspülen würde.

„Wozu braucht eine Gurkenfabrik eine Internetpräsenz, und wozu brauchen Gurken eine Fabrik?“ fragte sich der kleine Herr Schönleben kopfschüttelnd, bis die Nähte sich lockerten. „Wachsen die nicht in Vietnam?“

Im Namen des Auftrags

Der kleine Herr Schönleben zog sich die Kapuze über den Kopf. Eben hatte er einen Anruf vom Art Director der Agentur erhalten, in der er, wenn er sich recht erinnerte, angestellt war. Die Stimme des Directors, der gar kein Direktor war, was ihm regelmäßig von Herrn Schönleben vorgehalten wurde, hatte sich überschlagen, die Membranen des Lauterzeugers hatten geklirrt, die Schönlebenschen Ohren flatterten selbst jetzt noch, unter der Kapuze. Es ging wohl um einen Auftrag, der liegengeblieben war, genauso wie sein Beauftragter, Herr Schönleben, auch liegenblieb, täglich, länger als er plante, aber kürzer als er könnte.

Nach einer ausführlichen Betrachtung der leeren Kaffeedose und dem Lauschen nach dem Geschrei der Nachbarn durch Decken und Böden des großen Hauses hüpfte der kleine Herr Schönleben behende auf sein Sofa, um sich erst einmal grundlegend weiterzubilden und damit irgendwann den vermessenen Ansprüchen seines Art Directors (in Gänsefüßchen) Genüge zu tun.

Die orange Orange

Vor einem Obstkorb, in dem sich eine Orange befindet, steht ein Weihnachtsmann (Beispielfoto)

Der kleine Herr Schönleben stand vor dem Obstkorb und dachte nach. Im Obstkorb vor ihm lag eine Orange. Schönleben trug noch das Weihnachtsmannkostüm, das er, soviel musste er in seinem Inneren nun doch einräumen, aus dem Getränkemarkt von Herrn Nitzsche entwendet hatte, als er von diesem am Heiligabend eingeladen worden war. Das Kostüm hielt sehr schön warm, und draußen war es noch kalt. Wieso sollte er es nicht auftragen, bis er irgendwann vom Gesundheitsamt die Anweisung bekommen würde, endlich aus dem Haus zu gehen und Getränke anzuschaffen, um nicht zu dehydrieren? Dann könnte er mit seiner Dieselameise, die Kapuze böse über den Kopf gezogen wie ein Repper, bei Nitzsche aufkreuzen, ihm lässig das Kostüm auf den Tresen legen und durch die kleinen Zähne murmeln: „Drei Kraftbier, aber dalli, Freundchen! Und eins machen wir hier gleich alle, oder, alter Nikolaus?“

Diese Aussicht stimmte den kleinen Herrn Schönleben sehr vergnügt, er begab sich wieder in die Tiefen seines Bettes und hatte ein gutes Gefühl, weil er die hübsche Orange am Leben gelassen hatte.

Der glücklich bewältigte Auftrag

Der kleine Herr Schönleben war glücklich, in einer namhaften Agentur seinen Beitrag zum Bruttosozialprodukt leisten zu dürfen, auch wenn der Artdirektor diese Leistung regelmäßig beim Morgenappell (Video) in Zweifel zu ziehen pflegte.

Beim aktuellen Auftrag indes würde ihm das nicht passieren, dachte der kleine Herr Schönleben, auch wenn das Kleidungsstück, das er seit Wochen trug und freudig bejahte, sein Gehirn über das verträgliche Maß hinaus erhitzte. Bei der geforderten Arbeit ging es um das Werbeplakat für ein Kreuzfahrtschiff, die „Vera“, und Schönleben streifte, statt sich mit Filzstiften und Pinseln abzuplagen, von einer glücklichen Ahnung befeuert, durch die WG-Zimmer. Da hing es, an der Wand, fein gerahmt, unglaublich schön und in aktuellem Stil gezeichnet! Selbst den Text konnte man unverändert übernehmen, wenn er das Gebrüll des Chefs am Telefon richtig in Erinnerung hatte, irgendwas mit Vera und Cruzes.

Der kleine Herr Schönleben fummelte das Bild aus dem Rahmen, ließ es, ohne größere Schäden zu verursachen, durch das Faxgerät laufen, seufzte ob der getanen Kreativarbeit, schleppte sich in sein Zimmer, ließ sich rücklings aufs Bett fallen und schlief sofort ein.

Im Banne des Unaussprechlichen

Der kleine Herr Schönleben irrlichterte immer noch im Weihnachtsmannkostüm, das er am ersten Feiertag beim Getränkehändler „ausgeliehen“ hatte, durch seine Wohnräume. Er inspizierte die Geschenke, die wie von Zauberhand über ihn gekommen waren, und wunderte sich jeden Tag, dass keines der schönen Stücke durch die Mitbewohner entwendet wurde. Am besten gefiel ihm ein großes buntes Bild, das ihm irgendwie aus dem Fernsehen bekannt vorkam. Er konnte sich gar nicht daran sattsehen, vergaß dann oft zu schlucken und bekam einen fürchterlichen Hustenanfall, der ihn für die Dauer des haltlosen Röchelns sehr erschreckte. Schließlich aber wandte er sich wieder freudig den vielfältigen Farben und Formen der unbekannten Lebensform zu, die hier abgebildet zu sein schien.

Weihnachten im Getränkemarkt

Nitzsche, Hofknecht, Schönleben, von links (Beweisfoto)

Der kleine Herr Schönleben hatte von seinem Getränkehändler eine Einladung zur gemeinsamen Feier des Weihnachtsfestes erhalten. Bereits am Tag danach konnte er sich nicht mehr an den Grund der Einladung erinnern, und schon gar nicht an die Feier selbst.

Wie groß war sein Erstaunen, als ihm ein Brief mit einem Foto zugestellt wurde, auf dem er mit dem Inhaber, Herrn A. Nitzsche, und dem Hofknecht des Getränkemarktes zu sehen war. Alle drei trugen Weihnachtsmannkostüme und schienen sich prima zu amüsieren. Im Brief befand sich außerdem eine Rechnung über die angeblich verzehrten Getränke, inklusive Pfand, denn „der Pfandautomat ist kaputt“.

Der kleine Herr Schönleben erstarrte, als er des geforderten Betrages gewahr wurde, beschloss nach kurzer Überlegung, nichts zu unternehmen, sich so wenig wie möglich zu bewegen und auch das Kostüm weiter zu tragen, denn es gefiel ihm, besonders die Kapuze.

Tödliche Gefahren der Sommerzeit

sommerzeit

Während das Greinen der an sich selbst empfindsamen Bevölkerung über die Mühsal und Zumutung der Sommerzeit für den neutralen Beobachter kaum nachzuvollziehen ist, birgt der Umstellungsvorgang zum Beispiel für den kleinen Herrn Schönleben erhebliche, sogar tödlich zu nennende Gefahren aufgrund der in großer Höhe angebrachten Uhren in seinem Umstellungsverantwortungsbereich. Hoffen wir, dass auch diesmal wieder alles gut geht.

Ansichtskarte aus Ägypten

aegypten

Dem kleinen Herrn Schönleben geht es gut.

Das überreichliche Essen schmeckt wie zu Hause, die Getränke sind gekühlt und, entgegen den Gepflogenheiten der Region, sehr alkoholreich, die Sonne scheint „wie die Sau“, das Zimmer ist ausreichend geräumig (für kleine Gäste), nur die Mitreisenden sind unattraktiv, zudringlich und laut, laufen mit Schnorcheln und Taucherbrillen behängt halbnackt durch die Lobby des Hotels, riechen nach Fisch und werfen aus dem Bus heraus Gegenstände auf die Straße, „für die Armen“.

Das Foto zeigt den kleinen Herrn Schönleben vor der Neunheit von Heliopolis, die freundlicherweise direkt am Pool aufgebaut und mit einem Lichtbildautomaten versehen ist.

Bald kommt das kaputte Flugzeug und holt alle wieder ab.

Probleme des Guitarrenwesens

guitarre

Der kleine Herr Schönleben, der das Geklimper auf dem Klavier wegen der Störgeräusche aus den benachbarten Wohnungen satt hatte, betrieb die Anschaffung eines alternativen Gerätes zur Lauterzeugung. Stundenlang lungerte er im örtlichen Pfandhaus herum und zupfte an den Guitarren, die erfolglose Musiker, genervte Ehefrauen und drogensüchtige Guitarristenkinder gegen geringes Entgelt zur Aufbewahrung abgegeben hatten.

Allein, der kleine Herr Schönleben konnte sich nicht entschießen, eines der Stücke zu erwerben. Zum einen schien seine körperliche Beschaffenheit nicht stabil genug, das Zupfen der scharfen Saiten zu überstehen. Zum anderen war er einfach zu klein, um gleichzeitig einen Akkord zu greifen und ihn über den Tonabnehmern anzuschlagen. Auf dem Klavier konnte er notfalls von einer Seite zur anderen laufen, wenn sich hohe Töne mit niedrigen abwechselten. Würde er versuchen, sich die Guitarre umzuhängen, könnte er nicht einmal über ihren sinnlos hohen Korpus hinwegsehen.

Folgerichtig verließ der kleine Herr Schönleben nach langer Überlegung das Pfandhaus und hatte eine aufkommende kleine Melancholie, nun doch nicht als der neue Chuck Berry in die Annalen der Musikgeschichte einzugehen, in der gleißenden Frühlingssonne des Februars bereits vergessen, bevor die Tür ins Schloss fiel.

Der Pianist

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Der kleine Herr Schönleben fand in einer Wohnung, von der er annahm, dass es die seine war, ein Piano vor. Er besetzte frohgemut den dazugehörigen Hocker und klimperte, ohne sich um die aufgeschlagenen Notenwerke zu kümmern, fröhlich drauflos. Kontrapunktische Musik umströmte seine perfekt angebrachten Ohren, benebelte seine Sinne und weckte nie erlebte Emotionen. Nach kurzer Zeit erfreute hinzukommendes, freejazziges Schlagwerk seine Sinne, von oben, von unten, von den Wänden klapperte es in freier Rhythmik, schließlich gellten Zimbeln von der Tür her, und der kleine Herr Schönleben hieb wie rasend in vollendetem Glücksrausch auf die Tastatur ein, bis er sich erschöpft nach hinten lehnte, den Zimbeln und quadrophonischen Klopf- und Hammerinstrumenten ihr wohlverdienstes, langsam ausklingendes Solo gewährte und die Session schließlich mit einem bewusst schief gesetzten, lang auslaufenden Akkord beendete. Dann hüpfte der kleine Herr Schönleben von seinem Hocker, eilte zum Kühlschrank und öffnete eine Fruchtmilch, von der er annahm, dass sie ihm gehörte.

Der unbasische Kaffee

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Der kleine Herr Schönleben, vertretungsweise für die Zubereitung des Morgenkaffees eingeteilt, erstarrte mitten in der Dosierung des Pulvers, weil ihm bewusst wurde, dass es sich bei Kaffee um ein säurebildendes Genussmittel handelte, von dessen Verzehr ihm durch diverse Ratgeber dringend abgeraten worden war. Irgendwann aber löste sich die Verkrampfung, er schaufelte Unmengen von Tomaten, Weintrauben, Rettichen und sonstigen Basenbildnern aufs Tablett, legte, des perfekten Gleichgewichts wegen, noch einen gezuckerten (und deshalb schlimm sauren) Pfannkuchen obenauf, brachte alles in sein Bett zum Verfrühstücken und harrte der Antwort seiner Gedärme auf dem Abort.

Das Moped

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Der kleine Herr Schönleben hatte sich zu Weihnachten ein ebenfalls kleines, leise summendes, elektrisch betriebenes Moped gewünscht, um dem Klima seine Referenz zu erweisen und Passanten auf dem Bürgersteig fast lautlos dahingleitend gehörig zu erschrecken.

Leider war der mit der Schenkung Beauftragte jahreszeitlich bedingt arg zerstreut und stellte ein dem Gewünschten nur entfernt ähnliches Modell auf den Hof.

Der kleine Herr Schönleben machte das Beste aus der Situation und beschloss, zwischen den Jahren im geräumigen Seitenwagen zu wohnen, bevor er das Produkt im Originalkarton an den VE Kraftfahrzeughandel zurücksenden würde.

Vom Finanzamt

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Der Briefkasten – Last und Lust seines Besitzers

Der kleine Herr Schönleben wurde anlässlich eines Besuches bei seiner Freundin auf das Kanapee gebeten, um fernzusehen. Still und aufmerksam ließ er den unglaublichen Murks, den sie euphorisch konsumierte, über sich ergehen und vergaß sofort, was er eben geschaut hatte. Nur eine beim fortwährenden Umschalten aufgeschnappte Warnung vor dem harten Durchgreifen des Finanzamtes gegen Steuerbetrüger, die die Freundin mit einem verächtlichen Ausstoßen von Luft kommentierte, blieb schließlich in seiner Erinnerung.

Von da an hegte der kleine Herr Schönleben eine beträchtliche Furcht vor dem Wirken des Finanzamtes. Täglich mehrmals lief er zum Briefkasten, um zu sehen, ob die Behörde es mittlerweile auch auf ihn abgesehen hätte. Erst nach mehreren Wochen wurden die Befürchtungen eines staatlichen Zugriffs auf seine Ersparnisse, von denen er nicht mehr wusste, wie er an sie gelangt war, überdeckt von den sonstigen Zumutungen seines Alltags. Schließlich vergaß er auch noch, solange dieser nicht überquoll, wo sich sein Briefkasten befand, und das waren einige der schönsten Tage seines Lebens.

Die Zähne und der Müll

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Am Waschbecken kann man prima Zähne putzen

Der kleine Herr Schönleben erinnerte sich eines Tages staunend, dass sein Zahnarzt ihn angewiesen hatte, zweimal täglich die Zähne zu putzen. Er strebte dem Waschbecken zu, suchte Zahnbürste und Zahncreme aus verschiedenen Kommoden zusammen und betrachtete sich lange und aufmerksam im Spiegel, ohne seinem Blick ausweichen zu müssen. Dann wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich vom unten auf der Straße rumorenden Müllwagen in Anspruch genommen, er vergaß seine Zähne und lief aufgeregt durch die Wohnung, um die verschiedenen Mülleimer einzusammeln und nach unten zur Tonne zu bringen. Zu spät natürlich, leer und stinkend nahm die Tonne die vergammelten Produkte in Empfang, aber ein schlechter Plan ist immer noch besser als gar kein Plan, wie es so schön unter Schachweltmeistern heißt.

Irgendwann brach überraschend die Nacht herein, die Stadt legte sich schlafen, und der kleine Herr Schönleben stand ihr in nichts nach.

Der Zweck der Kreissäge

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Der kleine Herr Schönleben, dem von einem windigen Vertreter eine gebrauchte Kreissäge aufgeschwatzt worden war, überlegte angestrengt, was er mit diesem Gerät eigentlich hatte zersägen wollen. Träumerisch strich er mit seinen kleinen Händen über die dicken Zähne des Sägeblattes, und wohlige Schauder durchfuhren seine Gedärme. Vielleicht Holz? Nun musste er also nur noch auf den Vertreter für ungesägtes Holz warten, und seine Nasenlöcher bebten in Erwartung des gewiss recht harzigen Deodorants, das dieser Vertreter in seinen Flur tragen würde. In großer Vorfreude eilte der kleine Herr Schönleben aus der Scheune zurück ins Haus, setzte sich in den Lesesessel am Ende des Flures und wartete auf das Schellen der Türglocke.

Der Sturm

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Vom Sturm hinweggefegt!

Als der kleine Herr Schönleben anlässlich eines besonders heimtückischen Sturmes von starken Winden durch die Straßen getragen wurde, landete er in einer kleinen Stichstraße auf einem Sofa, denn es war Sperrmülltag. Reichlich benommen fiel er in einen tiefen Schlummer, aus dem er erst erwachte, als nach dem Passieren einer der östlichen Grenzen des Kontinents die Schlaglöcher noch tiefer geworden waren als zu Hause in seiner Stadt. Ouh, dachte der kleine Herr Schönleben in dem rostigen, brüllenden und klappernden Transporter, das wird dann wohl meine erste Auslandsreise! Er erinnerte sich an die Erzählungen seiner Wanderfreunde über herzliche Einladungen zu Hochzeitsfeiern einheimischer Dorfbewohner, Gelage und Volkstänze. Allerdings wurde er schon am selben Abend vor dem Gebäude der Botschaft seines Landes ausgesetzt, denn die Sperrmüllverwerter wollten durchaus keine internationalen Verwicklungen provozieren.

Der Kaffee zum Tagesbeginn

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Am Kühlschranks mit Löffel

Als der kleine Herr Schönleben morgens die Küche betrat, stieg ihm der unwiderstehliche Duft frisch aufgebrühten Kaffees in die Nase. Hastig trank er, obwohl heiß, die Tasse in einem Schluck aus und fühlte sich sehr männlich und unbesiegbar. Nur schwer konnte er der Versuchung widerstehen, sich auch noch einen Zigarillo anzuzünden, um dem verlockenden Exzess weitere Nahrung zu geben. So schob er nur einen Stuhl an den Kühlschrank heran, den er, mit einem Löffel bewaffnet, erklomm, um eine große Schale Marmelade rückstandsfrei auszulöffeln. Dann warf er die Kühlschranktür zu, zerrte den Stuhl wieder scharrend an den Tisch und widmete sich seiner Tätigkeit im schöpferischen Marketing, um die Sippe zu ernähren und die Welt schlimmer zu machen.

Die Sippe bleibt verschwunden

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In der City am Fenster

Das Gedächtnis des kleinen Herrn Schönleben ließ seit einiger Zeit zu wünschen übrig. Nicht genug damit, dass er ständig Dinge verlegte, wie zum Beispiel den Flaschenöffner, und stundenlang missmutig das verschlossene Feierabendbier anstarrte. Neuerdings wurde er auch von der Vermutung geplagt, dass er irgendwann ein größeres Grundstück erworben und darauf ein ansehnliches Haus für sich und seine Sippe errichtet haben müsse. Allerdings konnte er sich überhaupt nicht an die Adresse dieses Anwesens erinnern, und die Sippe konnte er nicht befragen, denn sie war seit Wochen verschwunden. Immerhin kam ihm die Wohnung, aus der er durch das Fenster auf die Straße blickte, bekannt vor, und er winkte den Menschen, die unten vorbeiliefen, freundlich zu.