Kategorie-Archiv: Aus der Gechichte

Aus der Gechichte

Das schlampige Sonett vom Ende

Sieht aus, als müsst ich enden heute.
Drum kommt in meine Arme, Leute,
und schaut, was in den letzten Jahren
die Lipsigrader Themen waren.

Ihr findet Perlen, groß wie Bälle,
Gedichte, einfach auf die Schnelle
oder als schlampige Sonette
gereiht auf eine lange Kette,

dazu die Bilder, digitalen,
geklaubt aus hohen Hochregalen
und mit Erläuterung versehen,

die Haiku, streng nach Silbenzahlen:
Erzeugt mit Spaß und ohne Qualen.
Lest laut und lacht. Ich muss jetzt gehen.

Vom immerwährenden Geblubber

Jedem seine schwere Waffe (Beispielfoto)

Die Experten stehen Schlange. 
Vor der Sendung wird gesagt:
Keine Ahnung, keine Bange,
du bleibst hohl, wenn wer was fragt.

Ex-Major und Ex-Gefreiter,
jeder weiß, was Sache ist, 
Kamera als Wegbegleiter:
Kuck! Da hockt ein Kommunist!

Aus der trüben Ahnung Nebel
destillieren sie Anis.
Ouzo, Raki, kurzer Hebel,
schon steckt jeder auf dem Spieß.

Zwanzig Jahre Dienst mit Waffen,
nie die Krone auf am Spill.
Jetzt erklären sie den Affen, 
was Herr Putin wirklich will.

Dann durchschreiten sie zum letzten,
wirklich allerletzten Mal 
jene Pforte, wo sie fetzten 
sich im grünen Talkshowsaal.

Was die Menschen noch vermissen 
in Begeifer und Gebell
(„Ach ich täte ein mir pissen!“)
wär ein physisches Duell. 

Kleiner dicker Ex-Inspektor
gegen Admirale drei.
Wer noch übrig bleibt im Sektor,
den holt Putin, Wampe frei. 

Der Apostel der Freiheit

Das Bild wurde hingeschmiert von Maler Gofthe.

Wer ständig von der Freiheit prahlt,
hat sie doch längst verloren.
Wer sich im Licht der Wahrheit aalt,
hat sich dem Trug verschworen.

Die Freiheit wohnt in seinem Maul,
er muss sie nur verbreiten
und mit den Zähnen niemals faul
für seine Freiheit streiten.

Die Freiheit wohnt in seinem Darm,
sie wohnt in seinen Nieren.
Die Freiheit hält ihn täglich warm.
So wird er niemals frieren.

Wir stehen in der Freiheit Schuld.
Nur er weiß sie zu schätzen.
Wir hören ihn an seinem Pult
nur von der Freiheit schwätzen.

Ach würden wir von Freiheit satt
und könnt sie Obdach schaffen,
wir jubelten an seiner Statt
der Freiheit zu wie Affen.

Doch leider taugt die Freiheit nur
den Wenigen, die krallten
sich Gold im Schacht, Zeit in der Uhr,
und unsern Pferch verwalten.

Wir hocken taub im Freiheitswind
und sind schon ganz besoffen.
Komm lass uns gehn, ich hoff, es sind
die Notausgänge offen.

Wer ständig von der Freiheit prahlt,
hat sie doch längst verloren.
Wer sich im Licht der Wahrheit aalt,
hat sich dem Trug verschworen.

Lächerliche Begebenheit

Einst fuhr ich wirklich volle Kanne
mit meinem Maultier-Hengst-Gespanne
durchs Städtchen. Bis mich winkt die Kelle
des Vopo zur Gespann-Leitstelle.

Dort stand ich dämlich im Gehäuse
und musste blechen zwanzig Mäuse,
denn hinten links war wohl ein Platten.
Gut, dass wir noch kein Westgeld hatten.

Das Sonett vom Nichtabstieg

Der Abstieg (Beispielfoto)

Ich stehe zach am Klippenrand.
Die Angst vorm Abstieg ist gebannt,
seit Wochen nicht mehr relevant,
der Blick ins Internet entspannt:

Die Mannschaft blieb mit Tradition
und gegen manchen schlimmen Hohn
in ihrer Liga. Fern vom Thron.
Du wartest? Nu, ich komm ja schon!

Mal geht man auf,
mal geht man unter,
es ist ja eigentlich egal.

In schnellem Lauf
brüll ich mit Gunther
und schwenke meinen blauen Schal.

Vom Wildern

Wo die Fische wohnen,
darf man sich nicht schonen,
denn wir lassen alle
(Ausnahme: die Qualle)

Meeresfrucht uns schmecken,
wenn wir sie uns stecken
gierig in den Mund.
Denn das ist gesund.

Wo die Fischer wohnen,
gibt es abends Bohnen,
Speck und Kandis-Tee.
Sonntags auch Soufflet.

Aal nur für Touristen
aus den Räucherkisten.
Einst auch frisch vom Rost,
in der Zone Ost

illegal gestochen
von Klaus-Jürgen, Jochen,
Günter, Kurt und Rembert.
Namen sind geändert.

Zum Gedenken

Der Reichstag ist das nicht.
Und keine rote Fahne.
Es ist nur ein Gericht
von allererster Sahne

für den Verwaltungskram,
der nach der letzten Wende
über die Zone kam.
Ich grüße und beende.

Das schlampige Sonett vom revolutionären Maifeiertag

Zum Ersten Mai den Aufstand proben:
Das können wir getrost geloben.
Wir springen auf die Hollandräder
und kehren wieder, Stunden später,

mit einer Fahne froh zurück.
Dies ist der Aktivisten Glück
und unbestreitbar Schlachtenfeld:
die Straße und das Bockbierzelt.

Spartaner! Greift nun nach dem Speere!
Der Schaschlikmann gibt sich die Ehre.
Die Reden plätschern aus den Boxen

und reißen keinen von den Stühlen.
Lass uns mal im Programmheft wühlen:
Brät heute keiner einen Ochsen?

Dabei sein

In der 4. Woche
will dabei ich sein.
Trecker will ich fahren,
reiten auf dem Schwein,

Butter will ich stampfen,
baden tief im Korn.
Wo stehn unsre Bauern?
In der Welt ganz vorn!

In der 5. Woche
kehr ich heim zu dir.
Die Erträge steigen
dann beim Meerschweintier,

bei den güldnen Hamstern
und dem Goldfischzwerg.
Reisen muss sich lohnen.
Danke, Markkleeberg!

Der letzte Schnee

Ich hatte mir etwas Kunstschnee aus dem Winterurlaub mitgebracht und auf der Straße ausgelegt, um die Menschen zum Nachdenken anzuregen (ich wusste nicht mehr genau, worüber), aber die Wirkung verpuffte bzw. verdunstete aufgrund ausbleibender Passanten, so dass ich mir derartige Aktionen in Zukunft wohl verkneifen werde. Soll doch der Klimawandel machen, was er will.